Als Literat mit einer Stadt umgehen

Von Adama Ulrich |
Mit Sarah Kirsch, Erich Loest oder Stan Nadolny hat der bulgarische Schriftsteller Ilija Trojanow als Stadtschreiber von Mainz berühmte Vorgänger. Für ein Jahr darf er eine Wohnung neben dem Dom bewohnen. Was er dafür tun muss: Lesungen geben, Bücher signieren und einen Film für das ZDF machen, ein sogenanntes elektronisches Tagebuch.
von Bergen: "Der Stadtschreiber ist für die Stadt Mainz eine feste Größe geworden. Das merkt man dann, wenn man mit dem Stadtschreiber unterwegs ist, dann kommen die Mainzer und sagen: Biste wieder hier, was schreibste so?"

Breuckmann: "Es hebt die Stadt Mainz unter anderen Städten hervor, es zeigt dass die Stadt sehr kulturinteressiert und vor allem auch engagiert ist, dass sie bereit ist auch etwas dafür zu tun."

Kohl: "Da legt Mainz wert drauf, dass es eine Stadt ist mit starkem Bezug zur Literatur: Karl Zuckmayer, Anna Seghers, Weltmuseum der Druckkunst, Gutenberg."

Lopez: "Der Stadtschreiber ist immer präsent. Oder die Stadt wünscht sich wenigstens, dass er immer präsent ist."

Die Mainzer Stadtschreiber gibt es seit 1985. Gabriele Wohmann aus Darmstadt war die erste Preisträgerin. Es folgten Autoren wie Sahra Kirsch, Helga Schütz, Erich Loest, Katja Lange-Müller oder Stan Nadolny. Die Auswahl der Preisträger wird von einer elfköpfigen Jury getroffen. Werner von Bergen ist der Juryvorsitzende:

"Die Jury setzt sich zusammen aus Schriftstellern, ehemaligen Mainzer Stadtschreibern. ... Also da ist zum Beispiel dabei der Schriftsteller F.C. Delius, Hans-Joseph Ortheil, dann ist ein Vertreter der Stadt Mainz dabei, das ist der Kulturdezernent, der Programmdirektor, meine Wenigkeit, der Kulturchef des ZDF und Aspekte. Das ist eine riesige Jury, aber je mehr Köpfe, desto interessanter wird die Wahl."

Gestiftet wird der Stadtschreiber Literaturpreis vom ZDF, von 3Sat und der Stadt Mainz. In den Richtlinien für die Verleihung heißt es:
"Unsere Zeit ist geprägt durch ihren sprachlichen Notstand. Wir müssen um unsere Sprache besorgt sein. Beispiele missbrauchter und wertlos gemachter Sprache gibt es genug. Auch das Fernsehen, besonders durch die Suggestivkraft seiner optischen Dimension, wenn sie undifferenziert hingenommen wird, birgt die Gefahr in sich, unsere Gesellschaft sprachloser zu machen. Darum wollen wir mit den Mitteln des Fernsehens zur Bereicherung und lebendigen Weiterentwicklung unserer bedrohten Sprache beitragen. Zumal in einer Zeit, in der sich durch Kabel und Satellit das Fernsehen immer weiter ausbreitet, muss es zu seinen vornehmsten Aufgaben, ja Verpflichtungen gehören, auf die Einmaligkeit unserer Sprache als einzig unverzichtbares Medium hinzuweisen, um der Sprachverflachung mit der gezielten Pflege unserer Sprache zu begegnen."

Historisch sind Stadtschreiber seit dem Mittelalter bekannt. Allerdings hatten sie damals eine ganz andere Funktion inne. Sie standen an der Spitze der städtischen Verwaltung und gehörten damit zu den mächtigsten Männern der Stadt. Heute ist der Stadtschreiber in Deutschland zumeist ein Schriftsteller. Kreiert hat diese literarische Auszeichnung Franz-Josef Schneider, ehemaliger Pressesprecher der Schriftstellervereinigung "Gruppe 47". Im August 1974 berief die Gemeinde Bergen-Enkheim erstmalig einen Schriftsteller zum Stadtschreiber. Man wollte für Autoren Möglichkeiten schaffen, von materiellem Druck befreit, schreiben zu können. Kein geringerer als Wolfgang Koeppen wurde von der Jury, bestehend aus Heinrich Böll, Marcel-Reich-Ranicki, Hans-Werner Richter und Bergener Bürgern, in sein Amt berufen. Inzwischen vergeben sieben Orte den Stadtschreiber Literaturpreis.

"Mainz ist einfach eine lebendige Stadt – mit vielen Studenten, eine Stadt, deren Einwohner sehr lebhaft sind und die gerne feiern, nicht nur in der Fastnacht, sondern überhaupt. Sie sind gerne draußen und möchten gerne viel erleben. Man sieht es auch, wenn das Wetter gut ist, dann setzen sich viele an den Rhein und grillen und spielen Gitarre. Es ist eine Stadt, wo einfach viel passiert."

Raphael Lopez arbeitet seit 20 Jahren als Sachbearbeiter im Kulturamt der Stadt Mainz. Er ist für die Vergabe von Fördermitteln verantwortlich und kennt sich daher gut in der Kulturszene der Stadt aus.

"Es gibt alles. Es gibt ein kommunales Kino, es gibt die Mainzer Kammerspiele, es gibt ein Staatstheater, es gibt ein Unterhaus – bekannt in ganz Deutschland, es gibt das Kammerorchester, es gibt die Meisterkonzerte, der Mainzer Musiksommer, die Jazzinitiative. In allen Bereichen können wir was finden und die werden auch von uns gefördert so gut es geht. Was in den letzten Jahren aufgrund der finanziellen Lage schwierig geworden ist – aber trotzdem wird was geleistet."

Trotz finanzieller Schwierigkeiten, stellt die Stadt Mainz weiterhin kostenlos die Wohnung zur Verfügung, in die der Stadtschreiber für ein Jahr Quartier beziehen kann.

"Die Stadtschreiberwohnung ist eine wunderbare Wohnung – könnte ihnen auch gut gefallen wahrscheinlich. Direkt in der Stadt neben dem Dom im obersten Stock. Man kann den Wochenmarkt beobachten, die Gerüche und auch die Geräusche mitnehmen. Es ist in der Altstadt eine wunderbare Wohnung, nicht zu groß, nicht zu klein, sehr hell. Die Kosten übernimmt die Stadt Mainz, Miete plus Nebenkosten, plus Telefonkosten, Internet, was so alles dazu gehört."

Die Stadtschreiberwohnung befindet sich im Renaissanceflügel des Gutenbergmuseums im Zentrum der Stadt. Es ist ein geräumiges, helles Zimmer mit einer kleinen Küche und einem Bad. Schräg gegenüber trutzt der Mainzer Dom, dessen Glockenspiel eine regelmäßige, nahezu hypnotische Geräuschkulisse bildet. Seit Februar bewohnt der Schriftsteller Ilija Trojanow die Stadtschreiberwohnung.

"... Ich bin hier mitten in der Stadt. Es ist sehr schön, ich habe nie zuvor mitten in der Stadt gelebt. Es hat enorme Vorteile: Heute ist unten auf dem Platz wieder großer Markt, da kann man toll einkaufen. Es sind nur 67 Schritte bis zum Rhein, da kann man Fahrrad fahren, da kann man spazieren gehen, da kann man laufen, da kann man trinken, da kann man Bötchen fahren. Und es ist, wie viele deutsche Innenstädte, richtig idyllisch. Es gibt keine Industrie, es ist sehr friedlich, es ist sehr still. Also insofern auch zum Arbeiten sehr gut. ..."

Jedes Jurymitglied kann bis zu drei Schriftsteller zur Wahl für den Stadtschreiberpreis vorschlagen. Sie müssen bestimmte Kriterien erfüllen. In den Richtlinien zur Preisverleihung heißt es:

"Mit diesem Preis sollen Schriftsteller deutscher Sprache geehrt werden, die unsere Literatur mit ihren Werken beeinflussen oder prägen und die sich darüber hinaus um das Zusammenwirken von Literatur und Fernsehen bemühen."

von Bergen: "Der Stadtschreiber, dass muss ein Schriftsteller, eine Schriftstellerin sein, die schon ein Werk vorgelegt haben. Eine Art Lebenswerk, obwohl sie meist relativ jung sind. Gerade in den letzten Jahren, wenn man sich die Stadtschreiber anschaut, wie Raoul Schrott oder Patrick Roth oder Ilija Trojanow. Aber sie müssen ein Werk vorlegen und da kommen dann nicht mehr ganz so viele in Frage."

In diesem Jahr war Ilija Trojanow nicht nur der Wunschkandidat von Werner von Bergen.

von Bergen: "Ilija Trojanow zu wählen, war wirklich ein großes Votum der Gesamtjury. Das hat damit zu tun, dass Ilija Trojanow einfach hoch interessant ist. Er ist nicht nur ein fabelhafter Schriftsteller und hat mit seinem 'Weltensammler' im letzten Jahr großes Aufsehen erregt. Er ist vielfältig in der Welt zuhause, er ist ein Weltreisender, er ist sehr charmant und er kann wunderbar argumentieren. Das sind alles wunderbare Kriterien für die Wahl eines Schriftstellers. Aber es kommt immer auf das Werk an, das steht im Zentrum."

Trojanow: "Es ist eine große literarische Auszeichnung. Es gehört zu den zehn höchst dotierten literarischen Auszeichnungen, ist auch nicht leicht zu kriegen, weil es sich auf das Gesamtwerk bezieht. Das heißt, man muss schon ein bisschen was vorgelegt haben. (...) Es ist ein respektierter, würdevoller Preis, der das eigene Wirken anerkennt und belohnt."

Ilija Trojanow hat an vielen Orten gelebt. 1965 ist er in der bulgarischen Hauptstadt Sofia geboren. Im Alter von sechs Jahren floh er mit seinen Eltern über Jugoslawien und Italien nach Deutschland. Dort, im Flüchtlingslager, wurde dem Vater bei der Arbeitssuche nur gesagt:

"Ach, wo sie sowieso gerade unterwegs sind – unsere Firma sucht jemanden für Kenia."

Also ist Ilija Trojanow in Ostafrika aufgewachsen. Deutschland hat er so richtig erst mit zwölf kennengelernt. Vor ein paar Jahren ist er dann nach Indien, später nach Südafrika gezogen.

Trojanow: "... Kinderpsychologen behaupten ja, dass man in den ersten sechs Jahren geprägt wird. Insofern ist schon vieles an mir bulgarisch, zumal wir in meiner Familie bis zum heutigen Tag bulgarisch reden und ich einige Verwandte habe und Freunde in Bulgarien, zu denen ich ein sehr enges Verhältnis habe. Es ist ja eh ein Vorurteil, zu vermuten, dass man nicht mehrere Welten nebeneinander leben kann, sozusagen das Eintauchen in eine deutsche Welt, indische Welt, afrikanische Welt, wie bei mir geschehen, nicht die bulgarische Welt ausspart. Die schwingt immer mit."

Obwohl Trojanow vier Sprachen fließend spricht, fühlt er sich nur in einer zuhause.

Trojanow: "Deutsch ist meine Sprache, es ist die Sprache, in der ich schreibe, und insofern für mich als Schriftsteller von tragender Bedeutung. Es ist auch die Sprache, in der ich träume und liebe. Insofern ist die deutsche Sprache eine zentrale Heimat, nur ich verliere sie ja nicht, wenn ich einen Ortswechsel betreibe. Ich verliere sie nicht, wenn ich meine kulturellen Interessen erweitere. Die deutsche Sprache ist immer bei mir und in mir, wir sind miteinander vertraut, wir vertrauen uns, insofern ist auch da kein Problem."

Im vergangenen Jahr ist Ilija Trojanows Roman "Der Weltensammler" erschienen und wurde gleich darauf mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Trojanows Hauptfigur ist Sir Richard Francis Burton, der Mitte des 19. Jahrhunderts als Diplomat, Kundschafter und Forscher der englischen Krone in Indien, Arabien und Afrika unterwegs war. Jedes Mal verlor er sich im Land, lernte die Sprachen, erwarb die Bräuche und tauchte tief ein in die Kultur.

Wie sein Held Burton interessiert sich Trojanow für fremde Kulturen und Religionen. Er fühlt sich in gleich zwei Religionen zuhause: dem Christentum und dem Islam. Sogar den Hadsch hat er absolviert, die Pilgerfahrt nach Mekka, und darüber einen viel gelobten Erlebnisbericht geschrieben.

Trojanow: "Religion interessiert mich zum einen als kulturelles Ausdrucksmittel, dass vieles, was uns beschäftigt einen bestimmten Ausdruck in der Religion findet. Mich interessiert vor allem der kulturell-poetisch-sinnliche Ausdruck, der sich in der Religion offenbart. (...)
Es ist ja allgemein bekannt, wie bedeutend der Einfluss von Protestantismus und Katholizismus auf verschiedenen Regionen Deutschlands, Europas waren. Ähnlich ist es natürlich mit der ganzen Welt. Man kann Indien nicht ansatzweise erfassen, wenn man sich nicht mit der Religion beschäftigt. Das gilt für die arabische Welt genauso. Insofern ist es dann auch eine professionelle Notwendigkeit und Herausforderung. Und dann ist es so, dass ich da einfach keine Berührungsängste habe. Ich habe, glaube ich, einen sehr neugierigen Geist, der in alle Richtungen flaniert und wandert."

Kohl: "Er will den Sprachlosen eine Stimme geben und er möchte eine Vermittlung der Kulturen auch mit seinem Schreiben bewirken und das gelingt ihm auch sehr gut. So wie er zwischen den Kulturen auch selber wandert, so will er eine Verbindung schaffen, dass Menschen auch miteinander agieren und es nicht einen Zusammenprall der Kulturen gibt, sondern ein Zusammenspiel."

Johannes Kohl ist pädagogischer Leiter des katholischen Bildungswerks der Stadt Mainz. Als solcher hat er den Anspruch, eine Brücke zwischen Bildung und Kultur zu schlagen. Den Stadtschreiber versucht er in seine Arbeit einzubeziehen.

Kohl: "Die Stadt Mainz nimmt die Stadtschreiber immer sehr unterschiedlich auf. Wenn einer bereit ist, sich auf die Stadt einzulassen, gibt es auch viele, die das erwidern, ihm entgegen kommen und Interesse für diesen Schriftsteller und für Literatur und Lesen entwickeln. Also wer zum Beispiel in der Zeit nach der Ernennung des Stadtschreibers Geburtstag hat, der muss damit rechnen ein Buch mit Widmung geschenkt zu bekommen. Und dann wird das auch gelesen, dann wird das in der Stadt auch besprochen."

Es gibt allerdings auch Schriftsteller, die nicht sehr kooperativ sind.

Kohl: "Dann ist er wenig präsent, wenig präsent in der Wohnung, wenig in der Öffentlichkeit, macht bei Lesungen auch bekannt, dass er hier am Lesen ist, wie er an jedem anderen Ort auch liest. Und das macht den Unterschied. Man merkt dann schon, ob jemand sich tatsächlich in der Stadt aufhält, mit der Stadt zusammenlebt. Den Ilija Trojanow, den trifft man auch drüben beim Kaffee im Gutenbergmuseum, da sitzt er und schreibt irgendwelche Dinge. Also, der ist dann auch anwesend, nimmt die Stadt wahr und geht mit der Stadt um."

Gegenüber der Stadtschreiberwohnung befindet sich die Dom-Buchhandlung. Franz Stoffl, der Seniorchef, hat sie 40 Jahre lang geführt. Die Mainzer Stadtschreiber kennt er alle.

Stoffl: "Ich war ja von Anfang an mit dabei und habe das mit initiiert. Es gibt halt unterschiedliche Stadtschreiber – solche, die zugänglich sind, und solche, die nicht zugänglich sind. ... Schwer zugänglich war die Lyrikerin Sarah Kirsch. Ich hatte ihr zwei Briefchen unter die Tür geschoben und sie gebeten vorbei zu kommen. Nach einem dreiviertel Jahr kam sie endlich vorbei und war sehr zögerlich mit den Signierungen, hat sich in die Ecke gesetzt und wollte nicht angesprochen werden. Da hat man schon interessante Erfahrungen gemacht."

Auch mit Ilija Trojanow hat er so seine Erfahrungen gemacht.

Stoffl: "Das ist ja immer das Problem bei den Stadtschreibern. Er kam, da habe ich ihn angesprochen und gebeten, Bücher zu signieren. Da kam er innerhalb von acht Tagen und hat Bücher signiert. Dann kam er irgendwann im März oder April vorbei, jetzt sehen wir ihn nicht mehr. Ich hatte x-fach angerufen, aber er ist nicht aufzufinden."

Trojanow: "Ich denke mir, dass die Stadt, was Veranstaltungen angeht, ziemlich viel von dem Stadtschreiber hat. Es kommt alles in allem auf zehn bis zwölf Lesungen. Ich werde noch bei der deutsch-indischen Gesellschaft hier lesen, ich werde zu den Afrikanisten gehen hier an der Uni. Ich war schon mal an der Uni bei den Buchwissenschaftlern."

Doch damit nicht genug. Der Stadtschreiber muss in Zusammenarbeit mit dem ZDF einen Film, das sogenannte "elektronische Tagebuch" erstellen.

von Bergen: "Es gab damals so eine Matinee - das waren noch selige Zeiten, da gab es noch anspruchsvolle Programme - die Sonntagvormittag lief. Aus dieser Matinee heraus wurde die Idee mit diesem elektronischen Tagebuch entwickelt, dass Schriftsteller Filmemacher werden.
Der Ausdruck ist noch ein bisschen altmodisch, der stammt noch aus den 80er Jahren. ... Aber das muss getan werden, das ist viel Arbeit, dafür macht es aber auch viel Spaß. Ich höre immer von den Preisträgern, dass sie besonders fasziniert sind, mal einen Film machen zu können."

Es gibt Autoren, wie beispielsweise Brigitte Kronauer, die den Stadtschreiberpreis ablehnen, weil sie kein elektronisches Tagebuch führen wollen. Es ist eine aufwendige Arbeit, die mindestens sechs Wochen in Anspruch nimmt. Ilija Trojanow stellt sich der Herausforderung.

Trojanow: "Es ist so, dass jeder Autor frei entscheidet, ob er etwas Persönliches macht. Ich werde den Weg gehen, ich werde mich mit Bulgarien beschäftigen - mit der Frage der Vergangenheitsbewältigung, Zeugnisse vergangener Leiden. Insofern werde ich ein Thema nehmen, was mich bislang beschäftigt hat und was mich zukünftig auch beschäftigen wird."

Außer den Verpflichtungen, die der Stadtschreiber von Mainz zu erfüllen hat, gibt es natürlich auch Vergünstigungen. Neben der Ehre, ausgewählt worden zu sein, sind das vor allem die 12.500 Euro Preisgeld, die durch die Honorare für einige Lesungen und den Film auf etwa 24.500 Euro aufgestockt werden. Dazu kommt das große Interesse, dass die Mainzer an ihrem Stadtschreiber haben.

von Bergen: "Früher kamen die Mainzer an den Briefkasten und haben so Briefe rein gesteckt oder haben geklingelt und gefragt, wollen sie mitkommen, ein bisschen Wein trinke? Die Mainzer gemeinden den dann so ein."

Trojanow: "... Es ist so, dass die Menschen in Mainz, die mir begegnen, erstaunlich stolz sind auf ihren Stadtschreiber und ihm mit großem Respekt und Liebreiz entgegentreten. Sie freuen sich über einen und dadurch freut man sich auch, hier zu sein. Ich wurde sehr, sehr warm empfangen und – ich wurde richtig umarmt. Das hängt wohl auch ein bisschen mit dem Menschenschlag zusammen, das höre ich immer wieder von Leuten, die von auswärts gekommen sind und sich hier angesiedelt haben, dass wohl der Mainzer Menschenschlag oder diese Region, ziemlich offen, warmherzig, nicht borniert, nicht engstirnig ist. Das gefällt einem natürlich sehr, es ist sehr angenehm und schön."