ARD-Serie "Ethno"

Auch die Comedyszene weiß es nicht besser

08:35 Minuten
Ben (Benaissa Lamroubal) und Ramon (Arnel Tači) in der Comedy-Serie "Ethno": Beide sitzen in einem Auto und diskutieren miteinander.
Der chronisch klamme Ben (Benaissa Lamroubal, links, mit Arnel Tači) erlebt in "Ethno" jede Menge Diskriminierung - es darf trotzdem gelacht werden. © WDR / RebellComedy
Massoud Doktoran im Gespräch mit Max Oppel · 26.10.2020
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Comedians mit Migrationshintergrund spielen Islamisten und stolpern so in die Klischeefalle. Niemand zwinge sie dazu, aber die Miete müsse nun mal bezahlt werden, sagt der Comedyautor Massoud Doktoran. Genau das thematisiert die ARD-Serie "Ethno".
Das internationale Ensemble RebellComedy wurde 2006 von Usama Elyas und Babak Ghassim gegründet. Der WDR zeigte 2014 erstmals eine komplette Show der Comedians im deutschen Fernsehen. Mit "Ethno" geht nun die erste Serie des Ensembles für den WDR an den Start: vier Teile, mehrheitlich von Menschen mit Zuwanderungsgeschichten produziert. Das ist immer noch ein Novum bei einem solchen Projekt in Deutschland. Die Serie zeigt, mit welchen Problemen und Erwartungshaltungen eben diese Menschen in der deutschen Comedy-Szene konfrontiert werden.
Denn genau dort landet Ben, Sohn marokkanischer Einwanderer, gespielt von RebellComedy-Mitglied Benaissa Lamroubal, bei dem Versuch, sein Bafög-Darlehen zurückzuzahlen. Und natürlich wird von ihm auf der Bühne der "Ethnokasper" verlangt. Er soll den Salafisten geben, umringt von 72 Jungfrauen, das geht immer. Viele Entertainer mit Migrationshintergrund bedienen im Fernsehen auch Klischees.
RebellComedy-Autor Massoud Doktoran sagt, dieser latente Rassismus sei "oftmals gar nicht böse gemeint". Begabte Comedians begäben sich oft freiwillig in die Klischeefalle, um überhaupt einen Fuß in die Karriere-Tür zu bekommen und "um ihre Schulden und ihre Miete zu bezahlen". Das nehme die Serie gezielt aufs Korn. Unter anderem, indem als Bens einflussreichster Ratgeber sein persönlicher "Migrationshintergrund" zu Wort kommen darf. Ein Mann im Bärenkostüm, der sich ständig in den Vordergrund drängt. Natürlich nur, weil er das Beste für Ben will.
(mkn)

Alle vier Teile sind ab sofort in der ARD-Mediathek zu sehen. Ab 13. November, 21 Uhr, werden sie auf One ausgestrahlt.

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