Arbeitslosigkeit

Junge Spanier zieht es nach Hamburg

Containerschiffe kurz nach Sonnenuntergang im Hamburger Hafen am Terminal Burchardkai
Hamburger Hafen: Zieht nicht nur Schiffe an, sondern auch Arbeitssuchende. © dpa / Daniel Reinhardt
Von Jörn Straehler-Pohl · 28.10.2015
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist für junge Spanier und Portugiesen noch immer verheerend. Manche zieht es für Ausbildung und Arbeit in den Norden, nach Hamburg. Auch wenn sie Familie und Freunde vermissen, sehen sie in Deutschland einige Vorteile.
Eine riesige Halle, fast einen halben Kilometer lang. Zuerst sieht man hier nur die Stahlträger, erst dann die langen ICE-Züge, unter denen man gerade hindurch läuft. Hier, am nordwestlichen Stadtrand von Hamburg, machen Guillermo, Alvaro und David gerade ihre Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik:
"Die Ausbildung sind länger und besser und haben mehr Praxiszeit und das gefällt mir. Und auch, eine neue Sprache zu lernen."
Der 20-jährige Alvaro hatte zusammen mit seinen beiden Kollegen drei Monate lang in Madrid Deutsch gelernt; im April sind sie dann zusammen nach Hamburg gekommen. Alle drei haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Doch die wirtschaftliche Lage in Spanien hatte auch dem 25-jährigen Guillermo kaum eine Wahl gelassen:
"In meinem Freundeskreis und in meiner Familie gibt es viele Leute, die keine Arbeit haben, weil die aktuelle Situation schwer ist und der Lohn ist nicht richtig hoch."
Etwa 50 junge Spanier lernen in Hamburg
Schätzungsweise 50 junge Spanier machen gerade ihre Ausbildung in Hamburg, viele von ihnen in der Gastronomie. Ihnen dürfte es ähnlich gehen wie ihren drei Landsleuten im ICE-Werk. Sie vermissen ihre Familien und Freunde – trotzdem sehen sie ihre Zukunft eher in Deutschland als in Spanien.
"In diesem Moment möchte ich hier in Deutschland, wenn ich meine Ausbildung fertig mache - möchte ich bleiben."
Die drei wohnen am nördlichen Stadtrand von Hamburg, jeden Morgen sind sie eine Stunde unterwegs, um zu ihrem Ausbildungsplatz zu kommen. Und noch wirken sie etwas verloren und fremd in ihrer neuen Heimat:
"Wir verbringen viel Zeit zusammen. Also, jetzt haben wir hier in Hamburg eine kleine Familie."
Dem 23-jährigen Pablo geht es da wohl etwas besser: Er hatte bereits in seiner Schule in Valencia Deutsch gelernt und war als Erasmus-Student schon eine Zeitlang in Hamburg. Jetzt ist er zurück und macht gerade seinen Master-Abschluss in Biologie:
"Viele von meinen Freunden sind nicht mehr in Spanien, es gibt ein paar in Frankreich, eine in Großbritannien. Also, wir versuchen schon, was außerhalb von Spanien zu finden."
Auch Akademiker haben wenig Chancen in Spanien
Denn auch für junge Akademiker bleibt die Lage in Spanien schwierig. Viele versuchen, sich nach dem Studium mit Mini-Jobs über Wasser zu halten, sagt Pablo. Deshalb würde auch er allen Freunden raten, nach Deutschland zu kommen – wenn man die Sprache kann.
"Es ist sehr schwer, einen Job als Wissenschaftler zu bekommen. Und allgemein: Man kann sagen, dass es etwas besser geht, aber es ist noch viel zu tun."
Er würde schon gerne wieder zurück gehen, in der Wissenschaft oder Industrie arbeiten. Doch jetzt ist er erst einmal froh, hier in Hamburg eine Promotionsstelle zu haben – und Weihnachten seine Familie in Valencia zu sehen.
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