"Another Earth"

Von Hannelore Heider |
Eine junge Frau hat in einem Aufsatzwettbewerb eine Fahrkarte ins All gewonnen. Das Regiedebüt von Mike Cahills "Another Earth" erzählt von einer außergewöhnlichen Liebe und der geplanten Reise auf einen Planeten, der der Erde gleicht.
"Another Earth – die andere Erde" heißt diese ganz außergewöhnliche Liebesgeschichte, in der es die hinreißende 27-jährige Schauspielerin Brit Marling zum ersten Mal auf der Leinwand zu bestaunen gibt.

Diese andere Erde hängt wirklich am Himmel, größer als der Mond und mit Meeren und Kontinenten wie ein Spiegelbild unserer selbst. Sie wird zum Sehnsuchtsbild der jungen Rhoda Williams, die als Putzhilfe in das verwahrloste Haus des Komponisten Prof. John Burroughs kommt. Der Mann weiß nicht, wer sie ist und was die stille Frau wirklich geschrieben hat in dem Aufsatzwettbewerb um eine Fahrkarte ins All, womit sie unter Tausenden normaler Menschen die Auswahl gewonnen hat.

Sie wird mitfliegen in diese andere Welt, die unserer, der erste Funkkontakt hat es bewiesen, gleicht wie ein Ei dem anderen, wo wir unserem eigenen Selbst oder vielleicht doch - und das ist die Hoffnung - dem anderen Ich begegnen können, das nicht erlitten hat, was dieser jungen Frau und diesem Mann geschehen ist.

Der Film erzählt also fast als Kammerspiel an realistischen Drehorten der amerikanischen Ostkünste und mit sparsamer, doch suggestiver Musik von einer Tragödie und dem verzweifelten Versuchen Rhodas, ihr zu entrinnen. Er beginnt am ersten Tag der Entdeckung der anderen Erde und endet wirklich mit der Reise dahin, ohne uns Zuschauer mitzunehmen. Nicht der Science-Fiction-Trip aber ist es, was der Film uns zeigen will, sondern die unendlichen Möglichkeiten des Lebens, die hier kühn und durchaus plausibel um die zweite Erde erweitert werden.

Drei toten Menschen waren der Preis für einen Moment Unaufmerksamkeit, der das Leben des Mannes und der ambitionierten zukünftigen Astronomie-Studentin zerstört hat. Das zu gestehen, um Vergebung zu bitten, kommt sie vier Jahre später aus dem Gefängnis entlassen zu ihm.

Letztlich versucht sie mit einem Gleichnis, das Unaussprechliche endlich doch zu sagen, aber es wird immer schwerer, weil beide erleben, wie sie in der stillen Gemeinschaft wieder lebendig werden, dass sie vielleicht sogar gesund und als höchste Hoffnung ein Paar für den Rest dieses Lebens werden könnten. Diese Hoffnung wird nicht eingelöst, aber die Reise findet statt – für den Zuschauer freilich nur im Kopf, was dem Regiedebüt Mike Cahills, das auf dem Sundance-Filmfestival den Spezialpreis der Jury für das Beste Drama erhielt, einen ganz besonderen Reiz gibt.


USA 2011, Regie: Mike Cahill, Hauptdarsteller: Brit Marling, William Mapother,
92 Minuten, ohne Altersangabe



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