Applaus, Applaus!
„Viel Lärm um nichts“ gibt es derzeit im Berliner Haus am Waldsee. Denn in dem Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst wird heftig applaudiert, ohne dass auch nur ein einziges Kunstwerk zu sehen ist. Der Berliner Künstler Via Lewandowsky macht mit dieser beifallsreichen Soundinstallation die aktuelle Kunstwelt selbst zum Thema – zwischen inhaltlichem Anspruch und abgehobenem Hype.
Applaus, Applaus! Es wogt, brandet, klatscht knallend laut und anständig leise, rhythmisch in der Gruppe oder einsam und peinlich in die andächtige Stille hinein. Man hört jede Menge Publikum im Haus am Waldsee. Man sieht sich um, sucht nach den Beifallspendern. Und nach den Kunstwerken, denen sie applaudieren.
Doch das Ganze erweist sich als viel Lärm – um nichts. Kein klatschender Mensch und kein beklatschtes Kunstwerk finden sich an diesem Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst. Nur 96 Lautsprecher sind zu sehen, postiert auf schwarzen Stativen. Sie sind es, die die elf Räume der Zehlendorfer Villa mit diesem sonderbaren Klatschkonzert beschallen.
Mehr als 100 Sammler, Kuratoren und Museumsdirektoren hatte Via Lewandowsky im Vorfeld gebeten, einer Ausstellung zu applaudieren, die es niemals geben wird. Die einzeln aufgenommenen Beifallsbekundungen fügte er zu einem Chor der Claqueure zusammen und lässt sie jetzt durchs Haus am Waldsee tönen.
Von einem Computer zufällig und immer wieder anders gemixt, ist diese „Komposition“ ganz offensichtlich ein ironischer Seitenhieb auf den konventionellen Kunstbetrieb und dessen Oberflächlichkeit. Denn so wenig es üblich ist, dass ein Gemälde oder eine Skulptur beklatscht werden, so sehr wurden Künstler in den letzten Jahren zu Stars hochgejubelt.
„Man applaudiert nicht in einem Museum. Vielleicht zur Vernissage, zu einer Veranstaltung. Aber der Kunst wird nicht applaudiert. Das wäre ja auch störend, wenn große japanische Touristengruppen da durch den Louvre gehen und alle Nase lang einen großen Beifallssturm loslassen würden. Das Agreement ist einfach: Man verhält sich still.
Und das wird umgekehrt. Der Applaus wird geholt als Material für eine Soundinstallation, die zu Kunst wird. An der Stelle geht es natürlich auch um eine ironische Auseinandersetzung mit Kunstbetrieb. Und hier wird eben eine Aussage darüber getroffen, dass sich plötzlich die Zustimmung in Form von Applaus verselbstständigen kann.“
Doch auch, wenn Lewandowsky damit klarstellt, dass die Kunst selbst gar nicht gebraucht wird, um ihr zu applaudieren, will er seine Installation nicht nur als Systemkritik verstanden wissen – zumal der einstige Documenta-Teilnehmer sich selbst freimütig als Teil eben dieses Systems versteht.
Vielmehr geht es dem 1963 in Dresden geborenen Künstler immer auch um das Spiel mit unseren Vorstellungen, um das Irritieren unserer Wahrnehmung.
Das, was wir hören und sehen, geht dabei selten zusammen. Weder hier im Haus am Waldsee, wo die Claqueure so unsichtbar bleiben wie die Ursache des Applauses.
Noch in früheren Arbeiten wie der 2001 geschaffenen Rauminstallation „Schiefer Laufen“, in der ein schräger Fußboden und eine nur akustisch vorhandene, aber umso enervierender brummende Fliege die Idealvorstellung einer konzentrierten Kunstbetrachtung ad absurdum führte.
„Das Spiel mit Abwesenheit und nicht Sichtbarkeit gehört zu meinen Arbeiten. Das hat was damit zu tun, dass ich eben glaube, dass das, was man nicht sieht, sich viel besser in der eigenen Imagination darstellen lässt. Ich glaube, dass wir oft viel schneller und stärker sind in unseren eigenen Bildern als mit dem vorgesetzten Bild.“
Und tatsächlich, je länger man dem Beifall lauscht im Haus am Waldsee, desto mehr hat man in den einfachen, mit Filz umhüllten und auf wuchtigen schwarzen Stativen postierten Lautsprechern das applaudierende Publikum vor Augen, das es in Wahrheit gar nicht gibt. Den exaltierten Einzel- sowie den peinlichen Dazwischen-Klatscher. Die begeisterte Claqueurs-Clique, die höflichen Beifallspender.
„Die kleinen schelmischen Spielereien mit den Lautsprechern haben sich angeboten und sind auch ein Angebot an den Besucher. So ganz so technisch will man es ja dann auch nicht, und jede Technik hat ja dann auch ein Wesen. Man redet ja auch mit der Technik, wenn mal was nicht funktioniert. Man redet ja auch mit der Technik und sagt: Du dummes Ding, was hast Du denn jetzt wieder gemacht, obwohl natürlich das Problem immer vorm Computer steht und nicht dahinter.“
So profitiert auch diese Arbeit Via Lewandowskys von einer so sinnlichen wie anspielungsreichen Vielschichtigkeit. Jedoch vermisst man die schon in seinen autoaggressiven Performances zu DDR Zeiten gezeigte Provokanz, die schräge Ironie, den bissigen Sarkasmus früherer Werke. Gegenüber der irritierenden Sperrigkeit und den Realität gewordenen Absurditäten vergangener Konstruktionen wirkt die neue Arbeit – trotz der Beifallsstürme – recht still. Und der Seitenhieb auf den Kunstbetrieb bleibt ein recht sanfter …
Doch das Ganze erweist sich als viel Lärm – um nichts. Kein klatschender Mensch und kein beklatschtes Kunstwerk finden sich an diesem Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst. Nur 96 Lautsprecher sind zu sehen, postiert auf schwarzen Stativen. Sie sind es, die die elf Räume der Zehlendorfer Villa mit diesem sonderbaren Klatschkonzert beschallen.
Mehr als 100 Sammler, Kuratoren und Museumsdirektoren hatte Via Lewandowsky im Vorfeld gebeten, einer Ausstellung zu applaudieren, die es niemals geben wird. Die einzeln aufgenommenen Beifallsbekundungen fügte er zu einem Chor der Claqueure zusammen und lässt sie jetzt durchs Haus am Waldsee tönen.
Von einem Computer zufällig und immer wieder anders gemixt, ist diese „Komposition“ ganz offensichtlich ein ironischer Seitenhieb auf den konventionellen Kunstbetrieb und dessen Oberflächlichkeit. Denn so wenig es üblich ist, dass ein Gemälde oder eine Skulptur beklatscht werden, so sehr wurden Künstler in den letzten Jahren zu Stars hochgejubelt.
„Man applaudiert nicht in einem Museum. Vielleicht zur Vernissage, zu einer Veranstaltung. Aber der Kunst wird nicht applaudiert. Das wäre ja auch störend, wenn große japanische Touristengruppen da durch den Louvre gehen und alle Nase lang einen großen Beifallssturm loslassen würden. Das Agreement ist einfach: Man verhält sich still.
Und das wird umgekehrt. Der Applaus wird geholt als Material für eine Soundinstallation, die zu Kunst wird. An der Stelle geht es natürlich auch um eine ironische Auseinandersetzung mit Kunstbetrieb. Und hier wird eben eine Aussage darüber getroffen, dass sich plötzlich die Zustimmung in Form von Applaus verselbstständigen kann.“
Doch auch, wenn Lewandowsky damit klarstellt, dass die Kunst selbst gar nicht gebraucht wird, um ihr zu applaudieren, will er seine Installation nicht nur als Systemkritik verstanden wissen – zumal der einstige Documenta-Teilnehmer sich selbst freimütig als Teil eben dieses Systems versteht.
Vielmehr geht es dem 1963 in Dresden geborenen Künstler immer auch um das Spiel mit unseren Vorstellungen, um das Irritieren unserer Wahrnehmung.
Das, was wir hören und sehen, geht dabei selten zusammen. Weder hier im Haus am Waldsee, wo die Claqueure so unsichtbar bleiben wie die Ursache des Applauses.
Noch in früheren Arbeiten wie der 2001 geschaffenen Rauminstallation „Schiefer Laufen“, in der ein schräger Fußboden und eine nur akustisch vorhandene, aber umso enervierender brummende Fliege die Idealvorstellung einer konzentrierten Kunstbetrachtung ad absurdum führte.
„Das Spiel mit Abwesenheit und nicht Sichtbarkeit gehört zu meinen Arbeiten. Das hat was damit zu tun, dass ich eben glaube, dass das, was man nicht sieht, sich viel besser in der eigenen Imagination darstellen lässt. Ich glaube, dass wir oft viel schneller und stärker sind in unseren eigenen Bildern als mit dem vorgesetzten Bild.“
Und tatsächlich, je länger man dem Beifall lauscht im Haus am Waldsee, desto mehr hat man in den einfachen, mit Filz umhüllten und auf wuchtigen schwarzen Stativen postierten Lautsprechern das applaudierende Publikum vor Augen, das es in Wahrheit gar nicht gibt. Den exaltierten Einzel- sowie den peinlichen Dazwischen-Klatscher. Die begeisterte Claqueurs-Clique, die höflichen Beifallspender.
„Die kleinen schelmischen Spielereien mit den Lautsprechern haben sich angeboten und sind auch ein Angebot an den Besucher. So ganz so technisch will man es ja dann auch nicht, und jede Technik hat ja dann auch ein Wesen. Man redet ja auch mit der Technik, wenn mal was nicht funktioniert. Man redet ja auch mit der Technik und sagt: Du dummes Ding, was hast Du denn jetzt wieder gemacht, obwohl natürlich das Problem immer vorm Computer steht und nicht dahinter.“
So profitiert auch diese Arbeit Via Lewandowskys von einer so sinnlichen wie anspielungsreichen Vielschichtigkeit. Jedoch vermisst man die schon in seinen autoaggressiven Performances zu DDR Zeiten gezeigte Provokanz, die schräge Ironie, den bissigen Sarkasmus früherer Werke. Gegenüber der irritierenden Sperrigkeit und den Realität gewordenen Absurditäten vergangener Konstruktionen wirkt die neue Arbeit – trotz der Beifallsstürme – recht still. Und der Seitenhieb auf den Kunstbetrieb bleibt ein recht sanfter …