Alternativer Nobelpreis

Den Mutigen zeigen, dass wir an sie denken

07:22 Minuten
Ein Porträt der iranischen Menschenrechtsaktivistin Nasrin Sotudeh.
"Furchtloses Engagement zur Förderung politischer Freiheiten und der Menschenrechte": die Anwältin Nasrin Sotudeh. © picture alliance / dpa / abaca / Khademian Farzaneh
Ferdos Forudastan im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 03.12.2020
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Vier Menschenrechtsaktivisten werden heute mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt: Unter ihnen ist auch die iranische Anwältin Nasrin Sotudeh. Ihr Wirken in Iran würdigt die Journalistin Ferdos Forudastan.
Heute werden die Alternativen Nobelpreise in einer virtuellen Zeremonie verliehen. Der 1980 ins Leben gerufene Right Livelihood Award zeichnet Menschen aus, die sich für eine friedliche, gerechte und nachhaltige Welt einsetzen und dabei teils Leib und Leben riskieren.
Träger des Preises sind in diesem Jahr die inhaftierte iranische Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotudeh, der Demokratie-Aktivist Ales Bialiatski mit dem Menschenrechtszentrum "Wiasna" aus Belarus, der US-Bürgerrechtsanwalt Bryan Stevenson und die nicaraguanische Aktivistin für Indigenenrechte und Umweltschutz, Lottie Cunningham Wren.
Nasrin Sotudeh erhält die Auszeichnung laut Jury "für ihr furchtloses Engagement zur Förderung politischer Freiheiten und der Menschenrechte im Iran, unter hohem persönlichem Risiko". Erst gestern war bekannt geworden, dass Sotudeh, die wegen ihres Gesundheitszustandes im Hafturlaub war, wieder ins Gefängnis zurückkehren muss. Sie sitzt wegen "staatsfeindlicher Propaganda" eine Haftstrafe von 33 Jahren ab.
Für Menschenrechtsaktivisten wie Sotudeh sei der Alternative Nobelpreis sehr wichtig, sagt die Journalistin Ferdos Forudastan: "Weil es ihnen zeigt: Da denkt jemand an uns. Nicht nur jemand, sondern da denkt - ich drücke es etwas pathetisch aus - ein Teil der Welt an uns. Man sieht uns. Man nimmt wahr, was wir machen. Man fühlt mit uns mit."

Die Menschenrechtslage hat sich deutlich verschlechtert

Die Situation von Sotudeh empfindet Forudastan, deren Familie teilweise in Iran lebt, als "außerordentlich bedrückend". Die Menschenrechtslage habe sich in Iran in den letzten Jahren deutlich verschlechtert.
Doch das Land sei nicht auf dem Weg zurück ins Mittelalter, sagt Forudastan. Für das Regime gälten die Menschenrechte zwar nicht viel. Doch an mutigen Vorbildern wie Sotudeh könne man sehen, dass ein Teil der Bevölkerung eine andere Haltung habe - "und dass es da sehr wohl Menschen gibt, die die Menschenrechte sehr hoch halten."
Die vier von einer internationalen Jury ausgewählten Preisträger erhalten jeweils ein Preisgeld von umgerechnet rund 95.000 Euro. Die Verleihung findet nicht wie sonst in Stockholm, sondern wegen der Coronapandemie virtuell im Internet statt. Gestiftet wurde der Right Livelihood Award ursprünglich von dem Journalisten Carl Wolmar Jakob von Uexküll, einem ehemaligen Mitglied des EU-Parlaments.
(ahe)
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