An der Cap Anamur ist ein "Exempel" statuiert worden

Der Journalist, Autor und ehemalige Chef der Hilfsorganisation Cap Anamur, Elias Bierdel, ist davon überzeugt, dass die italienische Regierung mit seiner Festnahme und der Festsetzung des Flüchtlingsschiffes Cap Anamur im Jahr 2004 ihre harte Haltung in der Flüchtlingspolitik demonstrieren wollte.
Im Deutschlandradio Kultur sagte Bierdel, "Schiffe, die von Flüchtlingen in Seenot erfahren, machen einen großen Bogen, weil sie wissen, dass ihnen ein unglaublicher Ärger droht. Dies ist ein Teil der Abschreckungspolitik, und an uns, der Cap Anamur, ist ein solches Exempel noch einmal statuiert worden."

Wegen des Vorwurfs der bandenmäßigen Schlepperei drohten ihm zwölf Jahre Haft. Bierdel bezeichnete die Anklage als hysterische Reaktion, für die man keine rationelle Erklärung finden könne: "Hier sehen wir, wie Politik sich verrannt hat, dass Leute wie wir ernsthaft als Schlepper angeklagt werden."

Die Zahl von 20.000 Flüchtlingen, die allein in diesem Jahr über das Mittelmeer in die Europäische Union gelangten, werde von der Politik benutzt, um Ressentiments zu schüren und Überfremdungsängste zu bedienen. "Bezogen auf den Kontinent sind das keine großen Ankünfte. Das hört sich jetzt viel an und es sind auch viel mehr als im Vorjahr. Aber das kann uns in Europa nicht in Schwierigkeiten bringen." Bierdel nannte eine andere Zahl zum Vergleich: "Allein in diesem Jahr sind auf den Kanaren 6,5 Millionen Touristen angekommen."

Das gesamte Gespräch mit Elias Bierdel können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.