Angst vor der Rentenlücke – Wie können wir richtig vorsorgen?

„Die Rente ist sicher“ – wer sich heute noch auf diesen Spruch des ehemaligen Arbeitsministers Norbert Blüm verlässt, ist verlassen. Um diese Wahrheit kommen auch heutige Politiker nicht herum: „Ich sage es in aller Deutlichkeit: Mit der gesetzlichen Rente allein kann niemand seinen Lebensstandard im Alter halten“, mahnte in dieser Woche der SPD-Vorsitzende Kurt Beck in der „Bild“-Zeitung. Nur, wer privat vorsorge, könne seinen Lebensstandard im Alter sichern.
Aber: Wie kann man am besten vorsorgen? Was ist passender: Ein Riester- oder ein Rürup-Vertrag? Wie viel Risiko steckt in Aktienfonds – gerade auch im Hinblick auf die Bankenkrise in den USA, die die Börsenkurse weltweit beeinflusst? Wie sicher sind Immobilienanlagen, angesichts des Milliardenverlustes der „Göttinger Gruppe“, bei der rund 250.000 Anleger um ihre Alterversorgung bangen müssen.

„Die Altersvorsorge gleicht einem Januskopf“, sagt der Volkswirtschaftler Dr. Bert Rürup von der Universität Darmstadt. „Auf der einen Seite versuchen wir, auf die Befindlichkeiten der Einzelnen so gut wie möglich einzugehen. Dadurch wird es aber auch kompliziert. Eine richtige Altersvorsorge ist komplizierter als ein Hauskauf. Ohne einen kompetenten Finanzberater sind sie aufgeschmissen.“

Der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage, kurz der „Wirtschaftsweisen“, wurde bundesweit bekannt durch die nach ihm benannte „Rürup-Rente“, eine private Basisrente, die hauptsächlich für Selbständige und Freiberufler gedacht ist. Er rät unmissverständlich zu einer privaten Altersabsicherung – auch mit geringen Summen: „Zum Beispiel muss ein Hartz-IV-Empfänger lediglich 60 Euro im Jahr zahlen, dann legt der Staat das Achtfache zu der eigenen Leistung dazu. Aber nur wenige machen das.“

Eine Studie des Fonds-Vermögensverwalters Fund-Market Deutschland in Zusammenarbeit mit TNS-Emnid bestätigt seine Beobachtung:
Ihr zufolge rechnen 70 Prozent der heute 30- bis 39-Jährigen mit einer Versorgungslücke im Alter. Bislang legten aber nur 37 Prozent Geld für den Ruhestand zurück. 20 Prozent gaben an, sich überhaupt nicht für das Thema Altersvorsorge zu interessieren.

Der Finanzjournalist Thomas Luther kennt diese Diskrepanz nur zu gut.
„Der Mensch neigt dazu, Sachen, die abstrakt sind, weg zu schieben. Außerdem ist das Thema ja auch nicht einfach: Man muss sich Informationen besorgen, muss sich engagieren und man muss auf Geld verzichten. Und Geldverzicht bedeutet Konsumverzicht. Manche können das nicht, weil sie zu wenig haben, andere wollen es nicht, weil sie sich gerade einen gewissen Lebensstandard aufgebaut haben. Und so ist es oft so, dass die Leute sich erst im fortgeschrittenen Lebensstadium darum kümmern. Aber spätestens mit 40 sollte etwas passieren, egal, ob sie sich subjektiv in der Lage empfinden oder nicht.“

Thomas Luther beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Geldanlage, hat dazu bei der „Stiftung Warentest“ mehrere Bücher veröffentlicht.
Sein Motto: „Es gibt drei Binsenweisheiten: Ich muss so früh wie möglich anfangen, zu sparen, so viel Geld wie möglich und so hochrentierlich wie möglich. Das klingt alles wahnsinnig banal und darin liegt auch letztlich die ganze Wahrheit. Und die Leute sind gefordert, diesen Gedanken zu verinnerlichen.“

Seine Erfahrung: Die Deutschen sparen falsch. „Das stimmt insofern, als dass die Deutschen extrem risikobewusst sind. Sie sparen zu wenig in Aktienfonds, kriegen dementsprechend zu wenig Rendite. Das bedeutet, wenn ich erst mit 40 anfange mit einer konservativen Anlage, dann kommt einfach nicht genug zusammen. Wichtig ist bei dem Thema der Zinseszins. Der fällt geringer aus, wenn ich mit vier Prozent und sicheren Zinspapieren anlege, als wenn ich in Aktien investiere.“

Nur, wie risikobewusst kann und sollte man in Sachen Altersvorsorge sein?
Wie findet man in dem unübersichtlichen Angebot die passende Absicherung?
Welche Anlage bietet die beste Rendite?

„Angst vor der Rentenlücke – Wie können wir richtig vorsorgen?“ Darüber diskutiert Dieter Kassel mit dem Volkswirtschaftler Bert Rürup und dem Finanzjournalisten Thomas Luther. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800/2254–2254 oder per E-Mail: gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet unter:
Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Thomas Luther