Am liebsten Volksweisen
Der Gemischte Chor Königs Wusterhausen hat sich verändert und ist doch gleich geblieben: Nach der Wiedervereinigung bekam er einen neuen Namen, behielt aber seine Mitglieder. Vor drei Jahren ist er umgezogen und das ganze Dorf zog mit.
Andreas Wiedermann: "Keinen Urlaub machen jetzt. Ich würd jetzt gern singen. Ännchen von Tharau, bitte."
Margrit Krecklow: "Ich hab schon immer gern gesungen, in der Schule."
Armin Trotzki: "Der ganze Körper ist dabei, auch wenn man sich weniger bewegt, der Puls geht mit, das Herz geht mit, immer im Takt, dass einfach Freude entsteht."
Monika Richter: "Die Auftritte sind alle ein Erlebnis, ich singe gerne und will auch, dass mich jemand hört. Das macht dann Spaß, wenn man merkt, dass das Publikum auch Spaß hat."
Der Gemischte Chor Königs Wusterhausen: Das sind 68 Sänger und Sängerinnen, die jüngsten um die 20, noch in Ausbildung, die meisten aber haben den Beruf schon hinter sich. Das Programm: am liebsten Volksweisen, auswendig gesungen. Der Chorleiter: Andreas Wiedermann. Er leitet zurzeit drei Chöre, am Montagabend steht er vor den Sängern des Gemischten Chors Königs Wusterhausen, die Stimmgabel wie einen Dirigentenstab in der rechten Hand. Damit sticht er immer wieder vor sich in die Luft:
"Wenn das Herz dabei ist beim Chorgesang und Volkslieder mit viel Einfühlungsvermögen gesungen wird, das macht das aus."
"Und dann macht Euch mal schön locker, locker, locker. Und jetzt natürlich nicht mehr reden."
Der Gemischte Chor Königs Wusterhausen probt im kleinen Ort Diepensee im Dorfgemeinschaftshaus, ein großzügiger, heller Raum mit Fenstern bis zum Boden, Holzboden und dunkelroten Vorhängen. Es riecht noch neu. Vor drei Jahren ist der Chor hierher umgezogen. Vorher haben sie zwar auch in Diepensee geprobt, aber da lag der ganze Ort noch woanders, in der Nähe vom Flughafen Berlin-Schönefeld. Ganz Diepensee wurde verlegt, sagt Margrit Krecklow, Sopran und Vereinsvorsitzende:
"Weil der Flughafen jetzt erweitert wird und Diepensee unmittelbar an Schönefeld lag, ist dieses Territorium hier freigegeben worden und dreihundert Mann sind mit Friedhof und allem Drum und Dran umgesiedelt."
1974 ist der Chor entstanden, damals als Stadtchor Königs Wusterhausen. Er wurde in einem Internat gegründet. Monika Richter war dort Erzieherin und Sopran und von Anfang an dabei. Damals sangen sie:
"Volkslieder auch, aber auch zeitgenössische Lieder, ich sag mal in Anführungsstrichen 'rote Lieder'."
Nach der Wiedervereinigung kam mit einem neuen Chorleiter ein neues Repertoire.
Monika Richter: "Ansonsten sind fast alle im Chor geblieben, und es sind noch neue dazu gekommen, denen das vorher nicht so recht war, was wir gesungen haben, aber ich bin ja in den Chor gegangen, um zu singen. Und das haben wir, wie es auch war, auch gemacht."
Andreas Wiedermann: "Wir haben ein Geburtstagskind."
Ein junger, blonder Mann mit roten Wangen steht auf.
Andreas Wiedermann: "Komm nach vorne und wünsch Dir was!"
Armin Trotzki wird heute 24 Jahre alt, und während er sich durch die Stuhlreihen schlängelt, machen seine Chorkollegen das, was sie immer machen, wenn es jemanden zu feiern gibt:
"Aaaah! Ohhh! Schön, dass Du da bist!"
Zum ersten Mal heute Abend müssen die Sänger ihre Noten aufschlagen, lange haben sie das Lied nicht mehr gesungen, das sich das Geburtstagskind wünscht, der König von Thule.
Armin Trotzki beschäftigt sich in seinem Studium mit Steuerrecht und Finanzen, und er singt im Tenor:
"Ich brauch auch immer einen gewissen Anspruch. Gäbe es den nicht, würde es mir nicht so viel Spaß machen. Aber durch den Dirigenten wird auch immer jeder Einzelne gefordert."
Und wie?
Armin Trotzki: "Mit Gesten, mit Späßen, mit ernsten Worten und manchmal droht er auch damit, seine Stimmgabel nach uns zu werfen. Und spätestens da hört jeder zu."
Monika Richter: "Die erste Zeit wusste man nicht, was er so meint."
Monika Richter klopft mit einem Zeigefinger auf den Handrücken. Das bedeutet "präzise Vokale"!
"Aber jetzt haben wir uns daran gewöhnt an die Bewegungen, die er macht, und richten uns auch danach. Meistens."
Heute Abend klappt es.
Andreas Wiedermann: "Ihr macht das wunderbar. Ganz toll."
Margrit Krecklow: "Für mich, wenn ich nach Hause geh, dann ist das so ne Entspannung. Das Gefühl, jetzt hast du wieder etwas für dich getan. Das ist das, was mir Freude macht."
Zum Thema:
Homepage des Gemischten Chors Königs Wusterhausen
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.
Margrit Krecklow: "Ich hab schon immer gern gesungen, in der Schule."
Armin Trotzki: "Der ganze Körper ist dabei, auch wenn man sich weniger bewegt, der Puls geht mit, das Herz geht mit, immer im Takt, dass einfach Freude entsteht."
Monika Richter: "Die Auftritte sind alle ein Erlebnis, ich singe gerne und will auch, dass mich jemand hört. Das macht dann Spaß, wenn man merkt, dass das Publikum auch Spaß hat."
Der Gemischte Chor Königs Wusterhausen: Das sind 68 Sänger und Sängerinnen, die jüngsten um die 20, noch in Ausbildung, die meisten aber haben den Beruf schon hinter sich. Das Programm: am liebsten Volksweisen, auswendig gesungen. Der Chorleiter: Andreas Wiedermann. Er leitet zurzeit drei Chöre, am Montagabend steht er vor den Sängern des Gemischten Chors Königs Wusterhausen, die Stimmgabel wie einen Dirigentenstab in der rechten Hand. Damit sticht er immer wieder vor sich in die Luft:
"Wenn das Herz dabei ist beim Chorgesang und Volkslieder mit viel Einfühlungsvermögen gesungen wird, das macht das aus."
"Und dann macht Euch mal schön locker, locker, locker. Und jetzt natürlich nicht mehr reden."
Der Gemischte Chor Königs Wusterhausen probt im kleinen Ort Diepensee im Dorfgemeinschaftshaus, ein großzügiger, heller Raum mit Fenstern bis zum Boden, Holzboden und dunkelroten Vorhängen. Es riecht noch neu. Vor drei Jahren ist der Chor hierher umgezogen. Vorher haben sie zwar auch in Diepensee geprobt, aber da lag der ganze Ort noch woanders, in der Nähe vom Flughafen Berlin-Schönefeld. Ganz Diepensee wurde verlegt, sagt Margrit Krecklow, Sopran und Vereinsvorsitzende:
"Weil der Flughafen jetzt erweitert wird und Diepensee unmittelbar an Schönefeld lag, ist dieses Territorium hier freigegeben worden und dreihundert Mann sind mit Friedhof und allem Drum und Dran umgesiedelt."
1974 ist der Chor entstanden, damals als Stadtchor Königs Wusterhausen. Er wurde in einem Internat gegründet. Monika Richter war dort Erzieherin und Sopran und von Anfang an dabei. Damals sangen sie:
"Volkslieder auch, aber auch zeitgenössische Lieder, ich sag mal in Anführungsstrichen 'rote Lieder'."
Nach der Wiedervereinigung kam mit einem neuen Chorleiter ein neues Repertoire.
Monika Richter: "Ansonsten sind fast alle im Chor geblieben, und es sind noch neue dazu gekommen, denen das vorher nicht so recht war, was wir gesungen haben, aber ich bin ja in den Chor gegangen, um zu singen. Und das haben wir, wie es auch war, auch gemacht."
Andreas Wiedermann: "Wir haben ein Geburtstagskind."
Ein junger, blonder Mann mit roten Wangen steht auf.
Andreas Wiedermann: "Komm nach vorne und wünsch Dir was!"
Armin Trotzki wird heute 24 Jahre alt, und während er sich durch die Stuhlreihen schlängelt, machen seine Chorkollegen das, was sie immer machen, wenn es jemanden zu feiern gibt:
"Aaaah! Ohhh! Schön, dass Du da bist!"
Zum ersten Mal heute Abend müssen die Sänger ihre Noten aufschlagen, lange haben sie das Lied nicht mehr gesungen, das sich das Geburtstagskind wünscht, der König von Thule.
Armin Trotzki beschäftigt sich in seinem Studium mit Steuerrecht und Finanzen, und er singt im Tenor:
"Ich brauch auch immer einen gewissen Anspruch. Gäbe es den nicht, würde es mir nicht so viel Spaß machen. Aber durch den Dirigenten wird auch immer jeder Einzelne gefordert."
Und wie?
Armin Trotzki: "Mit Gesten, mit Späßen, mit ernsten Worten und manchmal droht er auch damit, seine Stimmgabel nach uns zu werfen. Und spätestens da hört jeder zu."
Monika Richter: "Die erste Zeit wusste man nicht, was er so meint."
Monika Richter klopft mit einem Zeigefinger auf den Handrücken. Das bedeutet "präzise Vokale"!
"Aber jetzt haben wir uns daran gewöhnt an die Bewegungen, die er macht, und richten uns auch danach. Meistens."
Heute Abend klappt es.
Andreas Wiedermann: "Ihr macht das wunderbar. Ganz toll."
Margrit Krecklow: "Für mich, wenn ich nach Hause geh, dann ist das so ne Entspannung. Das Gefühl, jetzt hast du wieder etwas für dich getan. Das ist das, was mir Freude macht."
Zum Thema:
Homepage des Gemischten Chors Königs Wusterhausen
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.