Allianz von Wirtschaft und Kultur

Von Alexandra Gerlach · 24.11.2007
Kultur kann nicht ohne Wirtschaft, Wirtschaft nicht ohne Kultur - davon sind die 300 Künstler, Unternehmer und Politiker überzeugt, die sich in Dresden zu einem Gründungs-Symposium getroffen haben. Sie wollen gemeinsam das "World Culture Forum" ins Leben rufen: ein Weltkulturgipfel, der das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Kultur thematisiert.
Für Bernhard Freiherr von Loeffelholz, den ehrenamtlichen Präsidenten des Sächsischen Kultursenats ist Kultur eine Herzensangelegenheit. Schon in seiner Zeit als Manager einer deutschen Bank kümmerte er sich um Kunst- und Kulturförderung. Jetzt ist er mit von der Partie, wenn es darum geht, den Grundstein zu legen für ein ehrgeiziges Kulturprojekt, das mehr als nur eine Bestandsaufnahme liefern möchte:

"Wir wollen auch mit diesem Forum nicht nur etwas feststellen, aber wir wollen auch etwas bewegen. Und Dresden hat immer schon etwas bewegt, weil eben hier immer sowohl kreative Künstler als auch kreative Unternehmer Erfinder waren. Diese beiden Dinge waren immer in einem gewissen Gleichgewicht und haben immer sich gegenseitig befruchtet."

Längst ist die Vielfalt der reichen Kulturschätze Dresdens zu einem wichtigen Wirtschafts- und Werbefaktor für nationale und internationale Firmenansiedlungen geworden. Dieser Glanz wird derzeit allerdings leicht getrübt durch den Bau einer umstrittenen Elbbrücke, die das Dresdner Elbtal vermutlich den UNESCO-Welterbe-Titel kosten wird. Just in dieser Woche war der offizielle Baubeginn.

Dessen ungeachtet steht beim Dresdner Gründungs-Symposium des Weltkulturgipfels der Erhalt der Kultur und ihre Wechselwirkung auf unser tägliches Leben auf dem Programm. Und so betont der Präsident des Sächsischen Kultursenats, Bernhard von Loeffelholz, es gebe gewisse kulturelle Grundlagen, von denen letztlich auch ein Wirtschaftssystem abhänge. Neben dem Geld, dem Recht, und der Sprache stellten auch Dogma und Ritus im Bereich der Religion sowie die Kunst an sich, diese Grundlagen dar. Ein Diskurs über die Gewichtung dieser verschiedenen Bereiche sei - davon ist Loeffelholz überzeugt - gerade in Zeiten der Globalisierung überfällig:

"Und ich glaube schon, dass eine Aufgabe dieses Kreises darin bestehen könnte, darüber nachzudenken, welche geistigen Grundlagen wir hier mit einbringen können, denn wir stehen an einem Paradigmenwechsel, im Blick auf die Klimakatastrophe, die auf uns zukommt. Welche geistigen Grundlagen gerade aus Europa vielleicht in die Welt hinausgehe können, wie wir dieses Wirtschaftssystem weder besser vom Kapitalismus zur Marktwirtschaft zurückholen können."

Das ist auch für Professor Hermann Rauhe ein wichtiges Motiv, um sich bei diesem Projekt zu engagieren. Der Universalgelehrte und Ehrenpräsident der Hamburger Hochschule für Musik und Künste hat hohe Erwartungen an das Forum an diesem Wochenende:

"Das endlich mal das Verhältnis von Kultur und Wirtschaft thematisiert wird, und zwar dieses Mal von der Kultur ausgehend, das heißt, von der Frage ausgehend, was kann die Kultur tun für die Gesellschaft, was kann vielleicht die Wirtschaft lernen von der Kultur? Das Kultur auch wirtschaftliche Dimensionen hat, ist selbstverständlich. Und ich sag immer: Kultur braucht Management, Management braucht Kultur, und da sieht man den Wechselbezug zwischen beiden Dingen."

Der Anspruch der Initiatoren ist ehrgeizig. Das "World Culture Forum" soll schon bald in einen richtigen Weltkulturgipfel münden, der langfristig eine Bedeutung wie der alljährliche Weltwirtschaftsgipfel von Davos erringen könnte. Davon träumt zumindest der Generalintendant am Theater Bremen, Hans-Joachim Frey, der zugleich Vorstandsvorsitzender des Dresdner Forum Tiberius ist, die Keimzelle sozusagen des neuen Projekts Seit mehr als vier Jahren macht sich das Forum verdient um eine engere Vernetzung von Wirtschaft und Kultur. Nun soll der nächste Schritt folgen. Hans-Joachim Frey:

"Davos hat auch mit 200 Teilnehmern angefangen, wir fangen jetzt mit 300 Teilnehmern an und wir haben ein großes inhaltliches Konzept erarbeitet, mit Professor Meinhard Miegel, was sich mit dem ganzheitlichen Kulturbegriff beschäftigt. Das ist ganz wichtig. Alles ist Kultur, was nicht Natur ist, insoweit ist auch die Wirtschaft ein Teil unserer Kultur und deshalb werden wir in dieser Gesamtreflexion über diese Beziehung diskutieren. Wie ist die Balance zwischen allen Teilbereichen in unserer Kultur."

Die Teilnehmerliste des Gründungssymposiums ist hochkarätig und teilweise auch international besetzt. Bis zum Sonntag wird diskutiert, dann soll feststehen, ob die Zeit reif ist für einen Weltkultur-Gipfel.