Alexander Gerst gibt Konzert mit Kraftwerk

Zukunftsmusik von der ISS

Die Band Kraftwerk auf der Bühne. Dahinter in der Videoschalte: Der Astronaut Alexander Gerst mit einem Tablet-Computer. Er macht eine triumphierende Geste.
He's a starman playing music in the sky - frei nach David Bowie. Astronaut Alexander Gerst beim Konzert mit Kraftwerk. © picture alliance/Reiner Pfisterer/dpa
Marco Trovatello im Gespräch mit Mathias Mauersberger · 23.07.2018
Eine geglückte Überraschung: Beim Auftritt in Stuttgart bekamen Kraftwerk mit einem Mal per Videoschalte musikalische Unterstützung aus dem All. Marco Trovatello erklärt, wie der Coup mit ISS-Astronaut Alexander Gerst technisch umgesetzt wurde.
Ziemlich verdutzt waren die Besucherinnen und Besucher des Festivals Jazz Open, vergangenen Freitag in Stuttgart, als beim Auftritt von Kraftwerk auf einer riesigen Leinwand plötzlich live ins Weltall geschaltet wurde, zum deutschen Astronauten Alexander Gerst:
"Guten Abend Kraftwerk, guten Abend Stuttgart. Ich befinde mich gerade als einer von nur sechs Menschen im Weltraum, auf dem Außenposten der Menschheit, der internationalen Raumstation ISS. Die ISS ist eine Mensch-Maschine. Sie ist die komplexeste und wertvollste Maschine, die die Menschheit je gebaut hat."

Auf der ISS erforsche er Technologien, die das tägliche Leben – und die Zukunft – besser machen würden. Nach einer kurzen Einleitung über seine Arbeit auf der Raumstation spielte er auf einem Tablet gemeinsam mit Kraftwerk deren Song "Spacelab" vom Album "Mensch-Maschine".

Erstmals elektronische Musik aus dem All

Marco Trovatello hat das ungewöhnliche Konzert organisiert. Er ist PR-Manager beim Europäischen Astronautenzentrum in Köln. Astronaut Alexander Gerst sei ein großer Kraftwerk-Fan, sagt Trovatello. Bereits vor einem Jahr hat er Kraftwerk getroffen und über die Idee eines Weltraum-Konzerts gesprochen.

Und zum Vergleich - das Original:

Sowohl die European Space Agency ESA als auch Kraftwerk seien von Anfang an begeistert gewesen. "Ralf Hütter von Kraftwerk zu überzeugen war nicht schwierig", sagt Trovatello. Er habe einen "netten Brief" verfasst, anschließend gab es eine intensive Probephase.

Eine technische Herausforderung

Beim Konzert beim Jazz Open sei fast alles gelungen, lediglich am Anfang habe es eine kleine Verzögerung gegeben. Die Latenz möglichst gering zu halten ist technisch höchst komplex. Die ISS fliege mit 28.000 km/h um die Erde.
Die Reaktion des Publikums – auch auf Social Media – sei erstaunlich gewesen. Die Zustimmung sei "einhundert Prozent positiv" gewesen. Trovatello ist begeistert von der Zusammenarbeit: "Wir haben hier etwas, wo wir Wissenschaft und Technologie im Weltraum mit europäischer Kultur verbinden."
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