Andris Nelsons beim Gewandhausorchester

Bekenntnis zu Leipzig

Andris Nelsons dirigiert das Gewandhausorchester.
Der Neue ist da: Andris Nelsons trägt nun den Titel "Gewandhauskapellmeister". © dpa / Jan Woitas
11.03.2018
Nummer 21 ist angekommen. Der lettische Dirigent Andris Nelsons ist Gewandhauskapellmeister in der Nachfolge von Riccardo Chailly. In seinem ersten Konzert stellte er Musik mit Leipzig-Bezug aus drei Jahrhunderten vor.
Die "Schottische Sinfonie" von Felix Mendelssohn Bartholdy, einst vom Gewandhausorchester unter Leitung des Komponisten uraufgeführt, gehört zu den wichtigsten Werken im Repertoire des Leipziger Weltklasse-Ensembles. Ehrensache für Nelsons, mit diesem Werk sein Antrittskonzert zu krönen. Mit der einleitenden Uraufführung des Stückes "Relief" von Steffen Schleiermacher erwies Nelsons einem Leipziger Musiker, der dem Orchester seit langem eng verbunden ist, seine Reverenz. Alban Bergs Violinkonzert stellte auf dezente Weise die Beziehung zu Johann Sebastian Bach her, aus dessen Leipziger Kantatenschaffen Berg in seinem 1935 komponierten instrumentalen Requiem zitiert. Mit Baiba Skride präsentierte Nelsons bei dieser Gelegenheit eine Solistin aus seiner Generation – und aus seiner Heimatstadt Riga.
Mit seinen 39 Jahren ist der Lette für einen Dirigenten in dieser Position noch vergleichsweise jung; sein Vorgänger Riccardo Chailly hatte bei der Leipziger Berufung seinen 50. Geburtstag schon hinter sich, dessen Vorgänger Herbert Blomstedt gar seinen Siebzigsten. Und doch wirkt Andris Nelsons bereits wie ein alter Bekannter, und er ist zweifellos erfahren: Seine Laufbahn begann er als Trompeter im Opernorchester seiner Heimatstadt. 2003 wurde er dort Chefdirigent, 2006 übernahm er im westfälischen Herford seine erste Stelle als Leiter eines Sinfonieorchesters. Es folgten Birmingham (2008-2014) und Boston (seit 2014). Dass das Gewandhausorchester und das Boston Symphony Orchestra eine gemeinsame Geschichte haben, kommt ihm dabei zugute: Musiker aus Leipzig beteiligten sich an der Gründung des amerikanischen Klangkörpers, dessen Konzertsaal dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Leipziger Gewandhaus nachempfunden wurde. Nelsons’ Doppelaufgabe zwischen Sachsen und Neuengland erscheint historisch folgerichtig.
Gewandhaus Leipzig
Aufzeichnung vom 22.02.2018
Antrittskonzert von Andris Nelsons als Gewandhauskapellmeister
Steffen Schleiermacher
"Relief" für Orchester (Uraufführung)
Alban Berg
Konzert für Violine und Orchester ("Dem Andenken eines Engels")
Felix Mendelssohn Bartholdy
Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 ("Schottische Sinfonie")

Baiba Skride, Violine
Gewandhausorchester Leipzig
Leitung: Andris Nelsons