Arbeitsmarktforscher: Mindestlohn ist nicht Schuld an drohender PIN-Insolvenz
Die drohende Insolvenz des angeschlagenen Postdienstleisters PIN AG ist nach Ansicht des Leiters des Forschungsbereichs "Arbeitsmärkte, Personalmanagement und Soziale Sicherung" am Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Holger Bonin, nicht auf die Einführung des Mindestlohns in der Postbranche zurückzuführen.
Dazu gehe die momentane Entwicklung zu schnell voran, sagte Bonin im Deutschlandradio Kultur. Zwar mache es der angekündigte Mindestlohn für die PIN AG nicht einfacher, im Wettbewerb zu bestehen. Aber es würden wahrscheinlich auch Managementfehler hinzukommen. Bonin wörtlich:
"Die PIN AG ist als Ganzes offenbar nicht so aufgestellt, dass sie in diesem schwierigen Markt, der den Aufbau eines Netzes erfordert, der sehr schwierig ist, gegen den großen Konkurrenten Post bestehen kann."
Bonin erklärte, es gebe Hinweise, dass es Beschäftigungsprobleme durch den Mindestlohn gebe. So hätten in Ostdeutschland höhere Mindestlöhne in der Baubranche nicht dazu geführt, die Beschäftigung zu erhöhen. Deshalb müsse man mit dem Instrument Mindestlohn vorsichtig hantieren.
In diesem Zusammenhang nannte Bonin das Beispiel Großbritannien. Der Mindestlohn sei dort sowohl flächendeckend als auch auf einem niedrigen Niveau eingeführt worden. Hinzu käme, dass es in England einen flexiblen Arbeitsmarkt mit einem sehr geringen Kündigungsschutz gebe. Folglich könne ein Zusammenhang zwischen der Lockerung des Kündigungsschutzes und der Einführung des Mindestlohns nicht von der Hand gewiesen werden. Bonin wörtlich:
"Ein Mindestlohn ist dann weniger schädlich, wenn er in einem generell flexibleren Arbeitsmarkt eingeführt wird. Wir haben in Deutschland ein großes Problem, Geringqualifizierte in Arbeit zu bekommen - und eine Einstellungshürde ist der Lohn, eine andere Einstellungshürde ist aber auch die relativ große Schwierigkeit, Geringqualifizierte bei Bedarf wieder zu entlassen."
Der Arbeitsmarktforscher betonte, die Tatsache, dass mehr Menschen Arbeit bekämen, hänge damit zusammen, dass die Löhne ungleicher werden. Die Politik könne sich entscheiden zu sagen, dass sie das nicht wolle. Dann aber müsse sie auch sagen, dass das wahrscheinlich im internationalen Vergleich zu einer höheren Arbeitslosigkeit führen werde.
Sie können das vollständige Interview mit Holger Bonin mindestens bis zum 19.5.2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
MP3-Audio
"Die PIN AG ist als Ganzes offenbar nicht so aufgestellt, dass sie in diesem schwierigen Markt, der den Aufbau eines Netzes erfordert, der sehr schwierig ist, gegen den großen Konkurrenten Post bestehen kann."
Bonin erklärte, es gebe Hinweise, dass es Beschäftigungsprobleme durch den Mindestlohn gebe. So hätten in Ostdeutschland höhere Mindestlöhne in der Baubranche nicht dazu geführt, die Beschäftigung zu erhöhen. Deshalb müsse man mit dem Instrument Mindestlohn vorsichtig hantieren.
In diesem Zusammenhang nannte Bonin das Beispiel Großbritannien. Der Mindestlohn sei dort sowohl flächendeckend als auch auf einem niedrigen Niveau eingeführt worden. Hinzu käme, dass es in England einen flexiblen Arbeitsmarkt mit einem sehr geringen Kündigungsschutz gebe. Folglich könne ein Zusammenhang zwischen der Lockerung des Kündigungsschutzes und der Einführung des Mindestlohns nicht von der Hand gewiesen werden. Bonin wörtlich:
"Ein Mindestlohn ist dann weniger schädlich, wenn er in einem generell flexibleren Arbeitsmarkt eingeführt wird. Wir haben in Deutschland ein großes Problem, Geringqualifizierte in Arbeit zu bekommen - und eine Einstellungshürde ist der Lohn, eine andere Einstellungshürde ist aber auch die relativ große Schwierigkeit, Geringqualifizierte bei Bedarf wieder zu entlassen."
Der Arbeitsmarktforscher betonte, die Tatsache, dass mehr Menschen Arbeit bekämen, hänge damit zusammen, dass die Löhne ungleicher werden. Die Politik könne sich entscheiden zu sagen, dass sie das nicht wolle. Dann aber müsse sie auch sagen, dass das wahrscheinlich im internationalen Vergleich zu einer höheren Arbeitslosigkeit führen werde.
Sie können das vollständige Interview mit Holger Bonin mindestens bis zum 19.5.2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
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