Alice Hasters Sachbuch über Diskriminierung

Ratgeber für Rassisten wie dich und mich

13:16 Minuten
Porträt der Autorin Alice Hasters
Nicht nur Nazis sind rassistisch, und man muss Rassismus nicht erst bekämpfen, wenn er in radikaler Form auftritt, schreibt Alice Hasters. © www.pixxwerk.de/H. Henkensiefken
Alice Hasters im Gespräch mit Martin Böttcher · 01.10.2019
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"Menschen übersehen, wo Rassismus überall vorkommt", sagt die Journalistin Alice Hasters. In ihrem Buch "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen: aber wissen sollten" beschreibt sie, wie Rassismus ihren Alltag in Deutschland von Kindheit an geprägt hat.
Rassismus ist nicht nur der Skinhead mit Springerstiefeln, Rassismus lauert verborgen in jedem Menschen: Dies muss und musste Alice Hasters von Kindheit an erfahren. Die Erlebnisse hat die 1989 in Köln geborene Journalistin in dem Buch "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen: aber wissen sollten" zusammengefasst.
Es richte sich an diejenigen, "die eigentlich alles gut meinen und denken, sie seien nicht rassistisch und dieses Thema sei eigentlich nicht ihr Thema – und ich sehe da eben oft blinde Flecken und auch das Problem, dass Menschen Rassismus oft nicht gut einschätzen können und übersehen, wo er überall vorkommt", sagt Hasters.

Warum gibt es eigentlich keine "White Music"?

So sei sie beispielsweise mit dem Begriff "Black Music" aufgewachsen. Natürlich wisse sie, welche musikalischen Stilrichtungen damit bezeichnet werden. Wenn man sich die Musikwelt jedoch genauer anschaue, seien ganz viele Musikrichtungen von schwarzen Menschen beeinflusst und massiv geprägt worden. "Auch Sachen wie Techno oder Country. Wenn es eine 'Black Music' gibt, muss es auch eine 'White Music' geben. Darüber reden wir nicht."
Auch die Suche nach Vorbildern sei für People of Color in Deutschland eher kompliziert. "Ich habe schwarze Menschen nicht gesehen im Bereich der Politik, Wissenschaft oder irgendeiner anderen Form." Was für Hasters blieb, waren die Musikerinnen und Musiker auf MTV und Viva wie beispielsweise Alicia Keys. "Das war ein Ort, wo ich schwarze Menschen gesehen habe."

Hip-Hop - Empowerment und Korsett

Der Aufschwung von afroamerikanischen Hip-Hop sei für viele Black People of Color daher Empowerment gewesen, schreibt Hasters in ihrem Buch. Auf der anderen Seite aber auch ein "Korsett". Denn eine Identifizierung mit Hip-Hop-Attitüden sei quasi zwangsläufig gewesen, sei einem auferlegt worden.
"Ich habe das erlebt in der Form, dass Leute meinten, ich könne gut tanzen, gut singen. Ich hatte irgendwie auch das Gefühl, ich müsste in irgendeiner Form gut rappen können."
(lkn)

Alice Hasters: "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen: aber wissen sollten"
Hanser Verlag, 2019
208 Seiten, 17 Euro

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