Also, Tokyo ist toll
Ein Blog wird Buch. Und das geht schief. Knolles und Weiss' lustige Streifzüge durch die Modewelt sind in gedruckter Form einfach nur langweilig - ein Girlie-Talk zum Einschlafen.
Im Frühjahr 2007 beschlossen zwei junge Frauen, dem World Wide Web ihre Gedanken über Polohemden, Overalls, amerikanische Fernsehserien, ihre Besuchserfahrungen von Weltstädten und ihre Friseurerlebnisse nicht länger vorzuenthalten. Julia Knolle, geboren 1982 und Jessica Weiss, Jahrgang 1986, hatten sich im Internet gefunden.
Fortan führten sie gemeinsam auf ihrer Webseite als "Les Mads" öffentlich Tagebuch darüber, wie man sich kleiden, frisieren, wie man reisen sollte und was man bei Modeschauen erleben kann. Der Ton der beiden Studentinnen – Knolle zielte auf einen Abschluss in BWL, Weiss erlernte Marketing-Kommunikation – war mädchenhaft, ungekünstelt, lebenspraktisch und verständlich. "Weißes T-Shirt ja, jederzeit und zu kombinieren mit..., Overalls nein, es sei denn...". So alltagstauglich und handfest lauteten die Tipps der beiden.
Mit dem Buch "Modestrecke - Unterwegs mit Les Mads" haben die beiden dieser inzwischen durch das Ausscheiden von Knolle beendeten gemeinsamen Zeit als Bloggerinnen eine Art Denkmal gesetzt. Der Respekt vor dem Gedruckten, zwischen zwei Buchdeckeln Bewahrten ist auf jeder Seite ihrer Eintragungen spürbar.
Natürlich haben sie sich gefragt, was von ihren täglichen, spontan herunter geschriebenen Impressionen und Stil-Urteilen es wert wäre, länger als eine Saison zur Kenntnis genommen zu werden. Und doch bleibt das Buch – neben einigen durchaus überprüfenswerten Reisetipps und Statistiken der Modebranche – erschreckend banal.
Dass man doch in Weltstädten eher in zentrumsnahen Hotels absteigen solle, weil man andernfalls das gesparte Geld in Zeit und Taxikosten investiere und dass man zu einem ersten Date möglichst etwas anziehen solle, in dem man sich wohlfühle, erfährt der Leser. Es sei ein tolles Gefühl, backstage bei einer Modenschau zu sein, besser aber vor der Show, weil da alle Outfits der Models bereits ordentlich gehängt seien und gründliche Mädchen lange vor ihrem Auftritt erschienen, um geschminkt und frisiert zu werden – und von zwei deutschen Bloggerinnen angesprochen und auf Video aufgezeichnet zu werden.
So geht es weiter, munter, unbekümmert, frohgemut. Also, Tokyo ist toll, auch wenn man da nicht so einfach drauflos stromern kann. Die Schweden sind entspannt, einerseits, durchdesignt auch, aber etwas konformistisch. Die Französinnen hingegen stehen zu sich selbst, das macht sie so sexy. Merkel ist nicht Michelle Obama. Das meiste von diesem Girlie-Talk, diesem freundschaftlichen Jung-Frauen-Geplauder ist nicht falsch, es ist nur so second-hand-talk, sparsam an Argumenten, nicht vulgär, auch nicht dumm, aber entsetzlich flach und nirgends besonders originell.
Was im Internet einfach durch Fotos, Filme und den Neuigkeits-Appeal aufgepeppt wird, wirkt in einem Buch, das nur ein paar hübsche Zeichnungen auflockern, schrecklich langweilig.
Besprochen von Wiebke Hüster
Julia Knolle/ Jessica Weiss: Modestrecke - Unterwegs mit Les Mads
Berliner Taschenbuchverlag, Berlin 2011
176 Seiten, 9,95 Euro
Fortan führten sie gemeinsam auf ihrer Webseite als "Les Mads" öffentlich Tagebuch darüber, wie man sich kleiden, frisieren, wie man reisen sollte und was man bei Modeschauen erleben kann. Der Ton der beiden Studentinnen – Knolle zielte auf einen Abschluss in BWL, Weiss erlernte Marketing-Kommunikation – war mädchenhaft, ungekünstelt, lebenspraktisch und verständlich. "Weißes T-Shirt ja, jederzeit und zu kombinieren mit..., Overalls nein, es sei denn...". So alltagstauglich und handfest lauteten die Tipps der beiden.
Mit dem Buch "Modestrecke - Unterwegs mit Les Mads" haben die beiden dieser inzwischen durch das Ausscheiden von Knolle beendeten gemeinsamen Zeit als Bloggerinnen eine Art Denkmal gesetzt. Der Respekt vor dem Gedruckten, zwischen zwei Buchdeckeln Bewahrten ist auf jeder Seite ihrer Eintragungen spürbar.
Natürlich haben sie sich gefragt, was von ihren täglichen, spontan herunter geschriebenen Impressionen und Stil-Urteilen es wert wäre, länger als eine Saison zur Kenntnis genommen zu werden. Und doch bleibt das Buch – neben einigen durchaus überprüfenswerten Reisetipps und Statistiken der Modebranche – erschreckend banal.
Dass man doch in Weltstädten eher in zentrumsnahen Hotels absteigen solle, weil man andernfalls das gesparte Geld in Zeit und Taxikosten investiere und dass man zu einem ersten Date möglichst etwas anziehen solle, in dem man sich wohlfühle, erfährt der Leser. Es sei ein tolles Gefühl, backstage bei einer Modenschau zu sein, besser aber vor der Show, weil da alle Outfits der Models bereits ordentlich gehängt seien und gründliche Mädchen lange vor ihrem Auftritt erschienen, um geschminkt und frisiert zu werden – und von zwei deutschen Bloggerinnen angesprochen und auf Video aufgezeichnet zu werden.
So geht es weiter, munter, unbekümmert, frohgemut. Also, Tokyo ist toll, auch wenn man da nicht so einfach drauflos stromern kann. Die Schweden sind entspannt, einerseits, durchdesignt auch, aber etwas konformistisch. Die Französinnen hingegen stehen zu sich selbst, das macht sie so sexy. Merkel ist nicht Michelle Obama. Das meiste von diesem Girlie-Talk, diesem freundschaftlichen Jung-Frauen-Geplauder ist nicht falsch, es ist nur so second-hand-talk, sparsam an Argumenten, nicht vulgär, auch nicht dumm, aber entsetzlich flach und nirgends besonders originell.
Was im Internet einfach durch Fotos, Filme und den Neuigkeits-Appeal aufgepeppt wird, wirkt in einem Buch, das nur ein paar hübsche Zeichnungen auflockern, schrecklich langweilig.
Besprochen von Wiebke Hüster
Julia Knolle/ Jessica Weiss: Modestrecke - Unterwegs mit Les Mads
Berliner Taschenbuchverlag, Berlin 2011
176 Seiten, 9,95 Euro