Atommüll

Die Rostfässer von Brunsbüttel

Von Dietrich Mohaupt |
Im stillgelegten Kernkraftwerk Brunsbüttel wird schwach- und mittelradioaktiver Müll in Fässern gelagert. Nun wurde bekannt: Zahlreiche Behälter sind von Rost befallen und undicht.
Die Inspektion habe ergeben, dass 18 der insgesamt 70 Fässer in der untersuchten Kaverne "Anzeichen von Korrosion" aufweisen - so der Wortlaut in der Pressemitteilung des Kraftwerksbetreibers Vattenfall. Bei dem in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständigen Minister Robert Habeck klang das heute Morgen etwas anders:
"Bei einem Fass ist tatsächlich Material ausgetreten, also das Fass ist durchgerostet, es ist ein Loch in dem Fass und man sieht so eine Lecknase von wahrscheinlich Filterharzen, die da ausgetreten sind."
Und deshalb müssen die Fässer jetzt mit einer besonderen Technik aus den Kavernen gehoben werden. Es dürfe auf keinen Fall etwas von dem strahlenden Müll in die Umwelt gelangen, betonte der Minister.
"Die Bergung wird so funktionieren, dass man eine Art Sack darüber stülpt, die Fässer leicht anhebt, dann von unten dicht macht und dann geschlossen raus hebt, so dass kein radioaktives Material austreten kann."
Warten auf das Endlager
Anschließend sollen die Fässer in sogenannte endlagerfähige Gusscontainer umgefüllt werden und in einer noch zu errichtenden Halle gelagert werden - bis das geplante Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle Schacht Konrad bei Salzgitter in Niedersachsen betriebsbereit ist. Nach jetzigem Planungsstand wird das nicht vor 2021 der Fall sein. Für Brunsbüttel steht der Zeitplan für die nächsten Aktionen bereits fest.
"Wir werden in diesem Jahr weitere drei Kavernen öffnen - es gibt davon sechs in Brunsbüttel, zwei von denen haben aber auch noch Materialien eingelagert, die hoch verstrahlt sind, die kommen aus den Anfangsjahren des AKWs - und ab 2015 werden wir dann die Einrichtung vorliegen haben und die Fässer bergen."
Insgesamt warten 631 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus dem Betrieb des Kernkraftwerks in den Kavernen auf ihre Entsorgung - von denen seien wohl auch etwa 25 Prozent beschädigt, vermutet Minister Habeck. Wie viele ähnlich gelagerter Fässer an andern Kraftwerksstandorten auch von solchen Schäden betroffen sein könnten, darüber könne man nur spekulieren, betonte Uwe Hoffmann von der Kieler Atomaufsicht. Er könne nur auf ein Gutachten der Uni Hannover aus dem Jahr 2006 verweisen.
"In diesem Gutachten ist deutlich geworden, dass über den Daumen zehn Prozent der Fässer Korrosionserscheinungen zeigen - und untersucht wurden meines Wissens, also das ist jetzt aus der Erinnerung heraus, etwa 20.000 Fässer - also in der statistischen Auswertung."
"Wir haben da ein Problem an der Backe"

2000 verrostete Fässer mit Atommüll - hochgerechnet - wären das dann. Keine allzu rosigen Aussichten aus Sicht des grünen Energiewendeministers Habeck.
"Wenn man sich das anschaut, dass man noch nicht mal in der Lage offensichtlich ist, schwach- und mittelradioaktiven Müll sicher endzulagern - dann wird einem noch einmal vor Augen geführt, dass wir diese ganze Atomtechnik nie hätten anfassen sollen. Wir haben da ein Problem an der Backe, das uns vor immer neue und scheinbar immer größere Herausforderungen stellt."