„Alle hielten mich für einen Hochstapler“
Auch in der Zeit als Bundeskanzler spielte Helmut Schmidt in seiner Freizeit Klavier. Die Zeugnisse seiner Kunst kann man auf CD hören. 1981 flog er für eine Aufnahme sogar nach London in die legendären EMI-Tonstudios. Dort traf er auf die Pianisten Justus Frantz und Christoph Eschenbach, um mit ihnen das Drei-Klaviere-Konzert von Mozart einzuspielen. Schmidt feiert heute seinen 90. Geburtstag.
Über die Erinnerungen daran sprach Deutschlandradio Kultur mit dem Dirigent und Pianist Justus Frantz. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:
Eckhard Roelcke: Wie war das damals anno 1981? Wer hat denn das Zusammenspiel eingefädelt?
Justus Frantz: Das war ich. Christoph Eschenbach und ich hatten Duo-Aufnahmen in den Abbey-Road-Studios und wir wollten innerhalb von einem Monat das Drei-Klaviere-Konzert, das Doppelkonzert von Mozart, aufnehmen und hatten eigentlich Placido Domingo dafür vorgesehen. (…) Das kam nicht zustande und wir suchten jemand anderes. Ich kam plötzlich auf die Idee und sagte: „Ich kann mal Helmut Schmidt anrufen!“ Die andern guckten mich alle ein bisschen verrückt an und dachten, ich wäre ein zweiter Felix Krull, ein Hochstapler. Ich hatte die Schreibtisch-Nummer von Helmut Schmidt, rief in Bonn an – das erstaunte die anderen noch mehr – und fragte ihn, ob er Lust hätte, das Drei-Klaviere-Konzert von Mozart mit uns aufzunehmen. Er fragte, ob er das denn auch könnte, und da er sich auf mich verlassen kann, dass ich ihn nie überfordern würde, habe ich gesagt, ja, das würde er können. Und dann hat er gesagt: Ja, dann mache ich das!
Eckhard Roelcke: Sie hatten ihn vorher auch schon als Pianist erlebt.
Justus Frantz: Ja, natürlich, er war ja sehr oft bei mir auf meiner Finca auf Gran Canaria und dort hat er sehr viel Klavier gespielt, übrigens fast nur und ausschließlich Bach. (…) Lassen Sie mich kurz die Geschichte zu Ende erzählen: Wir trafen uns dann drei Wochen später und ich hatte schon das Gefühl, der hat gar nicht gemerkt, dass das in London stattfinden soll. (…) Wir trafen uns am Sonntag vor dieser Aufführung. Ich zeigte ihm die Noten, er spielte und nun musste ich seine Frau fragen: Habt ihr eigentlich schon Tickets für unsere Aufnahme? Und sie fragte: Tickets – wofür denn? Als ich ihm sagte, dass er nach London fliegen sollte, sagte er: Wisst ihr, ihr seid alle verrückt! Ich sagte: Ihr könnt mich jetzt nicht im Stich lassen, die halten mich sowieso schon für einen Hochstapler! (…) Nun wurde alles umorganisiert – auch wegen seines bevorstehenden Geburtstags – die Aufnahme einen Tag vorgezogen. Aber alles klappte und die Aufführung lief wie am Schnürchen!
Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 23.4.09 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Eckhard Roelcke: Wie war das damals anno 1981? Wer hat denn das Zusammenspiel eingefädelt?
Justus Frantz: Das war ich. Christoph Eschenbach und ich hatten Duo-Aufnahmen in den Abbey-Road-Studios und wir wollten innerhalb von einem Monat das Drei-Klaviere-Konzert, das Doppelkonzert von Mozart, aufnehmen und hatten eigentlich Placido Domingo dafür vorgesehen. (…) Das kam nicht zustande und wir suchten jemand anderes. Ich kam plötzlich auf die Idee und sagte: „Ich kann mal Helmut Schmidt anrufen!“ Die andern guckten mich alle ein bisschen verrückt an und dachten, ich wäre ein zweiter Felix Krull, ein Hochstapler. Ich hatte die Schreibtisch-Nummer von Helmut Schmidt, rief in Bonn an – das erstaunte die anderen noch mehr – und fragte ihn, ob er Lust hätte, das Drei-Klaviere-Konzert von Mozart mit uns aufzunehmen. Er fragte, ob er das denn auch könnte, und da er sich auf mich verlassen kann, dass ich ihn nie überfordern würde, habe ich gesagt, ja, das würde er können. Und dann hat er gesagt: Ja, dann mache ich das!
Eckhard Roelcke: Sie hatten ihn vorher auch schon als Pianist erlebt.
Justus Frantz: Ja, natürlich, er war ja sehr oft bei mir auf meiner Finca auf Gran Canaria und dort hat er sehr viel Klavier gespielt, übrigens fast nur und ausschließlich Bach. (…) Lassen Sie mich kurz die Geschichte zu Ende erzählen: Wir trafen uns dann drei Wochen später und ich hatte schon das Gefühl, der hat gar nicht gemerkt, dass das in London stattfinden soll. (…) Wir trafen uns am Sonntag vor dieser Aufführung. Ich zeigte ihm die Noten, er spielte und nun musste ich seine Frau fragen: Habt ihr eigentlich schon Tickets für unsere Aufnahme? Und sie fragte: Tickets – wofür denn? Als ich ihm sagte, dass er nach London fliegen sollte, sagte er: Wisst ihr, ihr seid alle verrückt! Ich sagte: Ihr könnt mich jetzt nicht im Stich lassen, die halten mich sowieso schon für einen Hochstapler! (…) Nun wurde alles umorganisiert – auch wegen seines bevorstehenden Geburtstags – die Aufnahme einen Tag vorgezogen. Aber alles klappte und die Aufführung lief wie am Schnürchen!
Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 23.4.09 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.