Architektur-Aussstellung

Wie wir in einer pluralistischen Gesellschaft wohnen können

Sylvia Dreyer steht am Fenster ihres mobilen Hauses und schaut hinaus.
Klein, aber trotzdem ein Eigenheim: Auch die sogenannten Tiny Houses - Wohnungen auf kleinstem Raum - könnten langfristig eine Lösung gegen Wohnungsnot und Mietpreisexpolosionen sein. © dpa/Patrick Pleul
Ursula Kleefisch-Jobst im Gespräch mit Timo Grampes · 31.01.2018
Für verzweifelte Wohnungssuchende ist es kein Trost, dass eine eigene Wohnung zu den unverbrüchlichen Menschenrechten zählt. Auch Mittelschichtsbürger leiden heute unter brutal steigenden Mieten. Eine Ausstellung in Essen zeigt, wie man das Problem architektonisch lösen könnte.
Die UN-Menschenrechtscharta schreibt das Recht jedes Menschen auf eine Wohnung fest – also auch für jene, die über kein oder nur ein sehr geringes Einkommen verfügen. Doch auch in vielen deutschen Großstädten wird es selbst für Mittelstandsbürger immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Und wenn dies gelingt, müssen die Wohnungssucher sich oft mit wenig attraktiven Wohnungen in ebenso unattraktiven Bezirken begnügen.

Welche Erwartungen haben wir heute?

Das Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW in (M:AI) wirft mit der Ausstellung "Alle wollen wohnen. Gerecht. Sozial. Bezahlbar" in Essen einen umfangreichen Blick auf die Facetten des Wohnens. Dabei stehen der Umgang mit dem Wohnungsbestand, die Möglichkeit zur Ausweisung neuer urbaner Wohngebiete und die veränderten Erwartungen an Wohnraum in enger Verbindung miteinander. Was muss geförderter und bezahlbarer Wohnungsbau heute leisten?
Ursula Kleefisch-Jobst, Kuratorin der Ausstellung, sagt: "Die abgeschlossene Familienwohnung ist eigentlich während des ganzen 20. Jahrhunderts das ideale und bestimmende Leitbild des Wohnens gewesen. Und heute ist die Frage: Ist das immer noch ein Konzept, das in einer so pluralisierten Gesellschaft, in der wir leben, heute noch tragfähig ist."

Sozialer Wohnungsbau - Errungenschaft des 20. Jahrhunderts

Dabei liege im sozialen Wohnungsbau – eine wichtigen Errungenschaft des 20. Jahrhunderts, die etwa während der Zeit der Weimarer Republik vielerorts vorbildlich umgesetzt wurde – nicht die Lösung aller Probleme, weil Wohnungsnot eben nicht nur die sozial Schwachen, sondern auch die Mittelschichtsbürger betreffe.
Die Ausstellung zeigt unter anderem architektonische Lösungsansätze für kostengünstiges Bauen und schaut dafür etwa in die Niederlande, wo es deutlich weniger Normen und Standards für das Bauen als in Deutschland. Für Kleefisch-Jobst sind unsere Nachbarn durchaus ein Vorbild für Deutschland.
(mkn)

"Gerecht. Sozial. Bezahlbar", Ausstellung des Museums für Architektur und Ingenieurkunst NRW, auf dem Gelände des Unesco-Welterbes Zollverein in Essen, 1. Februar bis 4. März 2018.

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