Anfechtbare Inszenierung
"Nordlichter" lautet das Motto der Ruhrfestspiele in diesem Jahr. Skandinavische Autoren, Ensembles und Themen bilden einen Schwerpunkt. Festspielintendant Frank Hoffmann inszenierte August Strindbergs "Traumspiel" im Festspielhaus auf Recklinghausens Grünem Hügel. Trotz einer missglückten Inszenierung applaudierte das Premierenpublikum am Freitag einhellig.
Strindberg schildert in seinem "Traumspiel" einen Ausflug von "Indras Tochter". Das Kind des Gottes steigt zu den Menschen hernieder, um sich über unsere Lage zu unterrichten. In allen Stationen, die sie durchläuft, lautet das Fazit gleich: "Es ist schade um die Menschen". Am Ende kehrt das Götterkind zu seinem Vater zurück und nimmt die Bitte des Menschengeschlechts mit, der Gott möge die Lage erleichtern.
Um sich der Struktur des Traums anzunähern, traf Regisseur Frank Hoffmann eine folgenschwere Entscheidung: das Publikum saß nicht im Zuschauerraum, sondern auf der Bühne. Zwischen drei Blöcken blieben zwei Gänge sowie ein kleiner freier Platz für die Auftritte der Schauspieler, die auch die Galerien, auf denen sonst die Beleuchter und Techniker arbeiten, nutzten. Es war oft schwer, die Akteure zu sehen, weil sie von anderen Zuschauern verdeckt wurden oder hinter dem Rücken eines Teils der Zuschauer spielten. Die Akustik auf der Bühne war tückisch, so dass nur die erfahrensten Schauspieler immer verständlich waren. Auch die oft an christliche Hymnen angelehnte Musik (Camille Kerger) überlagerte immer wieder den Text.
Selbst starke Szenen wie die Ehe der "Tochter" waren beeinträchtigt. Sie heiratet einen Rechtsanwalt; der engagierte Jurist arbeitet für die Armen. Er versucht, ihr Recht durchzusetzen – bekommt aber kaum Honorar. Die Lage des Paares ist prekär. Sie leben beengt in einer ärmlichen Wohnung. Um Wärme zu sparen, werden alle Ritzen verklebt. Der Tochter bleibt kaum Luft zum Atmen. Das Paar wird ungeduldig miteinander, gereizt, Streit droht, Trennung. Armut frisst Liebe. Die szenische Umsetzung nutzte das dramatische Potential kaum - es war eine Frau zu sehen, die Klebestreifen auf ein Geländer klebte. Das Erstickende wurde nur behauptet, nicht nachvollziehbar gespielt.
Jacqueline Macaulay stellte eine Tochter dar, die nicht wirklich Anteil nahm am Schicksal der Menschen noch neugierig war - die Aktrice fand keine plausible Haltung zu ihrer Figur. Anders Wolfram Koch als ihr Gatte, der Armenadvokat. Koch zeigte einen Mann, der mit aller Energie versucht, der Enge zu trotzen und dem Leben Sinn abzugewinnen. Das Ensemble spielte uneinheitlich.
Wie ist es nur möglich, dass Frank Hoffmann nicht bemerkte, dass sein Konzept, so reizvoll es sein mag, praktisch zu schwerfällig umzusetzen war? Grau, lieber Freund, ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldner Baum!
Wer sich intensiver mit dem schwedischen Meisterdramatiker auseinandersetzen wollte, konnte nach einer Pause "Lieben Sie Strindberg ... " sehen, einer Frage, der Maximilian Schell nachging. Er skizzierte einen Künstler, der seine Kraft aus Lebensfreude zieht: der Liebe, dem intensiven Erleben von Musik, Farben und der Lust am Streit. Schell wirkt trotz seiner Jahre, die er nicht verbergen kann, noch immer wie ein Bühnenlöwe, bei dem man nie weiß, was passiert, wenn er über die Rampe spränge. In dieser Energie, die die Grenzen des Alltags mühelos hinter sich lässt, liegt eine gewisse Parallele zu Strindberg. Darüber hinaus teilte Ingo Waszerka, für den Text verantwortlich, wenig über den Dichter und sein "Traumspiel" mit - eine engere Verbindung der beiden Abende wäre fruchtbarer gewesen.
"Ein Traumspiel" ist bei Reclam mit einem instruktiven Nachwort erschienen; bei der Lektüre erfährt man mehr über das Schauspiel als in Recklinghausen - und das gelbe Bändchen ist wesentlich billiger als eine Theaterkarte.
Um sich der Struktur des Traums anzunähern, traf Regisseur Frank Hoffmann eine folgenschwere Entscheidung: das Publikum saß nicht im Zuschauerraum, sondern auf der Bühne. Zwischen drei Blöcken blieben zwei Gänge sowie ein kleiner freier Platz für die Auftritte der Schauspieler, die auch die Galerien, auf denen sonst die Beleuchter und Techniker arbeiten, nutzten. Es war oft schwer, die Akteure zu sehen, weil sie von anderen Zuschauern verdeckt wurden oder hinter dem Rücken eines Teils der Zuschauer spielten. Die Akustik auf der Bühne war tückisch, so dass nur die erfahrensten Schauspieler immer verständlich waren. Auch die oft an christliche Hymnen angelehnte Musik (Camille Kerger) überlagerte immer wieder den Text.
Selbst starke Szenen wie die Ehe der "Tochter" waren beeinträchtigt. Sie heiratet einen Rechtsanwalt; der engagierte Jurist arbeitet für die Armen. Er versucht, ihr Recht durchzusetzen – bekommt aber kaum Honorar. Die Lage des Paares ist prekär. Sie leben beengt in einer ärmlichen Wohnung. Um Wärme zu sparen, werden alle Ritzen verklebt. Der Tochter bleibt kaum Luft zum Atmen. Das Paar wird ungeduldig miteinander, gereizt, Streit droht, Trennung. Armut frisst Liebe. Die szenische Umsetzung nutzte das dramatische Potential kaum - es war eine Frau zu sehen, die Klebestreifen auf ein Geländer klebte. Das Erstickende wurde nur behauptet, nicht nachvollziehbar gespielt.
Jacqueline Macaulay stellte eine Tochter dar, die nicht wirklich Anteil nahm am Schicksal der Menschen noch neugierig war - die Aktrice fand keine plausible Haltung zu ihrer Figur. Anders Wolfram Koch als ihr Gatte, der Armenadvokat. Koch zeigte einen Mann, der mit aller Energie versucht, der Enge zu trotzen und dem Leben Sinn abzugewinnen. Das Ensemble spielte uneinheitlich.
Wie ist es nur möglich, dass Frank Hoffmann nicht bemerkte, dass sein Konzept, so reizvoll es sein mag, praktisch zu schwerfällig umzusetzen war? Grau, lieber Freund, ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldner Baum!
Wer sich intensiver mit dem schwedischen Meisterdramatiker auseinandersetzen wollte, konnte nach einer Pause "Lieben Sie Strindberg ... " sehen, einer Frage, der Maximilian Schell nachging. Er skizzierte einen Künstler, der seine Kraft aus Lebensfreude zieht: der Liebe, dem intensiven Erleben von Musik, Farben und der Lust am Streit. Schell wirkt trotz seiner Jahre, die er nicht verbergen kann, noch immer wie ein Bühnenlöwe, bei dem man nie weiß, was passiert, wenn er über die Rampe spränge. In dieser Energie, die die Grenzen des Alltags mühelos hinter sich lässt, liegt eine gewisse Parallele zu Strindberg. Darüber hinaus teilte Ingo Waszerka, für den Text verantwortlich, wenig über den Dichter und sein "Traumspiel" mit - eine engere Verbindung der beiden Abende wäre fruchtbarer gewesen.
"Ein Traumspiel" ist bei Reclam mit einem instruktiven Nachwort erschienen; bei der Lektüre erfährt man mehr über das Schauspiel als in Recklinghausen - und das gelbe Bändchen ist wesentlich billiger als eine Theaterkarte.