Arno Schmidt und Bargfeld

"Absolute Stille garantiert"

Das ehemalige Haus des Schriftstellers Arno Schmidt steht am 08.01.2014 in Bargfeld (Niedersachsen).
Arno Schmidts Haus in Bargfeld © picture alliance / dpa / Arno Schmidt
Von Hilde Weeg |
Mehr als 20 Jahre lebte er an diesem Ort und verließ nur selten das Haus. Sein Monumentalwerk "Zettel's Traum" hat er hier verfasst. Das Dorf Bargfeld bei Celle ist bis heute mit Werk und Schaffen des Schriftstellers Arno Schmidt verbunden.
Am Haus "Unter den Eichen 13" weist nur ein kleines Messingschild den Weg: Arno Schmidt Stiftung. Das Wohnhaus von Arno und Alice Schmidt steht etwas abseits im Garten – klein, freundlich, holzvertäfelt. Arno und Alice Schmidt zogen 1958 hier ein. Besuch nur nach Anmeldung, das gilt damals wie heute.
Geschäftsführerin Susanne Fischer schließt auf. Es riecht ein wenig ungelüftet, aber es ist geheizt.
Susanne Fischer: "So, wie es die Bücher gerne haben, die hier ja noch aufbewahrt werden in Arno Schmidts Bibliothek."
Hier entstand "Zettel's Traum"
Auf dem Schreibtisch zwei Brillen mit dicken Gläsern, die Schreibmaschine. Rundherum Bücher, James Joyce, eine Wieland Gesamtausgabe. Sein Hauptwerk, "Zettel's Traum", schrieb er im Ersten Stock.
Eine Schreibmaschine, eine Lupe und zwei Brillen liegen auf dem Schreibtisch des Schriftstellers Arno Schmidt (1914 - 1979) in seinem ehemaligen Haus in Bargfeld (Niedersachsen).
Der Schreibtisch des Schriftstellers Arno Schmidt (1914 - 1979) in seinem ehemaligen Haus in Bargfeld (Niedersachsen).© picture alliance / dpa / Christoph Schmidt
Der 1914 in Hamburg geborene Autor konnte sich nach den Kriegswirren und Wanderjahren endlich dem widmen, was er wollte.
Susanne Fischer: "Der ist nach Bargfeld gezogen, um auf dem Land in der ihm gemäßen Landschaft in Ruhe schreiben zu können. Aber er ist auch sehr gern spazieren gegangen, davon zeugen auch die vielen Fotos, die er hier gemacht hat, also er war hier schon unterwegs."
Auf das kleine Haus im Dorf hatte ihn ein Künstlerfreund hingewiesen. Nach der ersten Besichtigung konstatierte Schmidt zufrieden:
"Absolute Stille garantiert. Poststelle beim Gastwirt, ein weiteres Telefon beim Kaufmann, keine Kirche."
Die Bargfelder akzeptierten den Sonderling, man blieb freundlich distanziert. So ist es bis heute, bestätigt ein Bargfelder:
"Wir sind hergezogen und nach und nach hat man mitbekommen, welche Geschichte das Dorf hat, und das war eben dann dieser Schriftsteller. Sonst hat man da nichts von gewusst – im Vorfeld auf alle Fälle."
Arno Schmidts Erbe wir diskret verwaltet
Kaufmann und Post sind mittlerweile verschwunden, 180 Einwohner leben im Dorf bei Celle heute. Das Erbe wird diskret verwaltet - Jan Philipp Reemtsma hat das noch zu Schmidts Lebzeiten übernommen. Bis heute aber gibt es die Schmidt-Freunde, die sich – dem Dichter gemäß – ohne viel Aufhebens in und um Bargfeld einfinden. Der Antiquar Hermann Wiedenroth etwa, der seit 1990 im Bücherhaus am Dorfrand lebt:
"Ist eine gewisse Magie des Ortes. Ein Antiquariat so j. w. d., das war schon auch der Gedanke, an den Nabel der literarischen Welt zu ziehen."
Dass die Magie weiterhin wirkt, zeigt die besondere Geburtstagsfeier, die in Bargfeld zum 100. Geburtstag des Dichters am 18. Januar 2014 in der Heide stattfand. Wiedenroth hatte die Idee:
"Am Schauerfeld, etwas außerhalb Bargfelds, eine Lesung aus 'Zettel's Traum' anzusetzen. Und siehe da, quer aus ganz Deutschland, kamen nachher über 80 Leute zusammen. Die morgens um vier in der Landschaft mitmachten."
Schmidts Asche und die seiner Frau Alice sind hinter seinem Wohnhaus unter einem Findling vergraben. Heidschnuckenschafe auf der Weide nebenan. Kein Name, nichts weist darauf hin. Aber wer den Dichter sucht, der weiß, wo man ihn findet.
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