Arne Semsrott zum Facebook-Datenskandal

"Die Taktik fährt Facebook seit vielen Jahren"

Facebook-Logo auf erodierendem Grund mit Warnschild Datenkrake
Facebook-Logo auf erodierendem Grund mit Warnschild Datenkrake © imago / Ralph Peters
Arne Semsrott im Gespräch mit Anke Schaefer |
Eine Datenkrake ist eine Datenkrake ist eine Datenkrake. Deshalb hält der Journalist Arne Semsrott wenig von den Ankündigungen des Facebook-Chefs Mark Zuckerberg, die Probleme anzugehen: "Das ist eine nette PR-Strategie und nicht viel mehr."
Man arbeite daran, aber ein paar Jahre werde es dauern, bis Facebook seine Probleme gelöst habe. So Mark Zuckerberg, als er am Montag in einem Interview gefragt wurde, was der Internetkonzern gegen die Schattenseiten der schönen neuen Social-Media-Welt wie Hate-Speech, Fake News und Datenmissbrauch zu unternehmen gedenke.
"Das ist nämlich die Taktik, die Facebook schon seit vielen Jahren fährt. Nach jedem Skandal wird gesagt: Ja, das hätte nicht passieren dürfen, wir arbeiten jetzt daran, dass das nicht wieder passiert", sagt der Journalist und Netzexperte Arne Semsrott. "Das ist eine nette PR-Strategie und nicht viel mehr."

Facebooks Geschäftsmodell basiert auf Nutzerdaten

Facebooks Geschäftsmodell basiere nun einmal darauf, möglichst viele Nutzerdaten zu erheben und gewinnbringend zu verwerten. "Das wird Zuckerberg natürlich nicht ändern. Das müsste er aber ändern, um viele Probleme im Umgang mit Facebook zu ändern."
Der Facebook-Chef Mark Zuckerberg im November 2017
Der Facebook-Chef Mark Zuckerberg im November 2017© dpa-Bildfunk / AP / Jeff Roberson
Dass der Facebook-Chef in dem Vox-Interview ankündigte, die Anzahl der für die Datensicherheit zuständigen Mitarbeiter bis Jahresende von zehn- auf zwanzigtausend aufzustocken, löst nach Ansicht von Semsrott das Problem nicht. Denn das sei in vielen Bereichen nicht die Sicherheit der Daten.
So sei Cambridge Analytica ja nicht durch ein Leak an Facebook-Daten gekommen, sondern "ganz normal über die Schnittstelle von Facebook selbst", betont Semsrott. "Solange dieses Prinzip weiterbesteht, dass wahnsinnig viele Daten von Nutzerinnen und Nutzern auch von dritten Unternehmen genutzt werden können, dann werden auch viele dieser Probleme weiterbestehen. Und dann bringt es in dem Fall auch nichts, an der Sicherheit des Systems zu arbeiten."
 Arne Semsrott
Arne Semsrott© Deutschlandradio / Karoline Scheer
Den viel diskutierten Vorschlag, Facebook solle den Nutzern als Alternative eine kostenpflichtige, aber werbefreie Version seiner Plattform anbieten, hält der Netzjournalist für unrealistisch, da das gesamte Facebook-Geschäftsmodell auf Werbung basiere.

Regulierung auf EU-Ebene als Lösung

Insofern setzt Semsrott darauf, dass der Internetkonzern auf EU-Ebene stärker reguliert werde - und hierbei besonders auf die europäische Datenschutzgrundverordnung, die in zwei Monaten in Kraft tritt.
Diese schreibe "schon fast revolutionär" einheitliche Datenschutzstandards in der gesamten EU vor, mittels derer dann auch Facebook zu einem gewissen Standard gezwungen werden könne, betont er. "Deswegen glaube ich, ist das vor allem der Ansatz: europaweite Regelungen zu schaffen, denen sich dann über den großen Markt der EU die großen Unternehmen auch beugen müssen."
(uko)

Die gesamte Sendung "Studio 9 - Der Tag mit Arne Semsrott" können Sie hier nachhören: Audio Player

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