Angetreten, um die Leipziger Schule zu überwinden
Das Studium führte die aus einer Unternehmer-Familie stammende Wuppertalerin nach Leipzig. Dort gründete sie zunächst ein Netzwerk für weibliche DJs und eröffnete eine Bar. In ihrer ASPN-Galerie repräsentiert sie nun die in den 70er Jahren geborene junge Generation von Künstlern. Ihre Arbeiten könnten ihrer Meinung nach das sein, das nach der legendären Leipziger Schule kommt.
"Ich hab mich erst gescheut und gesperrt und gedacht, menno, ich will doch schreiben und ich will Journalistin sein und irgendwie darin auch unabhängig und mich dadurch auch nicht ewig an Leipzig binden, weil ich auch immer das Gefühl hatte, dass ich hier auch mal weg muss."
Arne Linde sitzt im Garten des Cafés am Rand des alten Fabrikgeländes mit den großen Backsteinhallen und hält immer wieder inne. Es scheint, als würde sie nicht glauben, was mit ihr in den letzten eineinhalb Jahren passiert ist.
"Ich bin rein gesprungen in den Bereich der zeitgenössischen Kunst und hab mich ein paar Monate lang wirklich ganz intensiv damit beschäftigt, ganz viele Ausstellungen angeguckt, mit ganz vielen Leuten geredet, bin unterwegs gewesen in verschiedenen Städten auf der halben Welt und habe mich ganz dolle damit beschäftigt und es hat mir dann eben wahnsinnig viel Spaß gemacht."
Arne Linde lächelt viel, wenn sie spricht. Ihre glatten hellbraunen Haare hat sie zurückgebunden, ihr Blick geht immer wieder in die Ferne. Wenn die 32-Jährige in Jeans und ihrer lilafarbenen Samtjacke über die unregelmäßigen Pflastersteine zum Café geht, kennt sie jeden auf dem Gelände. Insgesamt neun Galerien, ein Laden mit Künstlerbedarf, Ateliers und Keramikwerkstätten sind in den letzten Jahren in die Baumwollspinnerei gezogen. Arne nennt die Menschen hier eine große Familie. Dass sie die einzige weibliche Galeristin hier ist, stört sie nicht.
"Die Jungs um mich herum, das sind Kollegen, mit denen ich auf Augenhöhe zu tun habe und die haben mit mir auf Augenhöhe zu tun. Der einzige Effekt ist, dass ich da immer wieder danach gefragt werde und es gesehen, wahrgenommen wird. Aber ich bin genauso gut oder schlecht oder genauso präsent wie alle anderen auch."
Vor allem ist Arne Linde sehr gut vernetzt. Vor zwölf Jahren zog sie nach dem Abitur von Wuppertal nach Leipzig. Sie studierte Kulturwissenschaften und Germanistik. Die meiste Zeit jedoch verbrachte sie mit anderen Projekten: Sie half mit, die Studentenvertretung an der Uni aufzubauen. Später gründete sie das Netzwerk Propellas für weibliche DJs. Frauen sollten sich nicht mehr von Männern die Technik aufbauen lassen, die dann anschließend sagen: Hey, dann zeig ich Dir auch, welche Platte gut läuft. Dass sie ein Kind einer Unternehmer Familie ist, half ihr, sich zu trauen, etwas Eigenes aufzubauen: Sie eröffnete 1998 eine Bar. Eine Cocktail Bar, in der elektronische Musik gespielt wird, etwas, was fehlte in Leipzig.
"Wenn ich gewusst hätte, was da alles auf mich zukommt: mit irgendwelchen Schallschutzbestimmungen, Parkplatzablöse, Hackfleischkurse an der IHK, dann hätte ich’s wahrscheinlich damals nicht gemacht."
Zusammen mit ihrem damaligen Freund führte Arne die Bar Cortex. Als sie sich trennten, überließ sie ihm die Bar.
"Da bin ich einfach reingeprescht und es hat funktioniert. Das war eine Erfahrung, von der ich noch heute profitiere, dass ich gemerkt habe, wenn man es will und sich dahinter klemmt und wenn man es ernst meint, dann geht es auch, dann kann man es einfach machen."
Vor zwei Jahren schloss sie das Studium ab und war schon auf halben Weg nach Berlin. Sie plante, als Journalistin über Kunst zu schreiben, wollte endlich raus aus Leipzig. Aber es kam alles anders. Die Galerien beschlossen, aus der Innenstadt raus auf das Gelände der Baumwollspinnerei zu ziehen. Und im Zuge dessen kam das Thema auf, dass es keine richtig junge Galerie gibt. Dass da jemand fehlt, der nachzieht und die jüngere Generation betreut oder repräsentiert und dem, was hier passiert, noch so ein i-Tüpfelchen aufsetzt. Sie gründete die ASPN-Galerie. Die Voraussetzungen sind gut: Sie weiß, wen sie bei Problemen anrufen muss, kennt viele junge Künstler in Leipzig – und die Kunst in Leipzig schwimmt immer noch mit auf der Erfolgswelle der Neuen Leipziger Schule. Arne Linde profitiert davon – aber sie will mehr:
"Ich glaube, dass es jetzt auch so langsam an der Zeit ist, dieses große Label Leipziger Schule, Leipziger Malerei tatsächlich auch zu überwinden. Weil irgendwann ist auch das nicht mehr IN. Und dann wird es trotzdem noch in Leipzig hervorragende Arbeiten geben. Und die müssen wir jetzt schon zeigen."
In ihrer hellen Galerie in Halle 4 der Spinnerei stellt sie Gemälde, Skulpturen, Installationen von Künstlern aus, die in den 70-er Jahren geboren sind. Es sind Künstler aus Leipzig, Berlin, Amsterdam. Zum Rundgang Kunst am 9. September wird sie einen japanischen Holzschnitt-Künstler im Programm haben. Ihr Terminkalender ist auf Wochen voll geplant: Ausstellungen in europäischen Hauptstädten besuchen, Kontakte für ihre Künstler knüpfen, Bilder-Transporte organisieren. Für Leben neben der Arbeit bleibt da wenig Zeit:
"Mit Künstlerinnen und Künstlern zu arbeiten, das ist nicht einfach nur Business. Da musst du dich sehr intensiv auseinandersetzen, und das geht oft weit in einen freundschaftlichen Bereich hinein, und von daher kann ich so ganz strikt mein Privatleben nicht vom Arbeitsleben trennen."
Galeristin will Arne Linde in den nächsten Jahren erst mal bleiben. Sie hat sich in die unberechenbaren Mechanismen des Kunstmarkts eingefunden, hat die richtigen Menschen kennen gelernt – und sich dabei immer auf ihr Gefühl verlassen.
"Ich hab immer sehr stark auf den Bauch gehört, mich nie theoretisch mit Kunst auseinandergesetzt, immer versucht, mich den Dingen so unmittelbar zu nähern. Das mache ich heute noch."
Arne Linde sitzt im Garten des Cafés am Rand des alten Fabrikgeländes mit den großen Backsteinhallen und hält immer wieder inne. Es scheint, als würde sie nicht glauben, was mit ihr in den letzten eineinhalb Jahren passiert ist.
"Ich bin rein gesprungen in den Bereich der zeitgenössischen Kunst und hab mich ein paar Monate lang wirklich ganz intensiv damit beschäftigt, ganz viele Ausstellungen angeguckt, mit ganz vielen Leuten geredet, bin unterwegs gewesen in verschiedenen Städten auf der halben Welt und habe mich ganz dolle damit beschäftigt und es hat mir dann eben wahnsinnig viel Spaß gemacht."
Arne Linde lächelt viel, wenn sie spricht. Ihre glatten hellbraunen Haare hat sie zurückgebunden, ihr Blick geht immer wieder in die Ferne. Wenn die 32-Jährige in Jeans und ihrer lilafarbenen Samtjacke über die unregelmäßigen Pflastersteine zum Café geht, kennt sie jeden auf dem Gelände. Insgesamt neun Galerien, ein Laden mit Künstlerbedarf, Ateliers und Keramikwerkstätten sind in den letzten Jahren in die Baumwollspinnerei gezogen. Arne nennt die Menschen hier eine große Familie. Dass sie die einzige weibliche Galeristin hier ist, stört sie nicht.
"Die Jungs um mich herum, das sind Kollegen, mit denen ich auf Augenhöhe zu tun habe und die haben mit mir auf Augenhöhe zu tun. Der einzige Effekt ist, dass ich da immer wieder danach gefragt werde und es gesehen, wahrgenommen wird. Aber ich bin genauso gut oder schlecht oder genauso präsent wie alle anderen auch."
Vor allem ist Arne Linde sehr gut vernetzt. Vor zwölf Jahren zog sie nach dem Abitur von Wuppertal nach Leipzig. Sie studierte Kulturwissenschaften und Germanistik. Die meiste Zeit jedoch verbrachte sie mit anderen Projekten: Sie half mit, die Studentenvertretung an der Uni aufzubauen. Später gründete sie das Netzwerk Propellas für weibliche DJs. Frauen sollten sich nicht mehr von Männern die Technik aufbauen lassen, die dann anschließend sagen: Hey, dann zeig ich Dir auch, welche Platte gut läuft. Dass sie ein Kind einer Unternehmer Familie ist, half ihr, sich zu trauen, etwas Eigenes aufzubauen: Sie eröffnete 1998 eine Bar. Eine Cocktail Bar, in der elektronische Musik gespielt wird, etwas, was fehlte in Leipzig.
"Wenn ich gewusst hätte, was da alles auf mich zukommt: mit irgendwelchen Schallschutzbestimmungen, Parkplatzablöse, Hackfleischkurse an der IHK, dann hätte ich’s wahrscheinlich damals nicht gemacht."
Zusammen mit ihrem damaligen Freund führte Arne die Bar Cortex. Als sie sich trennten, überließ sie ihm die Bar.
"Da bin ich einfach reingeprescht und es hat funktioniert. Das war eine Erfahrung, von der ich noch heute profitiere, dass ich gemerkt habe, wenn man es will und sich dahinter klemmt und wenn man es ernst meint, dann geht es auch, dann kann man es einfach machen."
Vor zwei Jahren schloss sie das Studium ab und war schon auf halben Weg nach Berlin. Sie plante, als Journalistin über Kunst zu schreiben, wollte endlich raus aus Leipzig. Aber es kam alles anders. Die Galerien beschlossen, aus der Innenstadt raus auf das Gelände der Baumwollspinnerei zu ziehen. Und im Zuge dessen kam das Thema auf, dass es keine richtig junge Galerie gibt. Dass da jemand fehlt, der nachzieht und die jüngere Generation betreut oder repräsentiert und dem, was hier passiert, noch so ein i-Tüpfelchen aufsetzt. Sie gründete die ASPN-Galerie. Die Voraussetzungen sind gut: Sie weiß, wen sie bei Problemen anrufen muss, kennt viele junge Künstler in Leipzig – und die Kunst in Leipzig schwimmt immer noch mit auf der Erfolgswelle der Neuen Leipziger Schule. Arne Linde profitiert davon – aber sie will mehr:
"Ich glaube, dass es jetzt auch so langsam an der Zeit ist, dieses große Label Leipziger Schule, Leipziger Malerei tatsächlich auch zu überwinden. Weil irgendwann ist auch das nicht mehr IN. Und dann wird es trotzdem noch in Leipzig hervorragende Arbeiten geben. Und die müssen wir jetzt schon zeigen."
In ihrer hellen Galerie in Halle 4 der Spinnerei stellt sie Gemälde, Skulpturen, Installationen von Künstlern aus, die in den 70-er Jahren geboren sind. Es sind Künstler aus Leipzig, Berlin, Amsterdam. Zum Rundgang Kunst am 9. September wird sie einen japanischen Holzschnitt-Künstler im Programm haben. Ihr Terminkalender ist auf Wochen voll geplant: Ausstellungen in europäischen Hauptstädten besuchen, Kontakte für ihre Künstler knüpfen, Bilder-Transporte organisieren. Für Leben neben der Arbeit bleibt da wenig Zeit:
"Mit Künstlerinnen und Künstlern zu arbeiten, das ist nicht einfach nur Business. Da musst du dich sehr intensiv auseinandersetzen, und das geht oft weit in einen freundschaftlichen Bereich hinein, und von daher kann ich so ganz strikt mein Privatleben nicht vom Arbeitsleben trennen."
Galeristin will Arne Linde in den nächsten Jahren erst mal bleiben. Sie hat sich in die unberechenbaren Mechanismen des Kunstmarkts eingefunden, hat die richtigen Menschen kennen gelernt – und sich dabei immer auf ihr Gefühl verlassen.
"Ich hab immer sehr stark auf den Bauch gehört, mich nie theoretisch mit Kunst auseinandergesetzt, immer versucht, mich den Dingen so unmittelbar zu nähern. Das mache ich heute noch."