Angebliche Anschläge auf der Krim

Neue Spannungen um die Ukraine

Russlands Präsident Wladimir Putin bei einem Treffen mit Regierungsmitgliedern am Mittwoch (10. August 2016).
Russlands Präsident Wladimir Putin sagte, der Tod der beiden Russen auf der Krim werde nicht ungesühnt bleiben. © imago stock&people
Von Sabine Adler · 11.08.2016
Russland will mehrere Anschläge auf der Krim vereitelt haben und macht die Ukraine für die Taten verantwortlich. Die Ukraine wiederum sieht in den Beschuldigungen Moskaus nur eine Vorwand für weitere militärische Aktionen.
Der FSB rettet die Krim, schreibt heute die russische Tageszeitung Vedomosti. Der russische Inlands-Geheimdienst hat angeblich mehrere Anschläge von ukrainischen Agenten auf der Krim vereitelt, sieben ukrainischer festgenommen, und die hätten bereits gestanden. Ein Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes FSB und ein russischer Soldat seien in einem Feuergefecht mit einer subversiven ukrainischen Gruppe in der Stadt Armiansk getötet worden. Einen zweiten Anschlag solle es am 8. August gegeben haben, der ebenfalls von russischen Kräften gestoppt worden sei. Diese Informationen sind nicht zu überprüfen. Die Ukraine weist die Vorwürfe komplett zurück. Die Vize-Präsidentin des ukrainischen Parlaments Oksana Syroid gegenüber unserem Programm:
"Der ukrainische Präsident war sehr deutlich: Terror ist keine ukrainische Methode und zugleich werden wir niemals ukrainisches Territorium aufgeben."
Das ukrainische Verteidigungsministerium erklärte, dass diese Aussagen des russischen Geheimdienstes FSB nichts anderes als der Versuch seien aggressive Militäraktionen auf der Halbinsel zu rechtfertigen und die Aufmerksamkeit der Krim-Bewohner und der internationalen Gemeinschaft abzulenken von den Versuchen, die Krim in eine isolierte Militärbasis zu verwandeln. Dass die Ukraine die Krim angegriffen hätte, entbehre jeder Grundlage, die Krim sei ukrainisches Gebiet und die Bewohner ukrainische Staatsbürger.

"Russland braucht einen Anlass, einen Krieg zu starten"

Die russische Seite hält fest an ihrer Darstellung, die Krim werde von der Ukraine bedroht. Präsident Wladimir Putin hat den Sicherheitsrat heute zusammengerufen, um zusätzliche Schutzmaßnahmen an den Land- und Seegrenzen für die Krim zu diskutieren. In Kiew regiert man nervös. Die Vize-Parlamentschefin Syroid befürchtet, dass sich der Vorfall auswächst zu einer erneuten Konfrontation.
"Wir haben einige zehntausend russische Soldaten, die die Grenze überquert haben. Und die sollen jetzt etwas tun. Sich entweder zurückziehen oder vorwärtsgehen. Diese Drohung besteht permanent. Russland braucht einen Anlass, einen Krieg zu starten. Dieser Anlass existiert objektiv nicht, aber Russland kann ihn sich ausdenken. Die Eskalation ist jede Minute möglich."

Putin droht der Ukraine

Der russische Präsident hält ein Treffen im Normandie-Format Anfang September für sinnlos, denn – so wörtlich - die Leute, die seinerzeit die Macht in Kiew erobert hätten und sie immer noch hätten, gingen jetzt zum Terror über, anstatt Kompromisse und eine friedliche Lösung zu suchen. Putin versprach, die Bürger und die Infrastruktur der Krim zu schützen und rief den Westen auf, den Druck auf die Ukraine zu erhöhen. Nach Meinung der Juristin und Abgeordneten Oxana Syroid wäre das genau die falsche Schlussfolgerung. Die Vizeparlamentspräsidentin gegenüber Deutschlandradio:
"Das ist eine Provokation und das Statement des russischen Präsidenten ein Test, für die Ukraine und die internationale Gemeinschaft, wie sie darauf reagieren. Lässt man die Krim fallen und sagt, macht was immer ihr wollt, würde das Putin sehr gefallen. Dass er das Normandie-Format nicht mehr für nützlich hält, bedeutet, dass er will, dass der Westen die Ukraine drängt, den politischen Teilder Minsker Vereinbarung umzusetzen."
Die Meldungen über die angeblichen Anschläge auf der Krim waren drei bzw. vier Tage alt, erst gestern hatte sich Putin selbst zu Wort gemeldet und gedroht, dass der Tod der beiden Russen nicht ungesühnt bleiben werde sowie von einem gefährlichen Spiel gesprochen.
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