Alles ist möglich
Als Kind nahm er Valium und trank Whiskey, mit 19 war er ein umworbener Werbetexter mit einem Traumgehalt. Die Rede ist von Bestseller-Autor Augusten Burroughs, der bis zu seinem 30. Lebensjahr immer weiter mit Alkohol und Kokain abstürzte - dann machte er vor sechs Jahren eine Entziehungskur. Sein dritter Roman, "Trocken", trägt wie seine Vorgänger stark autobiographische Züge.
" The next morning Greer and I are waiting for the light to change at the crosswalk Pico and Ocean. We see a bus heading towards the intersection, it is empty exept for the driver and a single passenger in the very back. "Help ... call police", is scrolling across the marquee above the windscreen. "Oh, shit", Greer cries, reaching in her bag for her phone. I watch as the bus runs the red light. Greer speaks into her phone. "Sharon, it is Greer, listen, remind me to have the advert resized for buses, talk to you later." She tosses the phone back in her bag. "Greer, what the hell are you doing, I thought you would call the police ?" "Oh", she said, the bus makes a sharp left out off sight. Greer shruggs. "Well, it is too late now." "
Als Greer und ich am nächsten Morgen an der Ampel Ecke Pico Boulevard und Ocean Drive auf Grün warten, rast ein Bus auf die Kreuzung zu. Er ist leer bis auf den Busfahrer und einen einzelnen Passagier ganz hinten. "Hilfe … Polizei" steht auf dem Display über der Windschutzscheibe. "Oh, Scheiße !", ruft Greer und holt ihr Handy aus der Tasche. Ich sehe zu, wie der Bus über die rote Ampel fährt. Greer spricht in das Handy: "Sharon? Hier ist Greer. Hör mal, erinner` mich bitte daran, dass wir die Plakate für die Bier-Werbung bus-kompatibel machen. Okay ? Ich ruf dich später wieder an." Sie klappt das Handy zu und wirft es wieder in ihre Tasche. "Sag mal, spinnst du, Greer ? Ich dachte, du rufst die Polizei an ?" "Oh", sagt sie und beißt sich auf die Lippen. … Greer zuckt die Achseln. "Na ja, nun ist es eh zu spät."
- Aus Augusten Burroughs neuem Roman mit dem nüchternen Titel "Trocken". Mehr eine Autobiographie als ein Roman, denn 99,9 Prozent des Inhaltes sind Teil der Lebensgeschichte des 36jährigen Autors: als Kind sexuell missbraucht, mit 19 Werbetexter, Jahreseinkommen 80 000 Euro und ein Leben zwischen Whiskey und Kokain. Dann der Tod des aids-kranken Ex-Freundes "Fuckhead", vor 6 Jahren eine Entziehungskur, und seitdem der kometenhafte Aufstieg zum Mega-Bestseller- Autor, zu einer Art gesellschaftskritischem Comedy-Mephisto mit Glatze und Nickelbrille. "Burroughs - ein Teufelskerl", schrieb die Washington Post. Sein Erfolgsrezept: Kein Alkohol und keine Werbetexte mehr, dafür aber Bücher schreiben.
" Absolutely, I was really off the rail, I lost my anchor, and when I started writing, that is, I became most purely myself, I have been working very successfully in advertising and making a lot of money in advertising, but really deeply deeply unhappy, and never saving a dime, living von pay-check to pay-check, I had a tiny apartment and it was filled with 100s and 100s and 100s empty bottles of scotch and cigarette buds and filth and I was really unhappy and when I started to write, it was finally as stepping into a pair of shoes that were not 5 sizes too small, it just fit. "
Stimmt, ich war total neben der Spur, und als ich schrieb, da war ich plötzlich ganz ich selbst. Ich war unheimlich erfolgreich in der Werbebranche, aber ich lebte trotzdem von der Hand in den Mund, meist pleite, in einem winzigen Appartement, in dem sich wirklich Aberhunderte von Whiskey-Flaschen stapelten, alles versifft, und als ich zu schreiben begann, da war das so, als würde ich in ein Paar Schuhe schlüpfen, das nicht 5 Nummern zu klein war sondern einfach passte.
Das Schreiben rettete Burroughs davor, rückfällig zu werden, das Schreiben und - dabei Sinhéad O`Connor zu hören.
Burroughs legt Wert darauf, wegen seiner Drogenexzesse nicht als extremer Einzelfall betrachtet zu werden. Als Insider der Werbe- und Management-Branche beschreibe er schlicht 1 zu 1 die Realität hinter den Fassaden jener Glamour-Welt, die vor allem von Alkohol und anderen Drogen zusammengehalten werde. In solchen Welt verschwimmen die Grenzen schnell. Garantiert habe auch Präsident Bush, so vermutet Burroughs, nicht nur getrunken sondern wahrscheinlich gekifft, als er noch ein großer Freund von Six-Packs war.
"Hahaha, If you boose end up sixpacks, how far is a joint."
Heute trinkt Augusten Burroughs nur noch Ginger-Ale, sein Lieblingsessen: Steak. Burroughs ist übrigens ein Pseudonym, das er sich schon mit 18 gab, nicht aber nach dem Schriftsteller William Burroughs sondern nach einer Computerfirma, - sein erstes Buch las er erst mit 24. Heute lebt er zusammen mit seinem Freund Dennis, einem Designer, und seinen 2 Bulldoggen Bentley und The Cow in Manhattan, - aber, sagt Burroughs, Manhattan ist nicht Amerika, ein Land, gespalten zwischen Inquisition und Sex-Welle.
" Right now in New York City the one night stand is incredible popular with women, women are the ones now, who are saying: thanks, but I don´t need your phone number, because I am not going calling you again, and women are now empowered sexually to be able to do what they want. There is a large portion of the country that wants to move forward and there is a another half that wants to blow out the candle and move back in the medieval period. "
Im Moment gerade ist in New York der One-Night-Stand bei Frauen unglaublich populär, jetzt sind die dran, sagen danke und tschüss, eine Art sexueller Befreiung, die da stattfindet, -und dann gibt es in den USA wiederum jene schweigende Mehrheit, die in diesem Land am liebsten die letzte Kerze auspusten will und ins finstere Mittelalter zurückkehren möchte.
Lieben Sie die TV-Serie "Sex and the City" ? Dann lesen Sie Augusten Burroughs neuen Kult-Roman "Trocken", ein Lesegenuss, brillant beobachtend und schreiend böse, - eigentlich eine Autobiographie, aus der der Autor aber durch seine klaren Erzählstrukturen und durch sein rasantes und pointensicheres Timing eine hochliterarische Gesellschaftssatire macht: Burroughs, ein begnadeter Story-Teller, das Tragik-komischste, was Amerika im Moment zu bieten hat. Und - "Trocken" ist ein Buch mit einer Message:
" The one thing I have really learnt is, you can achieve anything you want, I'm not speaking materialistically, I am not speaking about the new fantastic Mercedes I am talking about achieving a level of peace or happiness or even career and marriage, by focus and by never giving up, I have been in absolutely poverty, I have been homeless, I lived in a slum in a burnt house that had no windows, and had no food for days on end, and I absolutely never gave up. And that is what I wanna tell people, until you are dead, anything is possible. "
Eins habe ich gelernt im Leben: Du kannst alles erreichen, nichts ist unmöglich. Ich spreche nicht von einem neuen Mercedes, sondern ich meine damit eine Art Frieden, etwas wie Glück. Ich selbst habe als Obdachloser gelebt, in einem ausgebrannten Haus ohne Fensterscheiben, und ich hatte oft nichts zu essen, aber ich habe nie aufgegeben, und das ist es, was ich den Leuten sagen will: Solange ihr nicht tot seit, ist alles möglich.
Augusten Burroughs: "Trocken". Roman. Rowohlt Verlag 2005. 384 Seiten, 16.90 Euro. Übersetzt von Volker Oldenburg.
Als Greer und ich am nächsten Morgen an der Ampel Ecke Pico Boulevard und Ocean Drive auf Grün warten, rast ein Bus auf die Kreuzung zu. Er ist leer bis auf den Busfahrer und einen einzelnen Passagier ganz hinten. "Hilfe … Polizei" steht auf dem Display über der Windschutzscheibe. "Oh, Scheiße !", ruft Greer und holt ihr Handy aus der Tasche. Ich sehe zu, wie der Bus über die rote Ampel fährt. Greer spricht in das Handy: "Sharon? Hier ist Greer. Hör mal, erinner` mich bitte daran, dass wir die Plakate für die Bier-Werbung bus-kompatibel machen. Okay ? Ich ruf dich später wieder an." Sie klappt das Handy zu und wirft es wieder in ihre Tasche. "Sag mal, spinnst du, Greer ? Ich dachte, du rufst die Polizei an ?" "Oh", sagt sie und beißt sich auf die Lippen. … Greer zuckt die Achseln. "Na ja, nun ist es eh zu spät."
- Aus Augusten Burroughs neuem Roman mit dem nüchternen Titel "Trocken". Mehr eine Autobiographie als ein Roman, denn 99,9 Prozent des Inhaltes sind Teil der Lebensgeschichte des 36jährigen Autors: als Kind sexuell missbraucht, mit 19 Werbetexter, Jahreseinkommen 80 000 Euro und ein Leben zwischen Whiskey und Kokain. Dann der Tod des aids-kranken Ex-Freundes "Fuckhead", vor 6 Jahren eine Entziehungskur, und seitdem der kometenhafte Aufstieg zum Mega-Bestseller- Autor, zu einer Art gesellschaftskritischem Comedy-Mephisto mit Glatze und Nickelbrille. "Burroughs - ein Teufelskerl", schrieb die Washington Post. Sein Erfolgsrezept: Kein Alkohol und keine Werbetexte mehr, dafür aber Bücher schreiben.
" Absolutely, I was really off the rail, I lost my anchor, and when I started writing, that is, I became most purely myself, I have been working very successfully in advertising and making a lot of money in advertising, but really deeply deeply unhappy, and never saving a dime, living von pay-check to pay-check, I had a tiny apartment and it was filled with 100s and 100s and 100s empty bottles of scotch and cigarette buds and filth and I was really unhappy and when I started to write, it was finally as stepping into a pair of shoes that were not 5 sizes too small, it just fit. "
Stimmt, ich war total neben der Spur, und als ich schrieb, da war ich plötzlich ganz ich selbst. Ich war unheimlich erfolgreich in der Werbebranche, aber ich lebte trotzdem von der Hand in den Mund, meist pleite, in einem winzigen Appartement, in dem sich wirklich Aberhunderte von Whiskey-Flaschen stapelten, alles versifft, und als ich zu schreiben begann, da war das so, als würde ich in ein Paar Schuhe schlüpfen, das nicht 5 Nummern zu klein war sondern einfach passte.
Das Schreiben rettete Burroughs davor, rückfällig zu werden, das Schreiben und - dabei Sinhéad O`Connor zu hören.
Burroughs legt Wert darauf, wegen seiner Drogenexzesse nicht als extremer Einzelfall betrachtet zu werden. Als Insider der Werbe- und Management-Branche beschreibe er schlicht 1 zu 1 die Realität hinter den Fassaden jener Glamour-Welt, die vor allem von Alkohol und anderen Drogen zusammengehalten werde. In solchen Welt verschwimmen die Grenzen schnell. Garantiert habe auch Präsident Bush, so vermutet Burroughs, nicht nur getrunken sondern wahrscheinlich gekifft, als er noch ein großer Freund von Six-Packs war.
"Hahaha, If you boose end up sixpacks, how far is a joint."
Heute trinkt Augusten Burroughs nur noch Ginger-Ale, sein Lieblingsessen: Steak. Burroughs ist übrigens ein Pseudonym, das er sich schon mit 18 gab, nicht aber nach dem Schriftsteller William Burroughs sondern nach einer Computerfirma, - sein erstes Buch las er erst mit 24. Heute lebt er zusammen mit seinem Freund Dennis, einem Designer, und seinen 2 Bulldoggen Bentley und The Cow in Manhattan, - aber, sagt Burroughs, Manhattan ist nicht Amerika, ein Land, gespalten zwischen Inquisition und Sex-Welle.
" Right now in New York City the one night stand is incredible popular with women, women are the ones now, who are saying: thanks, but I don´t need your phone number, because I am not going calling you again, and women are now empowered sexually to be able to do what they want. There is a large portion of the country that wants to move forward and there is a another half that wants to blow out the candle and move back in the medieval period. "
Im Moment gerade ist in New York der One-Night-Stand bei Frauen unglaublich populär, jetzt sind die dran, sagen danke und tschüss, eine Art sexueller Befreiung, die da stattfindet, -und dann gibt es in den USA wiederum jene schweigende Mehrheit, die in diesem Land am liebsten die letzte Kerze auspusten will und ins finstere Mittelalter zurückkehren möchte.
Lieben Sie die TV-Serie "Sex and the City" ? Dann lesen Sie Augusten Burroughs neuen Kult-Roman "Trocken", ein Lesegenuss, brillant beobachtend und schreiend böse, - eigentlich eine Autobiographie, aus der der Autor aber durch seine klaren Erzählstrukturen und durch sein rasantes und pointensicheres Timing eine hochliterarische Gesellschaftssatire macht: Burroughs, ein begnadeter Story-Teller, das Tragik-komischste, was Amerika im Moment zu bieten hat. Und - "Trocken" ist ein Buch mit einer Message:
" The one thing I have really learnt is, you can achieve anything you want, I'm not speaking materialistically, I am not speaking about the new fantastic Mercedes I am talking about achieving a level of peace or happiness or even career and marriage, by focus and by never giving up, I have been in absolutely poverty, I have been homeless, I lived in a slum in a burnt house that had no windows, and had no food for days on end, and I absolutely never gave up. And that is what I wanna tell people, until you are dead, anything is possible. "
Eins habe ich gelernt im Leben: Du kannst alles erreichen, nichts ist unmöglich. Ich spreche nicht von einem neuen Mercedes, sondern ich meine damit eine Art Frieden, etwas wie Glück. Ich selbst habe als Obdachloser gelebt, in einem ausgebrannten Haus ohne Fensterscheiben, und ich hatte oft nichts zu essen, aber ich habe nie aufgegeben, und das ist es, was ich den Leuten sagen will: Solange ihr nicht tot seit, ist alles möglich.
Augusten Burroughs: "Trocken". Roman. Rowohlt Verlag 2005. 384 Seiten, 16.90 Euro. Übersetzt von Volker Oldenburg.