Amerikanischer Rechtsphilosoph für neue Wertedebatte in den USA

Der amerikanische Rechts- und Moralphilosoph Ronald Dworkin hat sich für eine neue Grundsatzdebatte in den USA ausgesprochen. Amerika entferne sich derzeit von seinen ursprünglichen Werten wie etwa der Achtung der Menschenwürde, sagte Dworkin im Deutschlandradio Kultur.
Die US-Regierung geriere sich auf eine "sehr primitive Art als der Hüter und Verteidiger der amerikanischen Werte", erklärte Dworkin. Dieses rhetorische Gebaren müsse entlarvt werden, damit die Menschen wieder über die echten Fragen nachdenken könnten, nämlich: "Wie können wir unsere Werte bewahren und sie zugleich schützen?"
In diesem Zusammenhang kritisierte Dworkin die Zustände im Gefangenenlager Guantanamo: "Wir schulden den Terrorismusverdächtigen dieselbe Achtung der Menschenwürde wie wir sie auch jedem anderen Verdächtigen oder Verbrecher zollen müssen", forderte er.
Zugleich zeigte Dworkin Verständnis für die Reaktionen der Amerikaner auf den Terroranschlag vom 11. September: "Wir haben Angst und wir sind zornig", erklärte er. Man habe gespürt, dass sich dieser Angriff nicht nur gegen einzelne Menschen gerichtet habe, sondern gegen die amerikanische Kultur insgesamt.
Ferner äußerte sich Dworkin über den Konflikt mit dem Iran um dessen Atomprogramm. Er nehme die Androhung einer amerikanischen Intervention nicht ernst, sagte Dworkin: "Es wäre ein schrecklicher Fehler, den Iran mit einer Invasion zu überziehen." Allerdings stelle der Iran im Gegensatz zum Irak unter Saddam Hussein eine echte Bedrohung dar. Aufgabe der Bush-Regierung sei es nun, auf diplomatischem Wege die Verbündeten der USA zu mobilisieren.

Das gesamte Gespräch mit Ronald Dworkin können Sie für begrenzte Zeit in unserem AudioOnDemand-Angebot nachhören.