Asylpolitik-Experte rechnet mit Flüchtlingsstrom aus Libyen

22.02.2011
Der Asylpolitik-Experte Tillmann Löhr rechnet mit einem Flüchtlingsstrom von Libyen nach Europa, sollte das Regime unter Gaddafi zusammenbrechen. Er fordert von den Ländern der Europäischen Union, im Umgang mit Flüchtlingsströmen aus Afrika ihre Zusammenarbeit mit Drittstaaten zu überdenken.
Der Autor ("Schutz statt Abwehr. Für ein Europa des Asyls") wies besonders auf die bilaterale Zusammenarbeit Italiens mit Libyen hin. Der nordafrikanische Staat bekomme von Italien "erhebliche Geldmengen" dafür, dass er die Grenzen für Flüchtlinge abriegelt. Dort würden diese entweder direkt inhaftiert oder gegebenenfalls in die ursprünglichen Verfolgerstaaten abgeschoben. Italien und die gesamte EU müssten sich fragen lassen: "Wollen wir mit jemandem wie Gaddafi zusammenarbeiten? Wollen wir Flüchtlinge abwehren unter Hinnahme von Menschenrechtsverletzungen?"

Sollte das Regime unter Gaddafi zusammenbrechen, rechnet Löhr mit einem Flüchtlingsstrom von Libyen nach Europa. Gaddafi habe seit Inkrafttreten des Abkommens mit Italien die Kontrollen massiv verstärkt: "Wenn jetzt die Kontrollen auf dem libyschen Gebiet zusammenbrechen, dann kann es in der Tat sein, dass viele der Personen, die Libyen insbesondere als Transitland nutzen, jetzt auf See kommen und sich aufmachen."

Das vollständige Gespräch mit Tillmann Löhr können Sie mindestens bis zum 22.7.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.

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