Amerikanischer Ostseeliebhaber
Bis 1935 lebte der amerikanische Maler Lyonel Feininger in Deutschland. In den Sommermonaten zog es ihn an die Ostseeküste. In Pommern fand Feininger die Motive für zahlreiche Bilder. Nun zeigt das <papaya:link href="http://www.pommersches-landesmuseum.de/“ text="Pommersche Landesmuseum“ title="Pommersche Landesmuseum“ target="_blank“ /> in Greifswald rund 90 Grafiken und Bleistiftzeichnungen des Malers.
Eine Klanginstallation empfängt die Besucher, wenn sie die rund 100 Meter lange vollständig verglaste Straße zwischen den Gebäuden des Museumskomplexes betreten. Eine Auftragskomposition zur Ausstellung von Christian Schwanz aus Wien.
Eine kleine Tür steht weit geöffnet, davor ein Schild
Der Galerieraum wirkt beim Eintreten etwas dunkel. Das liegt an dem gedämpften Licht. Zum Schutz der empfindlichen Grafiken und Bleistiftzeichnungen musste die Lichtstärke reduziert werden.
In Greifswald werden vor allem Arbeiten mit Küsten und Dorfmotiven aus Pommern gezeigt. Insgesamt sind es rund 90 Werke, unter anderem Leihgaben aus New York, Detroit und Basel.
Der 1871 in New York geborene und nach Deutschland auswanderte Lyonel Feininger ist mit der Ausstellung wieder ein Stück nach Hause gekommen, das sagt Birte Frenzen, die Leiterin der Gemäldegalerie am Pommerschen Landesmuseum.
„Feininger ist fast 44 Jahre lang fast jeden Sommern in Pommern gewesen. Und Sommer hieß dann nicht nur wie heute sechs Wochen oder vier Wochen, sondern er ist dann mehrere Monate hier gewesen, teilweise von April bis September, also doch fast das halbe Jahr. Und hat also Beute gemacht in Pommern an der Ostseeküste, hat diese Beute mitgenommen ins Atelier und hat dann seine Gemälde gemacht, seine Kompositionen, also weit weg.“
Feininger fuhr zum Beispiel oft mit dem Fahrrad durch die Dörfer des Usedomer Hinterlandes und hielt die Windmühle, die kleine Dorfkirche Benz oder Segelboote auf dem Achterwasser in seinem Skizzenblock fest. Diese „Naturnotizen“, wie er sie nannte, lochte Feiniger und heftete sie ab.
Diese Löcher sind auch in der Ausstellung auf einigen Blättern zu sehen. Die Kuratoren haben versucht, anhand von Serien die Entwicklung der Naturnotizen zu Gemälden und Holzschnitten sichtbar zu machen.
Sehr eindrucksvoll ist zum Beispiel die Serie „Villa am Strande“.
„Und dann war die Villa natürlich ein Haus, das fast so aus bauklotzartigen Formen aufgebaut ist, mit drei Säulen, einem dreieckigen Portikus war, also ein Kubisches Haus. Und dazu hat er dann eine Notiz gemach vor Ort: mit Strandspaziergängern und einer weißen Wolke am Himmel. Die wird nachher ganz dramatisch bei Feininger, verteilt sich also später versprengt über das ganze Blatt. Die Villa bleibt bestehen, natürlich vereinfacht er auch da. Natürlich sind es vier Säulen, es werden nur noch zwei Säulen vor dunklem Hintergrund. Was sehr kurios ist, ist, dass ein Detail in diesen stark vereinfachten Holzschnitten bis zum Schluss durchgeht. Diese Villa hatte einen kleinen Fahnenmast und den hat er von der ersten Naturnotiz bis zum letzten, schon ganz stark stilisierten Holzschnitt, dass ist also ein wirklich winziger Steg in diesem Holzschnitt und den zieht er bis zum Ende durch.“
Diese Villa ist durch Feininger weltweit bekannt. Sie steht noch immer in Heringsdorf auf Usedom, rund eine Stunde Autofahrt von Greifswald entfernt. Heute befinden sich luxuriös ausgestattete Ferienwohnungen in dem Gebäude. In fast alle Reiseführern ist zu lesen, dass Feininger in der Villa Oppenheim immer abgestiegen sei.
Das sei ein Mythos, gegen sich hartnäckig hält, sagt Fritz Sparlink. Der Vorsitzende der Historischen Gesellschaft Heringsdorf kommt oft an der, von hohen Bäumen umrahmten Villa auf einem kleinen Hügel, vorbei. Von der Strandpromenade aus, kann sie jeder bewundern.
„Vor zwei Jahren haben wir rausgefunden, dass er nicht in dieser Villa gewohnt hat. Sondern er wohnte in der Villa Zander und die Villa Zander liegt etwa 400 m von hier und in der zweiten Reihe.
1908 war Feininger noch kein reicher Mann. Gerade frisch verheiratet hatte er ganz bestimmt nicht die Mittel und die Anerkennung der reichen Gesellschaft, in so einer Villa wohnen zu dürfen. Er wohnte also relativ bürgerlich und er ging jeden Tag von der Villa Zander zum Strand. Und auf diesen morgendlichen Spaziergängen hat er viele, viele Skizzen gemacht und ganz besonders hat es ihm die Villa Oppenheim angetan, wahrscheinlich wegen der schönen weißen Säulen.“
Fast ebenso bekannt, wie die Villa Oppenheim in Heringsdorf ist die kleine Kirche in Zirchow auf Usedom. Auch von ihr gibt es in der Greifswalder Feininger-Ausstellung mehrere künstlerische Varianten.
Sie thront wie eine Glucke über dem Dorf. Die Urlauber, die bei ihrer Anreise an die Küste auf den Ort zufahren, können sie sehen. Nur wenige halten bei der Durchfahrt an. Darunter seit einigen Jahren immer mehr Amerikaner, die die Kirche von den Gemälden Feiningers kennen, berichtet Pfarrer Gunther Schulze. Er hat ein kleines Faltblatt erarbeitet, führt Neugierige aber auch selbst gern durch die Kirche.
„Ich wollte gern Feininger selbst zu Wort kommen lassen. Sein Freund und Begleiter Alois Schart hat folgenden Satz aus dem Jahr 1915 überliefert, was Feininger über die Kirche in Zirchow sagte: Wo ich früher Bewegung und Unruhe anstrebte, habe ich jetzt die vollkommene Ruhe der ehernen Gegenstände, ja die umschließende Luft empfunden und auszudrücken versucht. Die Welt, die sich am Weitesten von der Wirklichen entfernte. Gemeinte hat er hauptsächlich den Kirchturm hier. Das der Kirchturm für ihn ein Symbol ist zwischen Diesseitigkeit und Jenseitigkeit. Ein Symbol für Transzendenz.“
So sieht es auch Bärbel Roggow die Leiterin des Museums Wolgast. Sie hat Feininger bereits zu Ende 90er Jahre ins Bewusstsein der Region zurückgeholt. Ihr war es gelungen, wertvolle Arbeiten Feiningers für eine Ausstellung in das kleine Stadtmuseum zu holen.
Unter dem ausladenden Blätterdach der Bäume an der Kirche beginnt sie zu schwärmen.
„Er hat die Augen zusammengekniffen, wahrscheinlich als er die Kirche gesehen hat und gegen die Sonne gesehen hat, weil sie ihn geblendet hat, ganz natürlich. Und plötzlich ergaben sich lauter Striche für ihn. Diese kubistische Malweise, wo Feininger dann ein großer Vertreter von wurde, neue Wege in der Kunst zu finden, einfach spielerisch mit Farbe und Form umzugehen. Dass er zum Beispiel ganz naiv die Kirche gesehen hat, wie ein Kind sie malen würde. Aber so muss man erst einmal herangehen können, ganz relaxt und ganz ehrlich. Die Fenster sind rundbogig, so diese Glucke da oben, dieser barocke Kirchturm da oben, wie er sich da so raufstülpt, das hat Feininger für mich brillant so urig festgehalten.“
So ähnlich mag es auch anderen Feininger-Liebhabern gehen. Bereits vor Eröffnung der Ausstellung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald gab es Anfragen, ob nicht noch weitere Leihgaben gewünscht wären, berichtet Birte Frenzen.
Aufgrund des großen Interesses hat sie mehrere Exkursionen organisiert. Sie werden unter anderem auch zu Feiningers Aufenthaltsorten im Westen Pommerns führen, ins heutige Polen.
Eine kleine Tür steht weit geöffnet, davor ein Schild
Der Galerieraum wirkt beim Eintreten etwas dunkel. Das liegt an dem gedämpften Licht. Zum Schutz der empfindlichen Grafiken und Bleistiftzeichnungen musste die Lichtstärke reduziert werden.
In Greifswald werden vor allem Arbeiten mit Küsten und Dorfmotiven aus Pommern gezeigt. Insgesamt sind es rund 90 Werke, unter anderem Leihgaben aus New York, Detroit und Basel.
Der 1871 in New York geborene und nach Deutschland auswanderte Lyonel Feininger ist mit der Ausstellung wieder ein Stück nach Hause gekommen, das sagt Birte Frenzen, die Leiterin der Gemäldegalerie am Pommerschen Landesmuseum.
„Feininger ist fast 44 Jahre lang fast jeden Sommern in Pommern gewesen. Und Sommer hieß dann nicht nur wie heute sechs Wochen oder vier Wochen, sondern er ist dann mehrere Monate hier gewesen, teilweise von April bis September, also doch fast das halbe Jahr. Und hat also Beute gemacht in Pommern an der Ostseeküste, hat diese Beute mitgenommen ins Atelier und hat dann seine Gemälde gemacht, seine Kompositionen, also weit weg.“
Feininger fuhr zum Beispiel oft mit dem Fahrrad durch die Dörfer des Usedomer Hinterlandes und hielt die Windmühle, die kleine Dorfkirche Benz oder Segelboote auf dem Achterwasser in seinem Skizzenblock fest. Diese „Naturnotizen“, wie er sie nannte, lochte Feiniger und heftete sie ab.
Diese Löcher sind auch in der Ausstellung auf einigen Blättern zu sehen. Die Kuratoren haben versucht, anhand von Serien die Entwicklung der Naturnotizen zu Gemälden und Holzschnitten sichtbar zu machen.
Sehr eindrucksvoll ist zum Beispiel die Serie „Villa am Strande“.
„Und dann war die Villa natürlich ein Haus, das fast so aus bauklotzartigen Formen aufgebaut ist, mit drei Säulen, einem dreieckigen Portikus war, also ein Kubisches Haus. Und dazu hat er dann eine Notiz gemach vor Ort: mit Strandspaziergängern und einer weißen Wolke am Himmel. Die wird nachher ganz dramatisch bei Feininger, verteilt sich also später versprengt über das ganze Blatt. Die Villa bleibt bestehen, natürlich vereinfacht er auch da. Natürlich sind es vier Säulen, es werden nur noch zwei Säulen vor dunklem Hintergrund. Was sehr kurios ist, ist, dass ein Detail in diesen stark vereinfachten Holzschnitten bis zum Schluss durchgeht. Diese Villa hatte einen kleinen Fahnenmast und den hat er von der ersten Naturnotiz bis zum letzten, schon ganz stark stilisierten Holzschnitt, dass ist also ein wirklich winziger Steg in diesem Holzschnitt und den zieht er bis zum Ende durch.“
Diese Villa ist durch Feininger weltweit bekannt. Sie steht noch immer in Heringsdorf auf Usedom, rund eine Stunde Autofahrt von Greifswald entfernt. Heute befinden sich luxuriös ausgestattete Ferienwohnungen in dem Gebäude. In fast alle Reiseführern ist zu lesen, dass Feininger in der Villa Oppenheim immer abgestiegen sei.
Das sei ein Mythos, gegen sich hartnäckig hält, sagt Fritz Sparlink. Der Vorsitzende der Historischen Gesellschaft Heringsdorf kommt oft an der, von hohen Bäumen umrahmten Villa auf einem kleinen Hügel, vorbei. Von der Strandpromenade aus, kann sie jeder bewundern.
„Vor zwei Jahren haben wir rausgefunden, dass er nicht in dieser Villa gewohnt hat. Sondern er wohnte in der Villa Zander und die Villa Zander liegt etwa 400 m von hier und in der zweiten Reihe.
1908 war Feininger noch kein reicher Mann. Gerade frisch verheiratet hatte er ganz bestimmt nicht die Mittel und die Anerkennung der reichen Gesellschaft, in so einer Villa wohnen zu dürfen. Er wohnte also relativ bürgerlich und er ging jeden Tag von der Villa Zander zum Strand. Und auf diesen morgendlichen Spaziergängen hat er viele, viele Skizzen gemacht und ganz besonders hat es ihm die Villa Oppenheim angetan, wahrscheinlich wegen der schönen weißen Säulen.“
Fast ebenso bekannt, wie die Villa Oppenheim in Heringsdorf ist die kleine Kirche in Zirchow auf Usedom. Auch von ihr gibt es in der Greifswalder Feininger-Ausstellung mehrere künstlerische Varianten.
Sie thront wie eine Glucke über dem Dorf. Die Urlauber, die bei ihrer Anreise an die Küste auf den Ort zufahren, können sie sehen. Nur wenige halten bei der Durchfahrt an. Darunter seit einigen Jahren immer mehr Amerikaner, die die Kirche von den Gemälden Feiningers kennen, berichtet Pfarrer Gunther Schulze. Er hat ein kleines Faltblatt erarbeitet, führt Neugierige aber auch selbst gern durch die Kirche.
„Ich wollte gern Feininger selbst zu Wort kommen lassen. Sein Freund und Begleiter Alois Schart hat folgenden Satz aus dem Jahr 1915 überliefert, was Feininger über die Kirche in Zirchow sagte: Wo ich früher Bewegung und Unruhe anstrebte, habe ich jetzt die vollkommene Ruhe der ehernen Gegenstände, ja die umschließende Luft empfunden und auszudrücken versucht. Die Welt, die sich am Weitesten von der Wirklichen entfernte. Gemeinte hat er hauptsächlich den Kirchturm hier. Das der Kirchturm für ihn ein Symbol ist zwischen Diesseitigkeit und Jenseitigkeit. Ein Symbol für Transzendenz.“
So sieht es auch Bärbel Roggow die Leiterin des Museums Wolgast. Sie hat Feininger bereits zu Ende 90er Jahre ins Bewusstsein der Region zurückgeholt. Ihr war es gelungen, wertvolle Arbeiten Feiningers für eine Ausstellung in das kleine Stadtmuseum zu holen.
Unter dem ausladenden Blätterdach der Bäume an der Kirche beginnt sie zu schwärmen.
„Er hat die Augen zusammengekniffen, wahrscheinlich als er die Kirche gesehen hat und gegen die Sonne gesehen hat, weil sie ihn geblendet hat, ganz natürlich. Und plötzlich ergaben sich lauter Striche für ihn. Diese kubistische Malweise, wo Feininger dann ein großer Vertreter von wurde, neue Wege in der Kunst zu finden, einfach spielerisch mit Farbe und Form umzugehen. Dass er zum Beispiel ganz naiv die Kirche gesehen hat, wie ein Kind sie malen würde. Aber so muss man erst einmal herangehen können, ganz relaxt und ganz ehrlich. Die Fenster sind rundbogig, so diese Glucke da oben, dieser barocke Kirchturm da oben, wie er sich da so raufstülpt, das hat Feininger für mich brillant so urig festgehalten.“
So ähnlich mag es auch anderen Feininger-Liebhabern gehen. Bereits vor Eröffnung der Ausstellung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald gab es Anfragen, ob nicht noch weitere Leihgaben gewünscht wären, berichtet Birte Frenzen.
Aufgrund des großen Interesses hat sie mehrere Exkursionen organisiert. Sie werden unter anderem auch zu Feiningers Aufenthaltsorten im Westen Pommerns führen, ins heutige Polen.