Zum Tod von Angelo Badalamenti
Partners in crime: Angelo Badalamenti (r) zusammen mit Regisseur David Lynch (l) und der Sängerin Julee Cruise, deren Stimme auf dem "Twin Peaks"-Soundtrack zu hören ist. © Getty Images / Village Voice / Michel Delsol
Er komponierte das leise Grauen von "Twin Peaks"
05:16 Minuten
Angelo Badalamenti verlieh vielen Filmen von David Lynch ihren melancholisch verstörenden Unterton. Weltbekannt machte ihn die Serie "Twin Peaks". Jetzt ist der Komponist, der auch mit David Bowie und Nina Simone arbeitete, mit 85 Jahren gestorben.
Der Filmkomponist Angelo Badalamenti ist tot. Seine düster-melancholische Musik durchzog David Lynchs Fernsehserie "Twin Peaks" mit einem subtilen Horror. Sie verlieh den Bildern einen doppelten Boden und brachte Badalamenti in den 1990er-Jahren seinen internationalen Durchbruch. Der Soundtrack wurde mit einem Grammy ausgezeichnet und erreichte als Album in 25 Ländern Goldstatus.
Schön, düster und bedrohlich
Mit David Lynch war Badalamenti als Stammkomponist jahrzehntelang verbunden. In "Blue Velvet" von 1986 ist er als Barpianist an der Seite von Isabella Rossellini zu sehen. Auch die Musik für "Wild at Heart", "Lost Highway" und viele weitere Filme Lynchs stammt von ihm. In "Mullholland Drive" spielte er einen Gangster.
Lynch hatte Badalamenti zunächst als Stimmcoach für Isabella Rossellini engagiert, um sie für ihre Rolle in "Blue Velvet" vorzubereiten, erzählt der Musikjournalist Martin Risel. Schließlich erhielt er den Auftrag für den ganzen Soundtrack, von dem Lynch eine genaue Vorstellung gehabt habe: "im Stil von Schostakowitsch, sehr schön und trotzdem düster und bedrohlich".
Kongeniale Zusammenarbeit am Klavier
Mit David Lynch bildete Badalamenti bald ein ebenso kongeniales Gespann aus Regisseur und Filmkomponist wie Ennio Morricone mit Sergio Leone, sagt Risel. Seine Musik habe die Atmosphäre von Lynchs Filmen entscheidend geprägt.
Über ihre Zusammenarbeit erzählte Lynch der "New York Times" einmal, Badalamenti habe es großartig verstanden, seine von Stimmungen ausgehenden Ideen in Musik zu übertragen.
Ich sitze mit Angelo zusammen, spreche mit ihm über eine Szene, und er beginnt, die Worte auf dem Klavier zu spielen.
Angelo Badalamenti wurde 1937 in New York geboren und stammte aus einer italienischen Einwandererfamilie. Zunächst komponierte er im Stil von Kurt Weill, der ein frühes Vorbild für ihn war, so Risel. In den 1970er-Jahren folgten Musiken für TV-Serien.
Als Komponist und Musikproduzent war Badalamenti ungemein vielfältig und arbeitete im Laufe seiner langen Karriere auch mit David Bowie, Paul McCartney, Marianne Faithful, Nina Simone, Shirley Bassey und den Pet Shop Boys zusammen.
Soundtrack der Babyboomer
"Er hatte immer auch ein Bein im Pop und im Jazz", sagt Martin Risel. Da auch Musikerinnen und Musikern nachfolgender Generationen Badalamentis Songs gecovert oder mit Remixen gewürdigt haben, sei er mit vielen Stücken in den Pop-Kanon eingegangen.
"Für mich bleiben vor allem diese unglaublich tollen Melodien in ihrer düsteren Schönheit", so Risel. "Das ist ganz schlicht gemacht aber wirklich ergreifend, mit einem subkutanen Schauern, das mich immer erfasst." Durch diesen unverwechselbaren Stil gehöre Badalamentis Musik zweifellos zum "Soundtrack der Babyboomer-Generation".
(fka/mit Material von dpa)