Annäherung statt Selbstmord

Von Susanne Burg |
Der Film über einen jungen palästinensischen Selbstmordattentäter zeigt die letzten Rituale, die Zweifel vor der Tat, bevor sich Tarek auf einem belebten Markt in Tel Aviv in die Luft sprengen will. „Alles für meinen Vater“ lässt den Täter in Kontakt treten mit seinen vermeintlichen Feinden. Und am Ende entsteht daraus so etwas wie Liebe.
Aus dem Film: " Wenn irgendwas schief läuft, rufst du von deinem Handy an und wir zünden dich fern.“

Der junge Palästinenser Tarek lässt sich eine Weste voll Sprengstoff umschnallen und reist zum geschäftigen Carmel-Markt in Tel Aviv, um sich in die Luft zu sprengen. Aber der Auslöseschalter ist defekt. Die Bombe explodiert nicht.

Aus dem Film: " Das hier ist kaputt. Kann man das vielleicht reparieren? "

Bei dem jüdischen Elektrohändler Katz bittet Tarek um einen neuen.

Aus dem Film: " Dann wollen wir doch mal sehen. – Hier, nimm den. – Nein, ich brauche den gleichen. – Den habe ich nicht. Aber ich kann ihn bestellen. Heute ist Freitag. Morgen ist Sabbat, da ist alles zu. Komme am besten am Sonntag. "

Eigentlich könnte Tarek ferngezündet werden, aber er besteht darauf, es eigenhändig zu tun. Er will die Ehre seiner Familie wieder herstellen. Denn sein Vater gilt als Kollaborateur. Er hatte dem angehenden Fußballprofi Tarek geholfen, die Grenzkontrollen der abgeschotteten West Bank zu überwinden, damit Tarek zu seinem Fußballtraining gelangt.

Aus dem Film: " Wo kommst du her? – Aus Tulkarem. – Was machst du? – Was kann ein Mann aus Tulkarem schon in Tel Aviv machen? Ich arbeite auf dem Bau. "

Tarek lernt in den zwei Tagen, die er nun Aufschub hat, die Jüdin Keren kennen und gerät immer weiter hinein in die Alltagswelt des jüdischen Viertels.

Das Klischee vom fanatischen Selbstmordattentäter, der sich und möglichst viele Feinde dazu für Allah in die Luft sprengen will, hat schon ein Film wie „Paradise Now“ aus dem Jahr 2005 gebrochen. Er zeigt die letzten Rituale, die Zweifel vor der Tat. „Alles für meinen Vater“ geht noch etwas weiter. Denn er lässt den Täter in Kontakt treten mit seinen vermeintlichen Feinden. Und am Ende entsteht daraus so etwas wie Liebe.

Aus dem Film: " Warum bist du dann traurig? – Ich weiß es nicht. Ich bin nicht traurig. Mir geht es gut. "
Mehr zum Thema