Antiquarisches im modernen Medium
Das Internet kannten 1996 noch nicht viele. Doch Bernd Heinisch kam damals schon auf die Idee, ein Online-Antiquariat zu gründen. Heute bieten auf der Seite des ZVAB professionelle Antiquariate aus 24 Ländern mehr als 20 Millionen Titel an. Der virtuelle Handel ergänzt den traditionellen Buchladen in idealer Weise.
München Schwabing, Universitätsgegend. Hier findet man so viele Buchhandlungen, wie sonst nirgendwo in der Stadt und die meisten betreiben daneben ein Antiquariat. Auch Thekla Kastner hält das so. Neben neuen Büchern gibt es bei ihr auch alte Schätze zu finden oder Ausgaben, die nicht allzu viel Wert, aber eben vergriffen sind. Nahe bei der Universität gibt es Laufkundschaft. Eine Studentin betritt das Ladenlokal.
"Guten Tag. Ich habe eine Frage. Ich suche zum Faustus von Thomas Mann Sekundärliteratur und ja, ich bin so ein bisschen am Sammeln.
"Es gibt diese Ausgabe hier, wo der Roman und die Entstehung des Dr. Faustus in einem Band drin ist. Das ist eine Fischer-Ausgabe von 1967, die ist eigentlich ganz gut erhalten."
"Ja."
"Kostet 14 Euro. Wollen Sie mal reinschauen?"
"Gerne, super."
Nach wenigen Minuten wechselt der Band den Besitzer und Thekla Kastner kann sich um die nächsten Kunden kümmern. Der Laden sei in der Großstadt immer noch eine gute Geschäftsgrundlage, sagt sie, aber seit fünf Jahren verkauft sie Bücher auch übers Internet.
Einen Teil des Bestandes stellt das Antiquariat ins ZVAB – Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher. Dort findet man inzwischen Angebote von viertausend professionellen Antiquariaten aus 24 Ländern. Über 20 Millionen Titel, Bücher, Noten, Postkarten oder Autografen sind im Angebot – das normale Taschenbuch ebenso, wie die 5000 Euro teure Erstausgabe.
Wer jedoch glaubt, das ZVAB sei eine Erfindung der schönen neuen Internetwelt, der irrt. Bereits 1996 wurde es in Berlin gegründet – in einer Zeit, als Internet für die meisten Menschen noch ein Fremdwort war.
Bernd Heinisch, der das Onlineantiquariat ins Leben gerufen hat, war damals ein Pionier aus der so genannten Mailboxszene, einem Vorgänger des Internets.
"Und da habe ich halt drei Mal gelesen, Mensch, da gibt es so etwas, das heißt Internet und das ist eine riesige Welt. Und nach dem Dritten, also nachdem der Dritte geschwärmt hatte, dachte ich mir, okay. Da war ich sehr neugierig, habe mir einen Zugang zugelegt. Ich habe sofort gesehen, das ist eine wahnsinnige Innovation, das man da auf so einfache Weise weltweit an Informationen herankommt und es dauerte dann nicht lange, bis ich mit einem Freund zusammen auf die Idee kam, antiquarische Bücher an einem zentralen Punkt weltweit anzubieten."
Nur wenige kannten das neue Medium. Der Anfang war für das ZVAB deshalb schwierig und es dauerte ein Jahr, bis es zu einer seriösen Plattform wurde. Antiquare zu überzeugen, dass man mit dem virtuellen Handel auch Geld verdienen kann, ist den ZVAB-Gründern in den ersten Jahren auch nicht eben leicht gefallen, denn zunächst mussten die ja auch in Computer und den Internetzugang investieren.
Heute wird das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher in Tutzing am Ammersee verwaltet. Täglich werden etwa 4000 Titel über die Webseite verkauft. Vergriffen gibt es eigentlich nicht mehr. Der über das ZVAB generierte Umsatz wächst seit 2001 jährlich um circa 25 bis 30 Prozent.
Die Mitgliedschaft beim ZVAB verhilft den Antiquariaten zu neuen, weltweiten Käuferkreisen, der Online-Handel kurbelt – gerade in ländlicheren Regionen – das traditionelle Geschäft an und ist für viele Antiquare sogar Existenz sichernd. Thekla Kastner stellt aber nur rund fünf bis zehnProzent ihres Bestandes online.
"Wir schauen wirklich ganz gezielt, welche Bücher schon drin sind. Also, wenn ein Buch schon 20 oder 30 Mal drin ist, bieten wir es nicht an. Wir schauen, welches Buch ist zwei oder dreimal drin, wie ist der Zustand, können wir damit konkurrieren und dann bieten wir es auch an. Aber es gibt Bücher... Wenn Sie Hesse eingeben, dann haben Sie 20.000 Treffer. Das hat überhaupt keinen Sinn, da noch das 21.000ste Buch rein zu tun."
Das darf übrigens nicht jeder. Die ZVAB ist kein Bücher-Ebay. Mitglieder können nur professionelle Antiquare werden, die das Unternehmen dann auch durch ihre Mitgliedsbeiträge und Verkaufsprovisionen finanzieren. Bernd Heinisch aus der Geschäftsführung des ZVAB lässt da mit sich auch nicht diskutieren.
Nur die Beschränkung auf Profis sichere auch die Qualität. Wenn jedermann seine alten Bücher anbieten dürfte, sei die nicht gewährleistet, denn der Laie weiß nicht immer, was der Unterschied zwischen einer Erstausgabe und einer ersten Auflage ist, kann den Zustand eines Druckwerkes nicht genau einschätzen und damit auch nicht den angebrachten Preis. Der ist übrigens auch ein Thema für die Kunden, denn der Internethandel sorgt für mehr Transparenz. Wer aufmerksam in den virtuellen Regalen stöbert, kann viel Geld sparen. Identische Ausgaben von Büchern in vergleichbarem Zustand können von Antiquariat zu Antiquariat mal 20 Euro und mal 40 Euro kosten.
Der Onlinehandel, da sind sich aber alle einig, wird das klassische Antiquariat nicht ersetzen. Es ist halt doch etwas Anderes, ob man in einem Buch blättern und ein wenig lesen kann, bevor man es kauft. Thekla Kastner und Bernd Heinisch beginnen ein wenig in den Regalen zu stöbern
"Das ist kein Aktenkoffer, sondern die Schließe eines sehr alten Buches."
"Von den wundebarlichen Geheimnissen der Natur und deren fruchtbarlichen Betrachtung. Nicht allein nützlich, sondern auch lieblich zu lesen. Von Jacobus Horscht."
"Von 1663."
"Dies ist eine frühe Winkler-Ausgabe – Iphigenie – ein Dünndruckbuch. Das hat auch einen ganz eigenen Klang."
"Und das ist sehr schön anzufassen."
Das ZVAB ist wohl die einfachste Art, an ältere Bücher zu kommen. Zukünftig jedoch gibt es auf dem Internetportal aber nicht nur die. Am 18. September 2006 startet der Blog auf ZVAB. Ein neuer Service für alle Bücherfreunde. Dort kann man Kolumnen lesen, sich über Kinder- und Jugendliteratur informieren und es gibt Informationen zu vergessenen Autoren
"Guten Tag. Ich habe eine Frage. Ich suche zum Faustus von Thomas Mann Sekundärliteratur und ja, ich bin so ein bisschen am Sammeln.
"Es gibt diese Ausgabe hier, wo der Roman und die Entstehung des Dr. Faustus in einem Band drin ist. Das ist eine Fischer-Ausgabe von 1967, die ist eigentlich ganz gut erhalten."
"Ja."
"Kostet 14 Euro. Wollen Sie mal reinschauen?"
"Gerne, super."
Nach wenigen Minuten wechselt der Band den Besitzer und Thekla Kastner kann sich um die nächsten Kunden kümmern. Der Laden sei in der Großstadt immer noch eine gute Geschäftsgrundlage, sagt sie, aber seit fünf Jahren verkauft sie Bücher auch übers Internet.
Einen Teil des Bestandes stellt das Antiquariat ins ZVAB – Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher. Dort findet man inzwischen Angebote von viertausend professionellen Antiquariaten aus 24 Ländern. Über 20 Millionen Titel, Bücher, Noten, Postkarten oder Autografen sind im Angebot – das normale Taschenbuch ebenso, wie die 5000 Euro teure Erstausgabe.
Wer jedoch glaubt, das ZVAB sei eine Erfindung der schönen neuen Internetwelt, der irrt. Bereits 1996 wurde es in Berlin gegründet – in einer Zeit, als Internet für die meisten Menschen noch ein Fremdwort war.
Bernd Heinisch, der das Onlineantiquariat ins Leben gerufen hat, war damals ein Pionier aus der so genannten Mailboxszene, einem Vorgänger des Internets.
"Und da habe ich halt drei Mal gelesen, Mensch, da gibt es so etwas, das heißt Internet und das ist eine riesige Welt. Und nach dem Dritten, also nachdem der Dritte geschwärmt hatte, dachte ich mir, okay. Da war ich sehr neugierig, habe mir einen Zugang zugelegt. Ich habe sofort gesehen, das ist eine wahnsinnige Innovation, das man da auf so einfache Weise weltweit an Informationen herankommt und es dauerte dann nicht lange, bis ich mit einem Freund zusammen auf die Idee kam, antiquarische Bücher an einem zentralen Punkt weltweit anzubieten."
Nur wenige kannten das neue Medium. Der Anfang war für das ZVAB deshalb schwierig und es dauerte ein Jahr, bis es zu einer seriösen Plattform wurde. Antiquare zu überzeugen, dass man mit dem virtuellen Handel auch Geld verdienen kann, ist den ZVAB-Gründern in den ersten Jahren auch nicht eben leicht gefallen, denn zunächst mussten die ja auch in Computer und den Internetzugang investieren.
Heute wird das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher in Tutzing am Ammersee verwaltet. Täglich werden etwa 4000 Titel über die Webseite verkauft. Vergriffen gibt es eigentlich nicht mehr. Der über das ZVAB generierte Umsatz wächst seit 2001 jährlich um circa 25 bis 30 Prozent.
Die Mitgliedschaft beim ZVAB verhilft den Antiquariaten zu neuen, weltweiten Käuferkreisen, der Online-Handel kurbelt – gerade in ländlicheren Regionen – das traditionelle Geschäft an und ist für viele Antiquare sogar Existenz sichernd. Thekla Kastner stellt aber nur rund fünf bis zehnProzent ihres Bestandes online.
"Wir schauen wirklich ganz gezielt, welche Bücher schon drin sind. Also, wenn ein Buch schon 20 oder 30 Mal drin ist, bieten wir es nicht an. Wir schauen, welches Buch ist zwei oder dreimal drin, wie ist der Zustand, können wir damit konkurrieren und dann bieten wir es auch an. Aber es gibt Bücher... Wenn Sie Hesse eingeben, dann haben Sie 20.000 Treffer. Das hat überhaupt keinen Sinn, da noch das 21.000ste Buch rein zu tun."
Das darf übrigens nicht jeder. Die ZVAB ist kein Bücher-Ebay. Mitglieder können nur professionelle Antiquare werden, die das Unternehmen dann auch durch ihre Mitgliedsbeiträge und Verkaufsprovisionen finanzieren. Bernd Heinisch aus der Geschäftsführung des ZVAB lässt da mit sich auch nicht diskutieren.
Nur die Beschränkung auf Profis sichere auch die Qualität. Wenn jedermann seine alten Bücher anbieten dürfte, sei die nicht gewährleistet, denn der Laie weiß nicht immer, was der Unterschied zwischen einer Erstausgabe und einer ersten Auflage ist, kann den Zustand eines Druckwerkes nicht genau einschätzen und damit auch nicht den angebrachten Preis. Der ist übrigens auch ein Thema für die Kunden, denn der Internethandel sorgt für mehr Transparenz. Wer aufmerksam in den virtuellen Regalen stöbert, kann viel Geld sparen. Identische Ausgaben von Büchern in vergleichbarem Zustand können von Antiquariat zu Antiquariat mal 20 Euro und mal 40 Euro kosten.
Der Onlinehandel, da sind sich aber alle einig, wird das klassische Antiquariat nicht ersetzen. Es ist halt doch etwas Anderes, ob man in einem Buch blättern und ein wenig lesen kann, bevor man es kauft. Thekla Kastner und Bernd Heinisch beginnen ein wenig in den Regalen zu stöbern
"Das ist kein Aktenkoffer, sondern die Schließe eines sehr alten Buches."
"Von den wundebarlichen Geheimnissen der Natur und deren fruchtbarlichen Betrachtung. Nicht allein nützlich, sondern auch lieblich zu lesen. Von Jacobus Horscht."
"Von 1663."
"Dies ist eine frühe Winkler-Ausgabe – Iphigenie – ein Dünndruckbuch. Das hat auch einen ganz eigenen Klang."
"Und das ist sehr schön anzufassen."
Das ZVAB ist wohl die einfachste Art, an ältere Bücher zu kommen. Zukünftig jedoch gibt es auf dem Internetportal aber nicht nur die. Am 18. September 2006 startet der Blog auf ZVAB. Ein neuer Service für alle Bücherfreunde. Dort kann man Kolumnen lesen, sich über Kinder- und Jugendliteratur informieren und es gibt Informationen zu vergessenen Autoren