Armin Laschet und die strauchelnde CDU

Ein Zukunftsteam soll's richten

13:25 Minuten
Laschet und sein Team stehen auf einem Podium
"Aktion in erkennbarer Not": Armin Laschet bei der Präsentation seines Wahlkampf-Teams. © dpa
Andreas Rödder und Stephan Detjen im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 03.09.2021
Audio herunterladen
Katastrophale Wahlumfragen, die Popularität im Keller: Armin Laschet steht als Kanzlerkandidat der Union mit dem Rücken zur Wand. Nun hat er ein "Zukunftsteam" vorgestellt: Wird das helfen?
Es ist wohl Armin Laschets letzte Chance, in den Umfragen aufzuholen: Die Union hat für die heiße Phase des Wahlkampfes ein achtköpfiges "Zukunftsteam" aufgestellt, um damit Druck auf die SPD auszuüben.

Ein Team, vier Frauen, vier Männer

Der Kanzlerkandidat der Unionsparteien stellte in Berlin vier Frauen und vier Männer vor, die für CDU und CSU die Themen Finanzen, Klima, Sicherheit, Familie und Kultur in der Endphase des Wahlkampfes vertreten sollen. Zum Team gehören unter anderem Digital-Staatsministerin Dorothee Bär und Friedrich Merz.
Damit solle die gesamte Breite der Union demonstriert werden, so Laschet. "Ich freue mich zu sehen, welche weiteren Persönlichkeiten die SPD aufzubieten hat", stichelte er. Hintergrund ist, dass die Sozialdemokraten ihren Wahlkampf ganz auf Vizekanzler Olaf Scholz ausrichten - wegen dessen guten Persönlichkeitswerten in Umfragen.
Zum Team von Laschet gehören neben Bär und Merz nun die CDU-Vizevorsitzende Silvia Breher aus Niedersachsen, der aus Baden-Württemberg stammende CDU/CSU-Fraktionsvize Andreas Jung, die schleswig-holsteinische Kultusministerin Karin Prien, ihre sächsische Kollegin Barbara Klepsch, der Sicherheitsexperte Peter Neumann vom King's College in London und der Berliner CDU-Bundestagskandidat Joe Chialo.

Umfragen mit großer Unsicherheit

Die Union habe in den letzten Jahren "nur bedingt vielversprechende Nachwuchskräfte hervorgebracht", sagt der Historiker Andreas Rödder, der selbst das CDU-Parteibuch besitzt. Es sei aber nicht "das Schlechteste", ein solches Team breit aufzustellen.
Rödder rät seiner Partei dazu, aus der großen Unsicherheit, mit der Umfragen inzwischen behaftet sind, Hoffnung zu schöpfen: So hätten Wahlforscher bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und AfD vorhergesagt. Die CDU bekam schließlich 37,1, die AfD 20,8 Prozent.
In den letzten Umfragen zur Bundestagswahl hat die SPD die CDU überholt: Laut dem ZDF-"Politbarometer" liegt die CDU/CSU bei 22 Prozent, ihrem bisher niedrigsten Wert in dieser Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen. Die SPD steht bei 25, die Grünen bei 17 Prozent. AfD und FDP können jeweils mit 11 Prozent rechnen, die Linke kommt auf 7 Prozent.

Kurzfristig zusammengestellt

Allein mit dem neuen Team werde Laschet wohl nicht die Wende gelingen, meint unser Hauptstadtkorrespondent Stephan Detjen. Einige der Mitglieder hätten am Rande der Teamvorstellung in Berlin berichtet, sie seien erst vor einigen Tagen angerufen und gebeten worden, sich zur Verfügung zu stellen. "Das ist eine Aktion in erkennbarer Not gewesen", sagt Detjen.
Weil sich Olaf Scholz im Wahlkampf als Bewahrer Merkelscher Stabilität geriert, ist ihm von der Union bereits "Erbschleicherei" vorgeworfen worden. Rödder spricht von "historischer Ironie": Mit der Ausrichtung der CDU zur Mitte und nach links habe Merkel den Sozialdemokraten über viele Jahre hinweg "die Luft zum Atmen genommen". Jetzt drehe sich das Ganze um: "Die CDU gerät in akute Turbulenzen. Scholz macht auf Merkel. Und ganz am Schluss ist es die SPD, ist es Scholz, der von Merkel und ihrer Methode profitiert."

Güllner: Merz verprellt die liberalen Wähler

Auch Manfred Güllner, Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, glaubt nicht, dass Laschet mit seinem Team weit kommt. Es werde die Union nicht aus dem Umfragetief holen: "Unterm Strich dürfte das keinen Aufschwung bringen, sondern eher negativ als Panikreaktion eingeschätzt werden", sagte er Reuters.
Außerdem verprelle Friedrich Merz viele liberale Wähler – "das sind aber genau die Leute, die die Union aktuell verloren hat", so Güllner. Merz neige dazu, sich selbst zu überschätzen: "In unserem Politiker-Ranking erhält er ähnlich schlechte Werte wie Laschet."
(ahe/rtr)
Mehr zum Thema