Alexander Solyga, Fachkoordinator der GIZ für den Südsudan

Haben Sie immer noch Muschelgeld im Portemonnaie?

Alexander Solyga, Fachkoordiantor der GIZ für den Südsudan
Alexander Solyga, Fachkoordiantor der GIZ für den Südsudan © Foto: privat
Moderation: Katrin Heise · 14.01.2016
Der Südsudan gehört zu den vergessenen Regionen der Welt. Für Alexander Solyga ist das vom Krieg gebeutelte afrikanische Land der Lebensmittelpunkt. Der gelernte Werkzeugmacher leitet dort als Entwicklungshelfer das Landwirtschaftsprogramm der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit.
In seinem Job versucht er, den Menschen ein Leben in ihrem zerstörten Land zu ermöglichen und die Landwirtschaft wieder aufzubauen. Schon zu DDR-Zeiten hatte er als Jugendlicher den Traum von der weiten Welt. Nach dem Mauerfall konnte ihn sich der gelernte Werkzeugmacher erfüllen. Er studierte VWL, Ethnologie und Entwicklungssoziologie und ging als Entwicklungshelfer unter anderem nach Papua-Neuguinea. Das Land mit der größten Sprachdichte der Welt, sagt Alexander Solyga. "Es ist ein Land, wo zurzeit fünf Millionen Einwohner sind, die sprechen über 800 verschiedene Sprachen."
Mit Muscheln das Busticket zahlen? Kein Problem
Der Entwicklungshelfer leitete in Papua-Neuguinea eine Berufsschule. Er erforschte aber auch die Bedeutung des traditionellen Muschelgeldes der dort lebenden Tolai. "Das sind so kleine Schnecken, die sind so einen halben Zentimeter bis einen Zentimeter groß." Man könne dieses Muschelgeld im Alltag nach wie vor als Zahlungsmittel nutzen:
"In Papua-Neuguinea können Sie heutzutage bei den Tolais ihre Steuern damit zahlen, Sie können das Busticket zahlen, ohne dass Sie der Busfahrer komisch anguckt."
Identitätsstiftendes Muschelgeld
Der eigentliche Zweck des Muschelgeldes sei aber ein anderer. Es diene weniger kurzfristigen ökonomischen Transaktionen im Alltag als der gesellschaftlichen Reproduktion und Selbstvergewisserung. So würden die Muscheln beispielsweise auf lange Bambusschnüre gezogen.
"Das Bestreben in der kulturellen Logik eines jeden Tolais ist es, dieses Muschelgeld in wagenradgroße Ringe zu binden. Und diese Ringe werden vor dem eigenen Tod nicht mehr aufgemacht, sondern das Muschelgeld wird dem Austausch entzogen und erst beim Tod wird es an die Angehörigen verteilt."
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