Astronautin Samantha Cristoforetti

"Wir müssen uns ums Raumschiff Erde kümmern"

34:11 Minuten
Die Astronautin der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) Samantha Cristoforetti überprüft ihren Druckanzug in Vorbereitung auf die Abreise von der Internationalen Raumstation nach 6 1/2 Monaten im All.
Bei uns im Gespräch: Samantha Cristoforetti, die derzeit einzige aktive ESA-Astronautin. © AFP/ Handout/ ESA/ NASA
Moderation: Gisela Steinhauer · 29.08.2019
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Hartes Training und viel Geduld brauchte es, um sich auf diese Reise vorzubereiten: 200 Tage hat die Astronautin Samantha Cristoforetti auf der Internationalen Raumstation gelebt. Jetzt hat die Italienerin über ihren Weg ins All ein Buch geschrieben.
Als die Astronautin Samantha Cristoforetti aus der Internationalen Raumstation ISS auf den Heimatplaneten blickte, hatte sie das Gefühl, "dass wir so eine Art Besatzung sind auf dieser Erde. Man sieht ja die Erde von außen, und das schaut wirklich so aus wie eine Art Raumschiff, auf dem wir alle zusammen unterwegs sind." Und auf diesem Raumschiff sollten "wir alle irgendwie zusammenarbeiten, uns um das Raumschiff kümmern und uns auch ein bisschen umeinander mehr kümmern."
200 Tage lang, von 2014 bis 2015, war die Italienerin Samantha Cristoforetti Bordingenieurin auf der ISS. Als einzige Frau und einzige Europäerin mit drei Russen und zwei Amerikanern. Da hatte die polyglotte Astronautin auch mal sprachlich zu vermitteln, wenn es mit dem Russisch der amerikanischen Kollegen haperte oder umgekehrt. Samstags, wenn Putztag war in der ISS, mussten auch die Herren der Schöpfung durchwischen.

Vertreterin der ganzen Menschheit im Weltall

Im "Heim der Menschheit im Weltall", wie sie die ISS nennt, hatte sie das Gefühl, "dass man die ganze Menschheit da vertritt." Doch bis dahin war es ein harter Weg, den sie in ihrem aktuellen Buch nachzeichnet. Mehrere tausend Menschen hatten sich für das Ticket ins All beworben. Den ersehnten Anruf der europäischen Raumfahrtorganisation ESA, dass die Wahl auf sie gefallen war, verpasste Samantha Cristoforetti, sie stand gerade unter der Dusche. Doch zum Glück für sie gibt es Emails.
Vom Flug in den Weltraum hatte die italienische Hotelierstochter schon als Kind geträumt. Um diesen Traum zu verwirklichen, studierte Samantha Cristoforetti Luft- und Raumfahrt. Und ließ sich bei der italienischen Luftwaffe zur Kampfpilotin ausbilden. "Ich bin zwei Marathons parallel gelaufen", sagt Samantha Cristoforetti über diese Zeit, denn die Pilotenausbildung und das Astronauten-Training überschnitten sich zeitlich. Dennoch: "Ich habe nie zu mir gesagt: 'Ich schaff das nicht'."

Gesegnet auf die Startrampe

Dabei ist Cristoforetti überhaupt nicht verbissen, sondern sehr fröhlich, sie lacht viel. Auch wenn sie von den Ritualen erzählt, die sie vor dem Start mit einer russischen Sojus-Rakete absolvieren musste: Eine alte sowjetische Filmkomödie anschauen, einen betagten sowjetischen Rocksong hören, Segnung durch einen russisch-orthodoxen Popen.
Lunar Gateway heißt das Projekt, bei dem Samantha Cristoforetti derzeit mitarbeitet: Eine geplante internationale Raumstation, die irgendwann mal um den Mond kreisen soll. Bei diesem Projekt vertritt sie für die ESA die Belange der Besatzungen, jener Menschen also, die in Zukunft im Mond-Orbit leben sollen. Nach der Raumstation ist vor der Raumstation.
(pag)
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