Alle müssen raus

Von Jenny Mansch · 08.07.2012
1967 eröffnet der Metzgersohn Anton Schlecker am Rande der Schwäbischen Alb den ersten Supermarkt: "Schleckerland". Darin können Kunden sehr unterschiedliche Produkte in einem einzigen Laden zu niedrigen Preisen kaufen. Eine kleine Sensation.
Als bald darauf die Preisbindung im Handel fällt, entdeckt der geschäftstüchtige Schwabe das Discountgeschäft. Er bietet Markenartikel billiger an, spart dafür am Drumherum, den Verkäuferinnen und der Ausstattung seiner Läden. Schlecker boomt, 2007 gehören dem Familienimperium mehr als 14.000 Läden in dreizehn Ländern.

Doch die Konkurrenz schläft nicht, umschmeichelt die Kunden und bindet sie, zum Teil auch mit noch niedrigeren Preisen. Die Folge: Das Wachstum bei Schlecker lässt nach, die Gewinne brechen ein. Der Konzern gerät in die Schlagzeilen, weil er seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bespitzeln lässt.

2012 ist Schluss. Im Januar kündigt Schlecker Insolvenz an, entlässt in einer ersten Kündigungswelle 12.000 Beschäftigte, bis Ende Juni heißt es dann: Alle müssen raus. Das Ende der Schlecker-Saga.

Jenny Mansch: "Der Fall Schlecker zeigt, wie ein Unternehmen nicht nur durch Misswirtschaft gegen die Wand gefahren werden kann, sondern auch durch den Abbau von Arbeitnehmerrechten, der politisch nicht gebremst wird. Mich hat vor allem beeindruckt, wie die Frauen trotz der schwierigen Bedingungen sich bis zum bitteren Ende für ihren Laden eingesetzt und sogar noch im Schlussverkauf an ihre Grenzen gegangen sind."


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Jenny Mansch© C. Jungeblodt