Atomsprengköpfe und Polizisten-Kalauer

Ein paar Finsterlinge planen, Los Angeles und San Francisco in die Luft zu sprengen, um so einen Dritten Weltkrieg auszulösen. Ein Agentenpärchen will das verhindern. Klassischer Thrillerstoff also, aber Nelson DeMille würzt das ganze mit einer Prise Ironie und Humor, dass es fast wie eine Parodie des Genres daherkommt.
In seinem neuen Buch bedankt sich der Autor u.a. bei folgenden Personen: bei der Königin von England, bei Albert Einstein und bei Paris Hilton und Don DeLillo. Zu seinen Fans gehören der Schauspieler Bruce Willis, der ehemalige US-Verteidigungsminister William Cohen und Bill Clinton. Die Rede ist von dem amerikanischen Thriller-Bestseller-Autor Nelson DeMille, der in den USA mittlerweile populärer als sein Kollege John Grisham geworden ist.

17 Millionen Romane von DeMille sind bisher in den USA verkauft worden, seine bekanntesten waren "Goldküste" und "Die Tochter des Generals", 1999 mit John Travolta verfilmt. Sein vorletzter, achter Roman "Nachtflug" verdrängte sogar Dan Browns Roman "Das Sakrileg" vom Platz 1 der amerikanischen Bestsellerliste.

Und wie schon in "Nachtflug" so geht es auch in DeMilles neuem Roman "Operation Wild Fire" wieder um eine Verschwörung, an der diesmal fünf einflussreiche amerikanische Rechtsextreme beteiligt sind: u.a. ein Öl-Milliardär, der stellvertretende Verteidigungsminister der USA und der Sicherheitsberater des Präsidenten.

Sie planen mit Hilfe von Kofferbomben, in denen sich Atomsprengköpfe befinden, die Städte Los Angeles und San Francisco in die Luft zu sprengen, das ganze als Anschlag islamischer Terroristen auszugeben, um damit einen geheimen Plan der amerikanischen Regierung auszulösen, der den Namen "Operation Wild Fire" trägt. Dieser Plan sieht vor, bei einem atomaren Anschlag islamischer Terroristen mit Vergeltung zu antworten und 122 Städte der islamischen Welt wie Kairo, Bagdad, Teheran etc. mit Atomraketen auszulöschen.

Auf Seite 80 weiß der Leser Bescheid, dann beginnt der Kampf Gut gegen Böse. Nach klassischem Western-Muster gestrickt galoppiert die Handlung auf den verbleibenden 540 Seiten auf den Showdown zu.

Die Guten, die Helden, das sind zwei Polizeibeamte, ein Ehepaar, sie beim FBI, er bei einer Anti-Terror-Einheit, und mittlerweile die Serien-Helden in DeMilles Romanen. Beide sorgen dafür, dass zu dem Nervenkitzel der höchst spannenden polizeilichen Ermittlungsarbeit auch noch ein sehr unterhaltsamer wie komischer Geschlechterkampf dazukommt.

Humor ist neben dem Gänsehauteffekt die zweite tragende Säule des Romans. Diese beiden Ebenen so nahtlos zu verquicken, das macht DeMilles Reiz aus, wenn man denn als Leser auch einen Sinn für Polizisten-Kalauer und Beziehungs-Slapstick hat, in den das Traumpaar beständig gerät: die gepflegte, kultivierte Frau und ihr Ehemann, ein bekennender Biertrinker und Kulturbanause, dessen zynischen Äußerungen nie politisch korrekt, aber fast jedem Mann aus der Seele gesprochen sind. Nebenbei liefert der Autor psychologische Analysen und heitere Lebens- bzw. Partnerberatung gratis: Da hat die Heldin beispielsweise folgende Erkenntnis:

"Wenn du geil bist, bist du immer viel netter!"

Was DeMille genial beherrscht, ist die Gratwanderung zwischen bitterbösen politischen und verstörenden Themen und der Persiflage des Genres selbst. DeMille spielt mit Klischees und nimmt sich selbst auf den Arm, aber er bleibt dabei eben auch immer der alte, politisch harte und investigative Journalist der "New York Times".

"Operation Wild Fire" lebt stark von seinem burlesken, schnodderig-amerikanischen, oft sogar auch kalauernden Wortwitz, dessen Leichtigkeit der Übersetzer Georg Schmidt kongenial ins Deutsche übertragen hat.

Rezensiert von Lutz Bunk

Nelson DeMille: Operation Wild Fire
Übersetzt von Georg Schmidt.
Ullstein Verlag 2007
621 Seiten, 22.90 Euro