"Amüsement und große Verwunderung"

Den Vorwurf, die diesjährige Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Kathrin Passig habe den Literaturbetrieb rund um den Klagenfurter Wettbewerb "unterwandern" wollen, hat Max Hiller vom Internet-Forum "Höflichen Paparazzi" zurückgewiesen. "Das ist Blödsinn", sagte Hiller.
Auszug aus dem Gespräch:

Katja Schlesinger: Kathrin Passig hat ja auch schon in Ihrem Forum geschrieben. Kennen Sie eigentlich Kathin Passig auch persönlich?

Max Hiller: Ja, natürlich.

Schlesinger: Und wie reden Sie zusammen mit ihr, und auch mit den anderen "Höflichen Paparazzi", und auch mit den Leuten von ZIA, also von dieser "Zentralen Intelligenz Agentur", die Kathrin Passig gegründet hat: Wie reden Sie über diesen Fall und die Aufregung um die Person Kathrin Passig?

Hiller: Ach, das wird da doch mit großem Amüsement und teilweise auch mit doch großer Verwunderung gesehen, dass das solche Wellen schlägt. Man muss sehen, es ist ja wirklich sehr ironisch. Die Ironie an der Geschichte ist eigentlich, dass die unter den Juroren schon letztes Jahr eigentlich die Ansicht herumging, dass die "Paparazzi" Klagenfurt unterwandert hätten, und jetzt kommt sozusagen der Vorwurf, dass es die ZIA sei. Der Witz ist, Sie dürfen das nicht als Organisationen sehen, sondern das sind Foren, wo sich Menschen zufälligerweise treffen. Und das sind keine festen Strukturen. Klar die ZIA ist natürlich ein bisschen straffer organisiert, weil sie sich als Textagentur auch versteht. Allerdings hat die sich mit Sicherheit nicht verstanden, dass es ihr einziges Ziel als Agentur ist, Leute nach Klagenfurt einzuschleussen.

Schlesinger: …und den Literaturbetrieb zu unterwandern, wie ja unterstellt wird. …

Hiller: Das ist Blödsinn. Genauso könnte man dem Schöffling-Verlag oder meinetwegen dem Literaturagenten Uwe Held vorwerfen, er würde Klagenfurt unterwandern. Klagenfurt muss man sehen, das ist einfach ein ganz normaler Teil des Literaturbetriebes, der nach wie vor - gerade unter jungen Autoren, das muss man auch sehen - sehr angesehen ist. Weil das für junge Autoren eine große, große Chance ist, sich zu platzieren und überhaupt Kontakt zu Verlagen und zu Literaturagenten bekommen. Insofern ist es gerade für junge Autoren - man sieht es ja zum Beispiel an ganz anderen Institutionen wie zum Beispiel Leipziger Literaturwerkstatt, die versucht auch schon seit Jahren, oder hat seit Jahren immer wieder Autoren in Klagenfurt. Selbstverständlich versuchen die dort ihre Leute hinzuschicken, oder versuchen Autoren, die mit diesen Konstellationen irgendwie verbandelt sind, sich dort zu platzieren. Das ist vollkommen normal und ist Teil des Spiels. Das jetzt lustigerweise eine Internet-Agentur, die ZIA heißt, sozusagen das jetzt im Rückblick als kleinen Erfolg im Sinne "Mission erfüllt" macht, das ist als Ironie zu verstehen. Dass es so hochgekocht ist, ist vollkommen normal. Ich hätte die Geschichte als solches auch so gemacht. Die muss man ja auch so schreiben, wenn man per Zufall sieht, dass zufällig die drei Autoren, um die es da geht in diesen Vorwürfen, dass die irgendwie mit der ZIA assoziiert sind.

Das vollständige Interview mit Max Hiller können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-On-Demand-Player nachhören.