Architekt des Berliner Hauptbahnhofs kritisiert Änderung seiner Pläne
Der Architekt des neuen Berliner Hauptbahnhofs, Meinhard von Gerkan, hat seine Kritik an der Ausgestaltung des Bahnhofs bekräftigt. Die Verkürzung des Glasdaches und die Gestaltung der Decken seien "Makel", die beseitigt werden müssen, sagte Gerkan. Das Motiv für "die Verunstaltung" sei offenkundig persönliche Machtprofilierung von Bahnchef Mehdorn gewesen.
Meinhard von Gerkan: Ich meine, das ist ja ein mehr oder weniger formelles, um nicht zu sagen, auch oberflächliches Ereignis, an dem es die Etikette vorschreibt, dass man nur noch Freundlichkeiten und Eitelkeiten austauscht. Und da ich in meinem Berufsleben, das über 40 Jahre währt, ich schon viele solche Ereignisse kennen gelernt habe, messe ich ihnen keine übergroße Bedeutung bei. Zumal seitens der Bahn auch die Auffassung vorherrscht, dass der Architekt den Bahnhof gar nicht erläutern bräuchte, denn der würde sich ja von ganz alleine erklären und es ginge um viel wichtigere Dinge.
Dieter Kassel: Es hat sogar ein Buch gegeben von der Bahn AG über diesen Hauptbahnhof, wo natürlich auch viele Namen fallen. Viele Leute müssen den ja bauen. Ihr Name fällt in diesem Buch überhaupt nicht. Es hat natürlich Streit mit Mehdorn gegeben. Sind Sie jetzt eigentlich soweit - Sie bauen ja längst an ganz anderen Projekten, an einem Riesenprojekt in China - zu sagen, für mich ist dieser Berliner Bahnhof eigentlich Schnee von gestern?
Von Gerkan: Nein, das ist nicht der Fall. Das entspricht auch nicht meiner Auffassung von der Verantwortung eines Architekten, dass man irgendwo etwas absetzt und sich anschließend nicht darum kümmert. Im Gegenteil, wenn eines der Kinder einen Schaden noch von dritter Seite erfahren hat, dann wendet man sich ihm besonders zu und bemüht sich, die Krankheit zu heilen. Und das tue ich nach wie vor, deswegen setze ich mich auch nach wie vor auf allen nur möglichen Ebenen dafür ein, dass der Makel, der dem Bahnhof leider noch anhaftet, dass der beseitigt werden kann.
Kassel: Erklären Sie es doch einmal, wie das aus Ihrer Sicht, Herr Gerkan, auch juristisch ist. Es wird im November das nächste Mal vielleicht ein Urteil, zumindest einen Gerichtstermin, geben in dieser Angelegenheit. Wenn ein Gericht wirklich Ihnen und Ihrem Architekturbüro zu 100 Prozent Recht gibt, was Ihre Vorwürfe an die Bahn AG angehen, würde das dann auch bedeuten, der Bahnhof muss, bis dahin vielleicht Jahre nach seiner offiziellen Eröffnung, noch einmal umgebaut werden?
Von Gerkan: Ja, das würde es bedeuten, natürlich, klar. Aber das war ja denjenigen, die davon betroffen sind, von vornherein klar, dass sie dieses Risiko eingehen.
Kassel: Ist denn das, das müssen Sie ja nun wirklich genau wissen, technisch überhaupt möglich? Der ist ja dann in Betrieb?
Von Gerkan: Überhaupt kein Problem. Sie können eine Decke, die aus Einzelteilen besteht, natürlich austauschen. Das betrifft dann immer nur eine Teilstrecke. Das Ganze kann sich ja in kleinen Häppchen und kleinen Schritten vollziehen. Also technische Probleme gibt es überhaupt nicht.
Kassel: Sind Sie denn optimistisch, dass es soweit wirklich kommen wird? Ich meine, es ist ja bei Gerichten immer so, dann gibt es die nächste und nächste Instanz. Wenn Sie Recht bekommen, dann wird die Bahn doch nicht aufgeben. Dann werden die doch neue Gründe finden, warum, zum Beispiel mit dem Argument bei laufendem Betrieb, solche Bauarbeiten gar nicht möglich sind.
Von Gerkan: Klar, sie sind ja auch schon dabei, Zahlen zu sammeln, um zu sagen, dass es eine so abenteuerliche Größenordnung finanziell bedeute, dass das nicht zumutbar wäre. Aber das größte Problem liegt ja einfach darin, dass das Motiv, aus dem heraus diese Verunstaltungen stattgefunden haben, nur ein rein persönliches war. Es ist ja weder ein sachliches, noch ein finanzielles, noch ein zeitliches, sondern es ist offenkundig ja nur eine Machtprofilierung, die natürlich zu Konsequenzen geführt hat, die im Endeffekt, in beiden Fällen - bei der Verkürzung des Daches wie bei der abgehängten Decke - ja Mehrkosten und Zeitverlust verursacht haben. Also genau das Gegenteil dessen, was behauptet wird. In einem solchen, quasi irrationalen Szenario, ist man natürlich auch selbst verunsichert, wie man damit umgehen soll. Ich habe ja versucht, rechtzeitig auf verschiedensten Ebenen, auch politischen, dieses Unheil zu verhindern. Das ist mir leider nicht gelungen. Jetzt hoffe ich darauf, dass es vielleicht im Zuge der Eröffnung und des Bekanntwerdens und des Sichtbarwerdens des neuen Projektes in der Weltöffentlichkeit, auch auf politischer Seite Verständnis dafür gibt, dass der Makel, der da entstanden ist, ja auch der Bundesrepublik Deutschland, der deutschen Baukultur und letztlich auch unserer Regierung anhaftet, wenn er nicht beseitigt wird.
Kassel: Hätten Sie denn, also wie ich das verstanden habe, sind Sie ja natürlich eingeladen zu dieser Eröffnung, aber es wurde schon festgestellt, eine Rede dürfen Sie nicht halten, hätten Sie das gerne getan? Wären Sie dann mit Sicherheit zum Beispiel, bereit gewesen zu kommen, wenn Sie auch eine Art Gegenrede halten dürften?
Von Gerkan: Ja, es geht hier gar nicht um die Gegenrede. Man stelle Sie sich vor, es wird die Neuerscheinung eines Buches in einem Verlag gefeiert, und der Autor darf dazu nichts sagen. Es geht ja einfach um den Respekt gegenüber der Person. Und es drückt sich ja darin, wenn jemand sagt, dass ein so enges Zeitfenster von zwei Stunden es nicht erlaubt, dass der Architekt fünf Minuten redet, dann drückt sich darin ja eine so intolerante Haltung aus, die eigentlich Licht auf alle anderen Dinge wirft und sie eigentlich indirekt damit erklärt.
Kassel: Bedeutet das aber auch umgekehrt, dass an so einem Tag, an einem großen Wochenende, wo mit ja auch enormen Getöse jetzt dieser neue Bahnhof gefeiert wird, dass Sie dieses Gefühl, das ein Architekt, doch auch ein Profi nach so vielen Jahren der Arbeit, an riesigen Projekten normalerweise, schätze ich, immer hat - dieses Gefühl der Freude, dass das Kind endlich fertig ist, endlich der Öffentlichkeit übergeben wird - dass Sie diese Freude gar nicht empfinden?
Von Gerkan: Doch, doch. Sie ist natürlich getrübt. Aber ich kann nur sagen, dass, allein die Tatsache, dass dieses Kind, wenn man bei der Metapher bleibt, das nun endlich nach 14 Jahren Schwangerschaft geboren worden ist, einen Schaden hat, dann handelt es sich ja bei dem Schaden nur um einen Teil des Gesamtkonzeptes. Es ist ja so, dass die wesentlichen Merkmale nach wie vor das Ergebnis bestimmen. Und ich bin froh, dass zumindest dreiviertel der Dachlänge entstanden sind, dass die Reitergebäude entstanden sind, dass damit die architektonische Figur und die städtebauliche Position dieses Objektes so manifestiert worden ist, wie wir uns das gedacht haben. Obgleich das alles seitens der Bahn verhindert werden sollte.
Kassel: Heißt das, zu 70, 80 Prozent, oder wie viel auch immer, steht jetzt aber doch ein Gerkan-Bahnhof in der Berliner Mitte?
Von Gerkan: Aber natürlich, ja sicher, klar.
Kassel: Sie haben einmal, vor langer Zeit vor dem Projekt, vor 10, 15 Jahren haben Sie einmal in einem Interview gesagt, aus Ihrer Sicht, damals vor diesem Bahnhof, ist der letzte architektonisch wirklich bedeutende, oder noch schlichter gesagt, der letzte richtig schöne Bahnhof in Mitteleuropa irgendwann in den 20er Jahren gebaut worden. Würden Sie denn jetzt in ein paar Jahren sagen, der letzte ist 2006 fertiggestellt?
Von Gerkan: Das kommt mir nicht zu, dieses Urteil abzugeben, das überlasse ich Ihrer Profession.
Kassel: Dann frage ich das, was ich eigentlich damit fragen wollte: Egal wie der Ärger um den Hauptbahnhof in Berlin jetzt auch letzten Endes juristisch endet, hätten Sie Lust, irgendwann, irgendwo, noch einmal einen Bahnhof zu bauen?
Von Gerkan: Aber ja, das werden wir in China tun.
Kassel: Wird der so ähnlich aussehen, wie in Berlin?
Von Gerkan: Nein, völlig anders, der wird ganz aus Beton sein. In einer Konstruktion, die wirklich atemberaubend ist, die man aber in Deutschland gar nicht mehr sich leisten könnte, weil die Arbeitslöhne viel zu hoch sind. Also diese Betonkonstruktion bedarf eines großen Aufwandes an Manpower. Das ist aber genau das, was in China preiswert ist und deswegen kann man diese imposante Konstruktion, die wie gesagt eine Stahl-Beton-Konstruktion ist, mit riesengroßen Schalen in Deutschland gar nicht bauen. Und das ist ein vollkommen anderer architektonischer Ausdruck.
Kassel: Das ist ein vollkommen anderer architektonischer Ausdruck, deshalb zum Schluss die Frage, viele, ich glaube auch Sie selber, aber viele Pressevertreter, haben in den letzten Tagen auch das, was nun wirklich gebaut wurde, in Berlin, als eine Kathedrale bezeichnet. Eine Kathedrale aus Beton und Stahl. Das entspricht ja wohl auch Ihren Intentionen, ursprünglich, so ein bisschen. Aber, das was nun wirklich steht, am Lehrter Stadtbahnhof, ist das eine Kathedrale?
Von Gerkan: Es ist eine, wobei die wesentlichen, oder sagen wir einmal, wichtige, nicht die wesentlichen, wichtige Merkmale fehlen. Denn zur Wahrnehmung eines feierlichen Raumes gehört vor allem die Lichtstimmung und die ist empfindlich gestört, sogar mehr oder weniger vernichtet, in den unteren Geschossen. Aber das wiederherzustellen, zu reparieren, ist wie gesagt, kein Problem.
Dieter Kassel: Es hat sogar ein Buch gegeben von der Bahn AG über diesen Hauptbahnhof, wo natürlich auch viele Namen fallen. Viele Leute müssen den ja bauen. Ihr Name fällt in diesem Buch überhaupt nicht. Es hat natürlich Streit mit Mehdorn gegeben. Sind Sie jetzt eigentlich soweit - Sie bauen ja längst an ganz anderen Projekten, an einem Riesenprojekt in China - zu sagen, für mich ist dieser Berliner Bahnhof eigentlich Schnee von gestern?
Von Gerkan: Nein, das ist nicht der Fall. Das entspricht auch nicht meiner Auffassung von der Verantwortung eines Architekten, dass man irgendwo etwas absetzt und sich anschließend nicht darum kümmert. Im Gegenteil, wenn eines der Kinder einen Schaden noch von dritter Seite erfahren hat, dann wendet man sich ihm besonders zu und bemüht sich, die Krankheit zu heilen. Und das tue ich nach wie vor, deswegen setze ich mich auch nach wie vor auf allen nur möglichen Ebenen dafür ein, dass der Makel, der dem Bahnhof leider noch anhaftet, dass der beseitigt werden kann.
Kassel: Erklären Sie es doch einmal, wie das aus Ihrer Sicht, Herr Gerkan, auch juristisch ist. Es wird im November das nächste Mal vielleicht ein Urteil, zumindest einen Gerichtstermin, geben in dieser Angelegenheit. Wenn ein Gericht wirklich Ihnen und Ihrem Architekturbüro zu 100 Prozent Recht gibt, was Ihre Vorwürfe an die Bahn AG angehen, würde das dann auch bedeuten, der Bahnhof muss, bis dahin vielleicht Jahre nach seiner offiziellen Eröffnung, noch einmal umgebaut werden?
Von Gerkan: Ja, das würde es bedeuten, natürlich, klar. Aber das war ja denjenigen, die davon betroffen sind, von vornherein klar, dass sie dieses Risiko eingehen.
Kassel: Ist denn das, das müssen Sie ja nun wirklich genau wissen, technisch überhaupt möglich? Der ist ja dann in Betrieb?
Von Gerkan: Überhaupt kein Problem. Sie können eine Decke, die aus Einzelteilen besteht, natürlich austauschen. Das betrifft dann immer nur eine Teilstrecke. Das Ganze kann sich ja in kleinen Häppchen und kleinen Schritten vollziehen. Also technische Probleme gibt es überhaupt nicht.
Kassel: Sind Sie denn optimistisch, dass es soweit wirklich kommen wird? Ich meine, es ist ja bei Gerichten immer so, dann gibt es die nächste und nächste Instanz. Wenn Sie Recht bekommen, dann wird die Bahn doch nicht aufgeben. Dann werden die doch neue Gründe finden, warum, zum Beispiel mit dem Argument bei laufendem Betrieb, solche Bauarbeiten gar nicht möglich sind.
Von Gerkan: Klar, sie sind ja auch schon dabei, Zahlen zu sammeln, um zu sagen, dass es eine so abenteuerliche Größenordnung finanziell bedeute, dass das nicht zumutbar wäre. Aber das größte Problem liegt ja einfach darin, dass das Motiv, aus dem heraus diese Verunstaltungen stattgefunden haben, nur ein rein persönliches war. Es ist ja weder ein sachliches, noch ein finanzielles, noch ein zeitliches, sondern es ist offenkundig ja nur eine Machtprofilierung, die natürlich zu Konsequenzen geführt hat, die im Endeffekt, in beiden Fällen - bei der Verkürzung des Daches wie bei der abgehängten Decke - ja Mehrkosten und Zeitverlust verursacht haben. Also genau das Gegenteil dessen, was behauptet wird. In einem solchen, quasi irrationalen Szenario, ist man natürlich auch selbst verunsichert, wie man damit umgehen soll. Ich habe ja versucht, rechtzeitig auf verschiedensten Ebenen, auch politischen, dieses Unheil zu verhindern. Das ist mir leider nicht gelungen. Jetzt hoffe ich darauf, dass es vielleicht im Zuge der Eröffnung und des Bekanntwerdens und des Sichtbarwerdens des neuen Projektes in der Weltöffentlichkeit, auch auf politischer Seite Verständnis dafür gibt, dass der Makel, der da entstanden ist, ja auch der Bundesrepublik Deutschland, der deutschen Baukultur und letztlich auch unserer Regierung anhaftet, wenn er nicht beseitigt wird.
Kassel: Hätten Sie denn, also wie ich das verstanden habe, sind Sie ja natürlich eingeladen zu dieser Eröffnung, aber es wurde schon festgestellt, eine Rede dürfen Sie nicht halten, hätten Sie das gerne getan? Wären Sie dann mit Sicherheit zum Beispiel, bereit gewesen zu kommen, wenn Sie auch eine Art Gegenrede halten dürften?
Von Gerkan: Ja, es geht hier gar nicht um die Gegenrede. Man stelle Sie sich vor, es wird die Neuerscheinung eines Buches in einem Verlag gefeiert, und der Autor darf dazu nichts sagen. Es geht ja einfach um den Respekt gegenüber der Person. Und es drückt sich ja darin, wenn jemand sagt, dass ein so enges Zeitfenster von zwei Stunden es nicht erlaubt, dass der Architekt fünf Minuten redet, dann drückt sich darin ja eine so intolerante Haltung aus, die eigentlich Licht auf alle anderen Dinge wirft und sie eigentlich indirekt damit erklärt.
Kassel: Bedeutet das aber auch umgekehrt, dass an so einem Tag, an einem großen Wochenende, wo mit ja auch enormen Getöse jetzt dieser neue Bahnhof gefeiert wird, dass Sie dieses Gefühl, das ein Architekt, doch auch ein Profi nach so vielen Jahren der Arbeit, an riesigen Projekten normalerweise, schätze ich, immer hat - dieses Gefühl der Freude, dass das Kind endlich fertig ist, endlich der Öffentlichkeit übergeben wird - dass Sie diese Freude gar nicht empfinden?
Von Gerkan: Doch, doch. Sie ist natürlich getrübt. Aber ich kann nur sagen, dass, allein die Tatsache, dass dieses Kind, wenn man bei der Metapher bleibt, das nun endlich nach 14 Jahren Schwangerschaft geboren worden ist, einen Schaden hat, dann handelt es sich ja bei dem Schaden nur um einen Teil des Gesamtkonzeptes. Es ist ja so, dass die wesentlichen Merkmale nach wie vor das Ergebnis bestimmen. Und ich bin froh, dass zumindest dreiviertel der Dachlänge entstanden sind, dass die Reitergebäude entstanden sind, dass damit die architektonische Figur und die städtebauliche Position dieses Objektes so manifestiert worden ist, wie wir uns das gedacht haben. Obgleich das alles seitens der Bahn verhindert werden sollte.
Kassel: Heißt das, zu 70, 80 Prozent, oder wie viel auch immer, steht jetzt aber doch ein Gerkan-Bahnhof in der Berliner Mitte?
Von Gerkan: Aber natürlich, ja sicher, klar.
Kassel: Sie haben einmal, vor langer Zeit vor dem Projekt, vor 10, 15 Jahren haben Sie einmal in einem Interview gesagt, aus Ihrer Sicht, damals vor diesem Bahnhof, ist der letzte architektonisch wirklich bedeutende, oder noch schlichter gesagt, der letzte richtig schöne Bahnhof in Mitteleuropa irgendwann in den 20er Jahren gebaut worden. Würden Sie denn jetzt in ein paar Jahren sagen, der letzte ist 2006 fertiggestellt?
Von Gerkan: Das kommt mir nicht zu, dieses Urteil abzugeben, das überlasse ich Ihrer Profession.
Kassel: Dann frage ich das, was ich eigentlich damit fragen wollte: Egal wie der Ärger um den Hauptbahnhof in Berlin jetzt auch letzten Endes juristisch endet, hätten Sie Lust, irgendwann, irgendwo, noch einmal einen Bahnhof zu bauen?
Von Gerkan: Aber ja, das werden wir in China tun.
Kassel: Wird der so ähnlich aussehen, wie in Berlin?
Von Gerkan: Nein, völlig anders, der wird ganz aus Beton sein. In einer Konstruktion, die wirklich atemberaubend ist, die man aber in Deutschland gar nicht mehr sich leisten könnte, weil die Arbeitslöhne viel zu hoch sind. Also diese Betonkonstruktion bedarf eines großen Aufwandes an Manpower. Das ist aber genau das, was in China preiswert ist und deswegen kann man diese imposante Konstruktion, die wie gesagt eine Stahl-Beton-Konstruktion ist, mit riesengroßen Schalen in Deutschland gar nicht bauen. Und das ist ein vollkommen anderer architektonischer Ausdruck.
Kassel: Das ist ein vollkommen anderer architektonischer Ausdruck, deshalb zum Schluss die Frage, viele, ich glaube auch Sie selber, aber viele Pressevertreter, haben in den letzten Tagen auch das, was nun wirklich gebaut wurde, in Berlin, als eine Kathedrale bezeichnet. Eine Kathedrale aus Beton und Stahl. Das entspricht ja wohl auch Ihren Intentionen, ursprünglich, so ein bisschen. Aber, das was nun wirklich steht, am Lehrter Stadtbahnhof, ist das eine Kathedrale?
Von Gerkan: Es ist eine, wobei die wesentlichen, oder sagen wir einmal, wichtige, nicht die wesentlichen, wichtige Merkmale fehlen. Denn zur Wahrnehmung eines feierlichen Raumes gehört vor allem die Lichtstimmung und die ist empfindlich gestört, sogar mehr oder weniger vernichtet, in den unteren Geschossen. Aber das wiederherzustellen, zu reparieren, ist wie gesagt, kein Problem.