Martha Argerich in Hamburg

Ravels Tastenshow

80:22 Minuten
Blick von schräg oben auf die Pianistin Martha Argerich, die am Flügel sitzt mit offenem Haar und freundlich schaut, während sie in die Noten blickt und spielt.
Martha Argerich: "Im Allgemeinen mag ich die russischen Komponisten besonders gern." © Adriano Heitmann
Moderaton: Mascha Drost · 02.05.2024
Martha Argerich und Hamburg, das ist seit vielen Jahren eine besondere Beziehung, da die Pianistin in der Hansestadt ein eigenes Festival hat. Hier ist sie bei den Hamburger Symphonikern mit einem rasanten Ravel-Konzert zu Gast. Dazu Werke von Boesmans und Prokofjew.
Der Dirigent des Abends, Sylvain Cambreling, kommt in dieser Konzertübertragung immer wieder zu Wort. Er hat maßgeblich das Programm mitgestaltet.

Leise Kraft

Philippe Boesmans, vor zwei Jahren gestorben, war ein Mann der leisen Töne, von dem man aber in höchsten Tönen schwärmen kann, so wie der Dirigent des Abends Sylvain Cambreling. Er sei ein Poet mit vielen Einflüssen , der sich im folgenden Stück mit etwas ganz Profanem beschäftigt: mit: den Nachbarn. Chambre d’a coté, Nebenzimmer heißt seine Komposition, Und man könnte meinen, das letzte, was ein Komponist gebrauchen kann, sind Geräusche von nebenan, im schlimmsten Fall: Musik.
Bei Philip Boesmans war das anders. Er fand die akustischen Begleiterscheinungen eines Mehrfamilienhauses im Gegenteil sehr inspirierend. So entstnadne sechs 6 Miniaturen für kleine Besetzung. Und endet mit einem plötzlichen Zuziehen der Gardinen.

Die Löwin der Tasten

Martha Argerich ist ein Jahrhundertphänomen, mit fast 83 Jahren unverändert virtuos, geschmeidig, kraftvoll.
Mit einem Peitschenhieb, einem lauten Knall beginnt dieses Konzert, das zwischen spanischem Flair und Hollywood hin– und hertänzelt. Ravel hatte es kurz nach einer großen Tournee durch Nordamerika geschrieben, und der Jazz hatte es ihm hörbar angetan.

Die große, alte Liebesgeschichte

Am Ende dieses Abends steht das berühmteste Liebespaar der Weltliteratur mit rasanter Geschichte: Erster Blickkontakt, Kennenlernen, Hochzeit, Trennung, Tod. Wofür andere ein Leben brauchen, genügen Romeo und Julia wenige Tage. Uunzählige Male wurde das Stück vertont, als Tondichtung, Oper, oder Ballett wie von Sergej Prokofiev.
Der Komponist habe jede der Figuren geliebt, sagt Sylvain Cambreling, der aus dem Ballett eine eigene Suite zusammengestellt hat.
Aufzeichnung von 26.04.2024 in der Laeiszhalle Hamburg

Philippe Boesmans
"Chambres d’à-côté" für Ensemble

Maurice Ravel
Konzert für Klavier und Orchester G-Dur

Sergej Prokofjew
Suite aus dem Ballett "Romeo und Julia"

Mehr zum Thema