Holocaust-Äußerung von Whoopi Goldberg

"Eine völlig glaubhafte Entschuldigung"

08:56 Minuten
Whoopi Goldberg steht an einem Rednerpult und spricht ins Mikrofon
Whoopi Goldberg © Getty Images / Kevin Mazur
02.02.2022
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Der Holocaust habe nichts mit Rasse zu tun gehabt, hat Whoopi Goldberg in einem Interview gesagt und damit Empörung ausgelöst. Inzwischen hat sich der US-Star entschuldigt. Die Politikerin Marina Weisband sieht in der Aussage ein Bildungsdefizit.
„Es geht aber nicht um Rasse. Es geht um des Menschen Unmenschlichkeit gegenüber anderen Menschen." Mit diesen Worten hat Whoopi Goldberg im US-Fernsehen über den Holocaust gesprochen und einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Inzwischen hat sich die Schauspielerin für diese Äußerungen entschuldigt, auch "für den Schmerz", den sie verursacht habe.

Missverständnis und US-Diskurs

Der Fernsehsender ABC hat Goldberg nach ihren Äußerung für zwei Wochen von der Sendung "The View" suspendiert. Das findet Marina Weisband ein richtiges Zeichen von ABC, vor allem gegenüber jüdischen Menschen. Sie selbst ist Jüdin und engagiert sich als Pädagogin gegen Antisemitismus.
Weisband unterstreicht zudem, dass auch Jüdinnen und Juden sehr wohl von Rassismus betroffen seien und auch Opfer von Neonazi-Gewalt werden können. Gleichzeitig verweist die Politikerin auf den Diskus in den USA. In diesem würden viele Jüdinnen und Juden "als weiß codiert", auch weil dort der Begriff "race" eine andere Bedeutung habe als "Rasse" in Deutschland.
Weisband sieht in den Äußerungen Goldbergs ein "Bildungsdefizit", das die Schauspielerin aber auch selbst in ihrer Entschuldigung angesprochen hat. "Für mich war das eine völlig glaubhafte Entschuldigung", unterstreicht die Politikerin. Sie könne auch verstehen, woher die Aussagen Goldbergs kämen, und zwar daher, dass Juden in den USA häufig keinen Alltagsrassismus erfahren würden.

Holocaust ist keine Katastrophe unter vielen

Für den Filmemacher Andres Veiel geht das allerdings nicht weit genug. "Was fehlt, ist die sachliche Entschuldigung", sagt Veiel. "Sie reduziert die Frage auf eine Kränkung - nach dem Motto, da ist jemand empfindlich."
Goldbergs Bitte um Verzeihung für den ausgelösten Schmerz reduziere die Auseinandersetzung letztendlich auf eine Befindlichkeit von Menschen, die aus historischen oder persönlichen Gründen überreagiert hätten. "Das zeigt, dass sie den Kern ihres Irrtums nicht erkannt hat."
Es sei immer gefährlich, wenn der Holocaust mit anderen Menschheitskatastrophen gleichgesetzt werde, so Veiel. "Die fabrikmäßige Vernichtung von sechs Millionen Menschen ist historisch einmalig." Es handele sich nicht um eine Menschheitskatastrophe unter vielen, sondern um etwas sehr Spezifisches. "Dahin sollten wir immer wieder zurückkehren, um das nicht zu vergessen."

Bündnis gegen Rassismus

Weisband verweist indes darauf, dass Goldberg auf etwas anderes hinauswollte. Ihre Aussage habe aber gezeigt, dass die Schauspielerin einen blinden Fleck habe. Und zwar, "dass es den Nazis sehr stark um Blut und Rassismus ging. Beim Holocaust ging es absolut um Rassismus."
Diese Verbindung zu erkennen sei wichtig, unterstreicht die Politikerin. Denn dadurch würden Verbindungen im Kampf gegen Rassismus aufgezeigt und Allianzen gegen die Ideologie der "weißen Vorherrschaft" und deren Anhänger ermöglicht.

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