"Eine Entwicklung, die in Deutschland absehbar ist"
Anfang Januar startet in Baden-Württemberg ein Medizin-Projekt: Ärzte dürfen Privatpatienten per Telefon oder online behandeln. Gibt es bald keinen direkten Kontakt mehr? Sind Fehldiagnosen zu befürchten? Der Arzt Franz-Josef Bartmann sieht keinen Anlass zur Sorge.
In der Schweiz und in Großbritannien ist es schon erlaubt: Ärzte stellen Diagnosen durch die Telemedizin. Baden-Württemberg sei nun "der Schrittmacher für eine Entwicklung, die in Deutschland absehbar" sei, sagt Franz-Josef Bartmann. Der Chirurg versichert aber, dass auch künftig die persönliche Untersuchung vor einer komplizierten Behandlung Standard bleibe:
"Die Möglichkeiten der telemedizinischen Begleitung sind doch begrenzt vor allem auf die Situationen, wo man eindeutig aufgrund eines Gespräches auf eine Diagnose schließen kann und Behandlung dieser Erkranknug, die man dabei diagnostiziert, nicht ein ärztliches Eingreifen erfordert."
Bartmann, der dem Vorstand der Bundesärztekammer angehört, erkennt Vorteile für Ärzte und Patienten: Diese müssten für eine einfache Beratung nicht stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen. Und Ärzte könnten sich gerade auf dem Land lange Fahrtwege ersparen. Die Erfahrungen in der Schweiz zeigten, dass das nicht - wie von Kritikern befürchtet - zu Fehleinschätzungen führe. Die Zukunft stellt sich Bartmann so vor: Eine virtuelle Sprechstunde werde der tatsächlichen vorgeschaltet - "denn bei schweren Erkrankungen wird nach wie vor ein Kontakt zwischen Arzt und Patient unvermeidbar sein". (bth)