Anschlag auf Goldene Moschee könnte Konflikt im Irak anheizen

22.02.2006
Der Islamwissenschaftler Heinz Halm befürchtet nach dem Anschlag auf die Goldene Moschee in der irakischen Stadt Samarra eine Eskalation des Konflikts zwischen Schiiten und Sunniten. Es könnte zu Übergriffen auf sunnitische Moscheen und Stadtviertel kommen, sagte Halm am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur.
Zwar habe die schiitische Führung unter Ayatollah Sistani zur Ruhe aufgerufen, doch man müsse abwarten, ob diese Appelle Wirkung zeigten. Wörtlich sagte Halm: "Es ist die Frage, ob diese gemäßigten schiitischen Stimmen, die aus der hohen Geistlichkeit kommen, auf die jungen Leute in den Slum-Vorstädten Wirkung zeigen."

In der Außenwirkung spiele es kaum eine Rolle, ob der Anschlag religiös oder terroristisch motiviert sei, betonte Halm vor dem Hintergrund der heutigen Demonstrationen im Irak. Er verwies auf die im Untergrund bestehende, schwer bewaffnete schiitische Miliz, die einige tausend Menschen zähle. Sollte diese Miliz in die Kämpfe eingreifen, könnte die Situation höchst bedrohlich werden, äußerte Halm. Allerdings könne er sich eine "richtige Bürgerkriegssituation" nur schwer vorstellen.

Das Chaos im Irak werde immer größer, erklärte Halm als Resümee der letzten Entwicklungen. Einen derartigen Anschlag wie auf die Goldene Moschee in Samarra, einem Heiligtum der Schiiten, habe es aber noch nie gegeben: "Das ist eine neue Qualität", sagte der Tübinger Islamwissenschaftler.