Alternative Apokalypsen
Irgendwann gehen wir alle drauf, so viel steht fest. Denn das Universum trachtet uns nach dem Leben. Das ist die Botschaft, die der Astronom Philip Plait in seinem zweiten Buch "Tod aus dem All" vermittelt. Auf welch verschiedene Art und Weise uns der Untergang durch kosmische Kräfte ereilen könnte, legt er ebenso fundiert wie genüsslich und warnend dar.
In dem Hollywoodfilm "Armageddon" rast ein riesiger Asteroid auf die Erde zu und droht, alles Leben auf ihr zu vernichten. Mutige Männer fliegen ihm in einem Spezialshuttle entgegen, um auf ihm zu landen, eine Atombombe in seine Eingeweide zu versenken und ihn damit in kleine Stücke zu zersprengen.
Dass ein solches Gefahrenszenario nicht aus der Luft gegriffen ist, darüber sind sich alle Forscher einig. Schon einmal hat ein großer Felsbrocken auf der Erde fast alles Leben ausgelöscht, als er vor etwa 65 Millionen Jahren in den Golf von Mexiko stürzte und die Dinosaurier ausrottete. Das könnte sich jederzeit wiederholen, warnt Philip Plait. Allerdings gibt er zu bedenken, dass die Abwehr eines solchen Asteroiden nicht so einfach möglich wäre wie im Film.
Trotzdem lautet die gute Nachricht: Wir könnten wahrscheinlich etwas dagegen tun, wenn wir den Asteroiden nur früh genug entdeckten. Das ist allerdings auch fast die einzige gute Nachricht, die "Tod aus dem All" für uns bereithält. Denn den anderen Gefahren, die im Universum auf uns lauern und deren Konsequenzen der Autor ungeschminkt vor dem Leser ausbreitet, sind wir schutzlos ausgeliefert.
Sonneneruptionen etwa, die genug Energie ins Sonnensystem schleudern, um auf der Erde alle technischen Geräte einschließlich der Stromversorgung zu zerstören. Explodierende Sterne (Supernovae), die in der Nachbarschaft genug Strahlung erzeugen, um die Ozonschicht der Erde aufzulösen. Wandernde Schwarze Löcher, die unseren Planeten komplett vernichten könnten, und irgendwann, wenn unsere Sonne als Roter Riese stirbt, wird sie die Erde austrocknen wie einen Schwamm in der Wüste. Den Tod des Universums selber in unvorstellbar ferner Zukunft wird schließlich gar nichts überleben.
Philip Plait breitet geradezu genüsslich eine Apokalypse nach der anderen vor dem Leser aus, die auf aktuellen Erkenntnissen der Astronomie beruhen. Die meisten dieser Katastrophen wird wahrscheinlich kein Mensch direkt erleben, da sie sich in kosmischen Zeitmaßstäben abspielen.
Aber er macht unmissverständlich klar: Die Frage ist nicht, ob diese Katastrophen eintreten werden, sondern wann. Die kosmische Strahlung, Gammablitze und der Zusammenstoß unserer Milchstraße mit der Andromeda-Galaxis sind reale Gefahren und Ereignisse, die das Universum für unseren Planeten bereithält.
Ganz nebenbei vermittelt er auf 440 Seiten den aktuellen Stand der astronomischen Forschung, flicht die derzeitigen Vorstellungen über Entstehung und Aufbau des Kosmos, der Sterne und Planeten ein, beschreibt, was passiert, wenn man in ein Schwarzes Loch fällt, und stellt die dunkle Zukunft vor, der das Weltall unweigerlich entgegengeht. Der spielerische und sehr lehrreiche Eifer, mit dem er sich dabei der Zerstörung unserer Welt widmet, lässt garantiert keinen Leser unberührt.
Philip Plait, amerikanischer Astronom und Autor, machte 1994 seinen Doktor in Astronomie an der Universität von Virginia, arbeitete zunächst als Forscher am NASA Goddard Space Flight Center für das Hubble Weltraumteleskop, dann von 2000 bis 2007 an der Sonoma State University im Bereich der Vermittlung astronomischen Wissens (Education and Public Outreach).
2002 erschien sein erstes Buch "Bad Astronomy", in dem er viele Mythen und Missverständnisse über die Astronomie widerlegt, u. a. auch die angeblich vorgetäuschte Mondlandung (das Buch ist nicht auf Deutsch erschienen). Im Internet betreibt er einen bekannten Blog unter dem gleichen Namen.
Besprochen von Gerrit Stratmann
Philip Plait: Tod aus dem All. Wie die Welt einmal untergeht,
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2010,
442 Seiten, 11 Euro
Dass ein solches Gefahrenszenario nicht aus der Luft gegriffen ist, darüber sind sich alle Forscher einig. Schon einmal hat ein großer Felsbrocken auf der Erde fast alles Leben ausgelöscht, als er vor etwa 65 Millionen Jahren in den Golf von Mexiko stürzte und die Dinosaurier ausrottete. Das könnte sich jederzeit wiederholen, warnt Philip Plait. Allerdings gibt er zu bedenken, dass die Abwehr eines solchen Asteroiden nicht so einfach möglich wäre wie im Film.
Trotzdem lautet die gute Nachricht: Wir könnten wahrscheinlich etwas dagegen tun, wenn wir den Asteroiden nur früh genug entdeckten. Das ist allerdings auch fast die einzige gute Nachricht, die "Tod aus dem All" für uns bereithält. Denn den anderen Gefahren, die im Universum auf uns lauern und deren Konsequenzen der Autor ungeschminkt vor dem Leser ausbreitet, sind wir schutzlos ausgeliefert.
Sonneneruptionen etwa, die genug Energie ins Sonnensystem schleudern, um auf der Erde alle technischen Geräte einschließlich der Stromversorgung zu zerstören. Explodierende Sterne (Supernovae), die in der Nachbarschaft genug Strahlung erzeugen, um die Ozonschicht der Erde aufzulösen. Wandernde Schwarze Löcher, die unseren Planeten komplett vernichten könnten, und irgendwann, wenn unsere Sonne als Roter Riese stirbt, wird sie die Erde austrocknen wie einen Schwamm in der Wüste. Den Tod des Universums selber in unvorstellbar ferner Zukunft wird schließlich gar nichts überleben.
Philip Plait breitet geradezu genüsslich eine Apokalypse nach der anderen vor dem Leser aus, die auf aktuellen Erkenntnissen der Astronomie beruhen. Die meisten dieser Katastrophen wird wahrscheinlich kein Mensch direkt erleben, da sie sich in kosmischen Zeitmaßstäben abspielen.
Aber er macht unmissverständlich klar: Die Frage ist nicht, ob diese Katastrophen eintreten werden, sondern wann. Die kosmische Strahlung, Gammablitze und der Zusammenstoß unserer Milchstraße mit der Andromeda-Galaxis sind reale Gefahren und Ereignisse, die das Universum für unseren Planeten bereithält.
Ganz nebenbei vermittelt er auf 440 Seiten den aktuellen Stand der astronomischen Forschung, flicht die derzeitigen Vorstellungen über Entstehung und Aufbau des Kosmos, der Sterne und Planeten ein, beschreibt, was passiert, wenn man in ein Schwarzes Loch fällt, und stellt die dunkle Zukunft vor, der das Weltall unweigerlich entgegengeht. Der spielerische und sehr lehrreiche Eifer, mit dem er sich dabei der Zerstörung unserer Welt widmet, lässt garantiert keinen Leser unberührt.
Philip Plait, amerikanischer Astronom und Autor, machte 1994 seinen Doktor in Astronomie an der Universität von Virginia, arbeitete zunächst als Forscher am NASA Goddard Space Flight Center für das Hubble Weltraumteleskop, dann von 2000 bis 2007 an der Sonoma State University im Bereich der Vermittlung astronomischen Wissens (Education and Public Outreach).
2002 erschien sein erstes Buch "Bad Astronomy", in dem er viele Mythen und Missverständnisse über die Astronomie widerlegt, u. a. auch die angeblich vorgetäuschte Mondlandung (das Buch ist nicht auf Deutsch erschienen). Im Internet betreibt er einen bekannten Blog unter dem gleichen Namen.
Besprochen von Gerrit Stratmann
Philip Plait: Tod aus dem All. Wie die Welt einmal untergeht,
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2010,
442 Seiten, 11 Euro