Amazon dreht "Herr der Ringe" in Großbritannien

Neuseeland hat das Nachsehen

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Ein Drehort in Neuseeland für die Filme "Herr der Ringe" und "Der Hobbit".
Seit Peter Jacksons in Neuseeland gedrehter "Herr der Ringe"-Trilogie ist die Insel für Tolkien-Fans zum Sehnsuchtsort geworden. © imago images / Delavoie J./Andia
Christoph Prössl im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 13.08.2021
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Böse Überraschung für Neuseeland: Amazon verlegt die Produktion seiner aufwendigen "Herr der Ringe"-Serie nach Großbritannien. Rund 2000 Jobs sind in Gefahr. Auch der Tourismus wird darunter leiden.
Für Neuseeland waren Peter Jacksons "Herr der Ringe"-Trilogie samt der anschließenden "Hobbit"-Filme ein Geschenk des Himmels. Die millionenschweren Filmproduktionen kurbelten nicht nur die Wirtschaft an, sondern bescherten dem Land auch einen Tourismusboom. Seitdem liegt das Auenland aus Tolkiens Saga für Fantasy-Fans weltweit unverrückbar in Neuseeland.

Ärger in Wellington

Einen ähnlichen Geldsegen versprach man sich auch von der aufwendigen "Herr der Ringe"-Serie, die Amazon derzeit produziert. Doch jetzt ist der Traum geplatzt: Völlig überraschend kündigte der US-amerikanische Konzern an, die Serie künftig in Großbritannien zu drehen. Die Dreharbeiten der für Herbst 2022 angekündigten ersten Staffel fanden noch in Neuseeland statt. Das dafür veranschlagte Budget war mit umgerechnet etwa 400 Millionen Euro beträchtlich.
"Die Regierung in Wellington ist sehr verärgert", berichtet unser London-Korrespondent Christoph Prössl. "Man scheint schon damit gerechnet zu haben, Amazon dazu bewegen zu können, auch die zweite und möglicherweise auch weitere Staffeln produzieren zu können."
Erst im Frühjahr war dem Filmstudio ein weiterer Zuschuss versprochen worden – zusätzlich zu einem Steuerrabatt in Höhe von 20 Prozent. Die neuseeländische Regierung möchte diese Anreize nun zurückziehen, so Prössl. Der wirtschaftliche Schaden für Neuseeland sei immens.

Unklar, ob und was die britische Regierung versprochen hat

Von Amazons Entscheidung sind 2000 Menschen in der neuseeländischen Filmbranche betroffen: "Im Kern wird es wahrscheinlich nur eine Crew der Schauspieler und der Kameraleute sowie der engsten Produktionsfirmen sein, die dann wirklich mit nach Großbritannien gehen. Die restlichen Jobs sind in der Tat in Gefahr."
Die Gründe für diese Entscheidung sind nicht eindeutig, berichtet Prössl. Wirtschaftliche Gründe könnten eine Rolle gespielt haben. Ob die britische Regierung Amazon Anreize versprochen hat, sei unbekannt.
In einer Erklärung der Firma heißt es: "Die Verlagerung von Neuseeland nach Großbritannien steht im Einklang mit der Strategie des Studios, seine Produktionspräsenz zu erweitern und in Studioräume in ganz Großbritannien zu investieren."
Neben diesen Studios rund um London habe das Vereinigte Königreich aber auch pittoreske Landschaften zu bieten, die einen Standortvorteil für "Herr der Ringe" bieten könnten, so Prössl: Man würde sich nicht wundern, sollte hier plötzlich ein Drache auftauchen.
(ckr)
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