Alexander Liebreich bei den Brünner Philharmonikern

Empathisch vergänglich

Der Dirigent Alexander Liebreich
Der Dirigent Alexander Liebreich © Thomas Rabsch/RIAS Kammerchor
17.12.2017
Musik schafft Empathie - das meint der Dirigent Alexander Liebreich. Als Gast der Brünner Philharmoniker dirigierte er Musik von Joseph Haydn und Toshio Hosokawa. Vilém Veverka spielte Bernd Alois Zimmermanns Oboenkonzert.
Dunkel eingefärbt war die Thematik dieses Novemberkonzerts des Philharmonischen Orchesters Brno. Am Ende stand die e-Moll-Sinfonie Joseph Haydns, deren Adagio der Komponist für sich selbst als Beerdigungsmusik auserkoren hatte. Deshalb trägt sie auch den Beinamen Trauersinfonie. Wüst und menschenunfreundlich ist die Welt sowohl in Haydns Oper "L'isola disabitata" (die unbewohnte Insel) als auch in Toshio Hosokawas Orchester-"Meditation", die den Opfern des Tsunami 2011 gewidmet ist. Musik erzeugt Menschlichkeit und Empathie und hilft auch über schlimmste Prüfungen hinweg. Der Dirigent dieses Abends im Begegnungshaus Brno war Alexander Liebreich, derzeit Musikdirektor des Nationalen Sinfonieorchesters des Polnischen Rundfunks in Kattowitz. Zu seinem Gastauftritt in der mährischen Metropole Brno hatte er das Werk von Toshio Hosokawa mitgebracht, das er selbst bei einem Musikfestival in Südkorea uraufgeführt hat.
Vorfristig gedachten die Musikerinnen und Musiker in Brno des 100. Geburtstages des Kölner Komponisten Bernd Alois Zimmermann, der 1918 geboren wurde und zu den prägenden Gestalten der westdeutschen Nachkriegsavantgarde zählte. Der tschechische Star-Oboist Vilém Veverka spielte Zimmermanns Oboenkonzert, das wie eine Hommage an den neoklassischen Virtuosengeist Igor Strawinskys klingt.
Im Anschluss senden wir an diesem dritten Advent ein neues Werk des finnischen Komponisten Magnus Lindberg, das er zum 100. Unabhängigkeitstag Finnlands und zum 90-jährigen Bestehen des Finnischen Radio-Symphonieorchesters geschrieben hat. Im Festkonzert direkt am 6. Dezember, dem Unabhängigkeitstag, wurde es von diesem Orchester unter Leitung von Hannu Lintu im Musikzentrum Helsinki uraufgeführt. "Tempus fugit" - "die Zeit vergeht" ist es überschrieben. Vergänglichkeit und Erinnerung sind die Kehrseiten ein- und desselben Phänomens. Ein insgesamt nachdenklicher Konzertabend.
Begegnungshaus Brno
Aufzeichnung vom 24. November 2017
Toshio Hosokawa
"Meditation" für Orchester
Bernd Alois Zimmermann
Konzert für Oboe und Kammerorchester
Joseph Haydn
Ouvertüre zu "L'isola disabitata"
Sinfonie Nr. 44 e-Moll "Trauersinfonie"

Vilém Veverka, Oboe
Philharmonisches Orchester Brno
Leitung: Alexander Liebreich

im Anschluss:
Musiikkitalo, Helsinki
Aufzeichnung vom 06. Dezember 2017
Magnus Lindberg
"Tempus fugit" für Orchester (Uraufführung)

Finnisches Radio-Symphonieorchester
Leitung: Hannu Lintu