Analphabetin und KZ-Aufseherin

Von Roland Krüger · 06.02.2009
Die Bundesrepublik Deutschland in den 50er Jahren. Der Weltkrieg ist überwunden, aber kaum jemand spricht über die Vergangenheit. Als dem 15-jährigen Michael auf dem Nachhauseweg plötzlich schlecht wird, kümmert sich eine Frau um ihn.
Erst nach Monaten kommt Michael dazu, sich bei ihr zu bedanken, und dieses zweite Zusammentreffen führt zu einer leidenschaftlichen Affäre zwischen der deutlich älteren Hanna und ihm. Und noch ein Interesse teilen die beiden: Bücher. Stundenlang lässt sich Hanna von Michael vorlesen und er merkt nicht, dass sie Analphabetin ist. Plötzlich ist Hanna verschwunden.

Einige Jahre später studiert Michael in Berlin Jura. Dabei beobachtet er einen Prozess, in dem fünf ehemalige Wärterinnen des Konzentrationslagers Auschwitz vor Gericht stehen. Unter ihnen: Hanna. Die Anklage lautet: 300-facher Mord.

Während Hanna für die meisten Prozessbeobachter ein Monster ist, fühlt sich Michael hin- und hergerissen. Endgültig aus der Bahn wirft ihn Hannas Auftreten vor Gericht. Als einzige Angeklagte gibt sie ehrlich Auskunft über die furchtbaren Ereignisse im KZ.

Bernhard Schlinks Bestseller wurde seit seinem Erscheinen vor 14 Jahren in 40 Sprachen übersetzt. Das Filmdrama von Stephen Daldry mit Kate Winslet, Ralph Fiennes und dem jungen deutschen Schauspieler David Kross ist für fünf Oscars nominiert und läuft außer Konkurrenz im Wettbewerb der 59. Berlinale.