Alltagsbeobachtungen in Sachsens Hauptstadt
Dresden braucht keinen Stadtschreiber zu PR-Zwecken, schließlich bietet die Elbmetropole Kultur en masse. Deshalb suchte man für den Posten auch Autoren, „die sich auf Wechselseitigkeiten von Literatur und urbanem Raum einlassen wollen“. Die urbane Lebenskultur ostdeutscher Provenienz untersucht jetzt Dorothea Dieckmann.
„In Chemnitz wird gearbeitet, Leipzig handelt und Dresden bringt das Geld durch oder: in Dresden wird gelebt.“
So beschrieb der in Dresden geborene Volker Braun in seiner Rede zur 800-Jahr-Feier die Heimatstadt mit ihrer Geschichte aus „Feuerbrünsten, Elbfluten, Verheerungen, vier Jahreszeiten und zwei Gesellschaftsordnungen, Westkontakt und Osterweiterung, Gloria und Globalisierung.“
Von allen Städten mit Wohnstipendium für Schriftsteller hat Dresden die zusätzliche PR im Feuilleton, die ein Literat von auswärts mit sich bringt, am wenigsten nötig. Die Landeshauptstadt hat genug an Kultur zu bieten, mit Semperoper, Staats-Operette, Frauenkirche und Alternativ-Szene. Selbstbewusst sucht man denn auch für den Stadtschreiber-Posten nach Autoren, „die sich auf Wechselseitigkeiten von Literatur und urbanem Raum einlassen wollen“.
Dafür bringt die gegenwärtige Amtsinhaberin die besten Voraussetzungen mit. Dorothea Dieckmann ist in Hamburg zu Hause. In ihren Essays analysiert die gelernte Philosophin Alltagsphänomene wie das Versagen der Sprache in der Mediengesellschaft. In ihren Romanen verknüpft sie immer wieder historische oder aktuelle politische Themen wie Guantanamo mit einer fiktiven Erzählung. In ihrem letzten Buch: „Harzreise“ folgt eine Tochter den Spuren ihres verstorbenen Vaters durch Ostdeutschland.
„Das Lokal hatte keinen Flur, keine Schleuse, so dass wir plötzlich ohne Fluchtweg mitten in einem aus der Zeit gefallenen Schleiflackwohnzimmer standen, saßen, aßen, flüsterten. Die anderen Tische zeigten uns plötzlich, es war Sonntagabend, ein Sonntag auf dem Dorf, das für mich eine alte Legende war. Alt waren auch die Leute an den Tischen, wahrscheinlich hatten sie an der Legende teilgehabt und hätten die Vätergeschichten weitererzählen können. Aber sie wollten von heute sein, sie trugen biedere, landschicke Sonntagskleidung und aßen Schweinelendchen und Kalbschnitzel.“
Die urbane Variante ostdeutscher Lebenskultur hat Dorothea Dieckman jetzt Gelegenheit in Dresden zu erleben. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Nachbarin Susanne Bochmann, mit der zusammen erkundet sie die Dresdner Biergärten und ihr Publikum.
„Man trifft viele Dresdner, die der Naherholung frönen.“
Susanne Bochmann hat Dorothea Dieckmann auf deren Antrittslesung kennengelernt. Die Einheimische ist beeindruckt vom Wissensdrang der Zugereisten:
„Sie nimmt ihre Rolle als Stadtschreiberin in einer ganz tollen Weise wahr und zwar beobachtet sie verschiedene Zustände in Dresden. Ihr fällt was auf und probiert dann an den Leuten, die sie kennengelernt hat, ihre Thesen aus.“
Zum Beispiel eine These zur Lust der Dresdner am großen Spektakel:
„Die hat damit was zu tun, dass so viele Feuerwerke in Dresden abgefackelt werden. … Fragen Sie sie doch selber!“
So beschrieb der in Dresden geborene Volker Braun in seiner Rede zur 800-Jahr-Feier die Heimatstadt mit ihrer Geschichte aus „Feuerbrünsten, Elbfluten, Verheerungen, vier Jahreszeiten und zwei Gesellschaftsordnungen, Westkontakt und Osterweiterung, Gloria und Globalisierung.“
Von allen Städten mit Wohnstipendium für Schriftsteller hat Dresden die zusätzliche PR im Feuilleton, die ein Literat von auswärts mit sich bringt, am wenigsten nötig. Die Landeshauptstadt hat genug an Kultur zu bieten, mit Semperoper, Staats-Operette, Frauenkirche und Alternativ-Szene. Selbstbewusst sucht man denn auch für den Stadtschreiber-Posten nach Autoren, „die sich auf Wechselseitigkeiten von Literatur und urbanem Raum einlassen wollen“.
Dafür bringt die gegenwärtige Amtsinhaberin die besten Voraussetzungen mit. Dorothea Dieckmann ist in Hamburg zu Hause. In ihren Essays analysiert die gelernte Philosophin Alltagsphänomene wie das Versagen der Sprache in der Mediengesellschaft. In ihren Romanen verknüpft sie immer wieder historische oder aktuelle politische Themen wie Guantanamo mit einer fiktiven Erzählung. In ihrem letzten Buch: „Harzreise“ folgt eine Tochter den Spuren ihres verstorbenen Vaters durch Ostdeutschland.
„Das Lokal hatte keinen Flur, keine Schleuse, so dass wir plötzlich ohne Fluchtweg mitten in einem aus der Zeit gefallenen Schleiflackwohnzimmer standen, saßen, aßen, flüsterten. Die anderen Tische zeigten uns plötzlich, es war Sonntagabend, ein Sonntag auf dem Dorf, das für mich eine alte Legende war. Alt waren auch die Leute an den Tischen, wahrscheinlich hatten sie an der Legende teilgehabt und hätten die Vätergeschichten weitererzählen können. Aber sie wollten von heute sein, sie trugen biedere, landschicke Sonntagskleidung und aßen Schweinelendchen und Kalbschnitzel.“
Die urbane Variante ostdeutscher Lebenskultur hat Dorothea Dieckman jetzt Gelegenheit in Dresden zu erleben. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Nachbarin Susanne Bochmann, mit der zusammen erkundet sie die Dresdner Biergärten und ihr Publikum.
„Man trifft viele Dresdner, die der Naherholung frönen.“
Susanne Bochmann hat Dorothea Dieckmann auf deren Antrittslesung kennengelernt. Die Einheimische ist beeindruckt vom Wissensdrang der Zugereisten:
„Sie nimmt ihre Rolle als Stadtschreiberin in einer ganz tollen Weise wahr und zwar beobachtet sie verschiedene Zustände in Dresden. Ihr fällt was auf und probiert dann an den Leuten, die sie kennengelernt hat, ihre Thesen aus.“
Zum Beispiel eine These zur Lust der Dresdner am großen Spektakel:
„Die hat damit was zu tun, dass so viele Feuerwerke in Dresden abgefackelt werden. … Fragen Sie sie doch selber!“