ARD-Dokumentation

Krieg mit gefälschten Bildern

Standbild zum ARD-Film "Alles Lüge oder was?"
Ein ARD-Film beschäftigt sich mit gefälschten Bildern und Videos im Internet © ARD
Klaus Scherer im Gespräch mit Dieter Kassel · 26.10.2015
Besonders im Krieg sind Fälschungen von Bildern inzwischen gang und gäbe. "Im Internet geht alles", sagt der Journalist Klaus Scherer. Sein Film "Alles Lüge oder was? Wenn Nachrichten zur Waffe werden" ist heute um 22.45 Uhr in der ARD zu sehen.
Das Video erregte Anfang des Jahres Aufsehen: Angeblich erschoss darin ein etwa zwölfjähriger Junge, angeleitet von einem Kämpfer der Terrormiliz "Islamischer Staat", aus nächster Nähe zwei enttarnte russische Spione.
Die Szene ist mit Sicherheit Propaganda - und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch niemals so geschehen. "Wir können ausschließen, dass diese beiden Männer während dieses Videos tatsächlich ermordet worden sind", sagt ein Experte des Bundesnachrichtendienstes (BND) in einem Film des ARD-Journalisten Klaus Scherer, der heute Abend um 22.45 Uhr im Ersten gesendet wird ("Alles Lüge oder was? Wenn Nachrichten zur Waffe werden")
Warum die Fälschungen in Umlauf gebracht werden, ist nicht immer klar, es darf spekuliert werden. Im Video mit dem 12-Jährigen und den beiden Spionen legt die Bildanalyse nahe, dass aus der Waffe keine Kugeln kamen. Womöglich, so der BND, habe das Video nur Kinderkämpfer anwerben oder mögliche Spione abschrecken sollen. Womöglich – wissen tun wir das nicht.
Im Internet verbreiten sich Lügenvideos rasant
Ein weiteres Problem: Wegen der rasanten Verbreitung im Internet sind gestellte Videos und Bilder kaum wieder aus der Welt zu schaffen. "Früher wurde auch gelogen", sagt Klaus Scherer im Deutschlandradio Kultur. "Aber mittlerweile sind die Lügenvideos erfolgreicher als die, die sie als Lügenvideos entlarven. Das ist ein Problem." Das liege vor allem daran, dass es im Internet keine "gatekeeper" wie beispielsweise Nachrichtenredakteure gebe: "Im Internet geht alles", sagte der Journalist.
Scherer sprach bei den Recherchen auch mit dem bekannten amerikanischen Reporter Frank Sesno. Der gab eine beunruhigende Antwort, was die jetzige und künftige Bedeutungen der Fälschungen betrifft: Ein unzuverlässiger Wetterbericht werde langfristig nicht bestehen. Doch bei politischen Fragen wisse man noch nicht, ob die Menschen sich auf Dauer für das entscheiden, was sie wissen sollten – oder für das, was sie gerne hören.
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