
Entdecken Sie mit der Dlf Audiothek die Vielfalt unserer drei Programme, abonnieren Sie Ihre Lieblingssendungen, wählen Sie aus Themenkanälen und machen daraus Ihr eigenes Radioprogramm.
Der Soziologe Armin Nassehi, Mitglied der Leopoldina-Expertengruppe, warnt davor, die coronabedingten Einschränkungen zu schnell zu lockern. Erst wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt seien, könne man damit beginnen.
Eine schrittweise Rückkehr zur Normalität empfiehlt ein interdispziplinäres Expertengremium der Leopoldina in der Coronakrise. Dazu gehört auch eine Wiederöffnung der Schulen. Das heiße aber nicht, dass man quasi übermorgen damit beginnen solle, sagt der Soziologe Armin Nassehi, der dem Gremium angehört. "Wir sind da sehr vorsichtig. Niemand behauptet, dass man von jetzt auf gleich die Dinge verändern muss."
Ohnehin will der Münchner Soziologe das 19-seitige Papier der Expertengruppe nicht als unnmittelbare Handlungsanweisung an die Politik verstanden wissen. Es versuche lediglich, "ein paar Schneisen zu schlagen, in welche Richtung das gehen kann", betont Nassehi. Notwendig sei ein langsames und mehrstufiges Vorgehen, das erst dann einsetzen könne, wenn sich die Infektionszahlen auf einem bestimmten Niveau einpendelten und das Gesundheitswesen nicht überlastet werde.
Sehr wichtig sei zudem, dass bei allen Lockerungsmaßnahmen ein starkes Monitoring stattfinde, unterstreicht Nassehi: "Man muss genau beobachten, ob die Maßnahmen positive oder negative Auswirkungen haben. Wir sind noch lange nicht über den Berg."
Über die Haltung der deutschen Bevölkerung, die coronabedingten Einschränkungen ihres Lebens weitgehend widerspruchslos hinzunehmen, zeigt sich Nassehi überrascht. Dass das - "man könnte fast sagen: butterweich" - möglich sei, hätte vorher wohl niemand zu denken gewagt:
"Es scheint so zu sein, dass die deutsche Bevölkerung tatsächlich die Maßnahmen für angemessen hält, sich daran zwar reibt, aber durchaus sieht, das hat Sinn."
(uko)
Unter welchen Bedingungen entsteht Protest? Das ist das Thema von Armin Nassehis neuem Buch "Das große Nein". Es erscheint am 15. April in der Edition Kursbuch.
Empfehlungen in der Coronakrise - Ethikrat will Debatte über Lockerung anstoßen
(Deutschlandfunk Kultur, Fazit, 11.04.2020)
Staatsrechtlerin Andrea Edenharter - "Es darf in der Coronakrise keine Denk- und Redeverbote geben"
(Deutschlandfunk Kultur, Tacheles, 11.04.2020)
Corona-Stellungnahme der Leopoldina - Die Blaupause für den Ausstieg aus dem Stillstand(Deutschlandfunk, Kommentare und Themen der Woche, 13.04.2020)