Albrecht Dürers Meisterwerke in der Albertina in Wien

"Eine unglaubliche Beobachtungsgabe"

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Der "Feldhase", ein Bild mit Aquarell und Deckfarben von 1502 von Albrecht Dürer, hängt in der Albertina.
Für die Dürer-Ausstellung in der Albertina wird der "Feldhase" aus dem Hochsicherheitsdepot geholt. © Foto: Fabian Nitschmann/dpa
Christof Metzger im Gespräch mit Vladimir Balzer · 19.09.2019
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Über 200 Werke Albrecht Dürers zeigt die Albertina in einer neuen umfangreichen Ausstellung. Kostbare Leihgaben gesellen sich dabei zu den Werken der großen Sammlung des Museums. Ein Highlight: das selten gezeigte Aquarell des Feldhasen.
Normalerweise wird er in einer Schachtel im Hochsicherheitsdepot der Albertina unter Verschluss gehalten - der Feldhase von Albrecht Dürer. Somit ist es auch erst das neunte Mal, dass das Aquarell ausgestellt wird. "Der Grund liegt einfach in den verwendeten Materialien", erklärt Kurator und Dürer-Spezialist Christof Metzger. Papier, Aquarell- und Deckfarben reagierten "sehr allergisch auf eine zu hohe Lichtexposition".

Naturbeobachtung in unglaublicher Lebendigkeit

Das Aquarell des Feldhasen sei ein Beispiel Dürers "unglaublicher Präzision in der Naturbeobachtung". Dabei setze er das Gesehene nicht nur mit Pinsel und Farben um, sondern erreiche auch eine unglaubliche Lebendigkeit. "Man hat das Gefühl, man kann mit der Hand jetzt in dieses weiche Fell reinwuscheln. Er hat einen Glanz im Auge. Er strahlt eine Lebendigkeit und Wachsamkeit aus, als ob er im nächsten Moment aufspringen möchte." Das sei das Faszinierende an diesem eigentlich "ganz bescheidenen und kleinen Werk", so Metzger.
Kurator Christof Metzger beugt sich mit einer kleinen Taschenlampe das Ölgemälde "Bildnis eines bartlosen Mannes mit großem Barett" von Albrecht Dürer (1471-1528) in der Albertina. 
Kurator Christof Metzger inspiziert mit einer Taschenlampe das Ölgemälde "Bildnis eines bartlosen Mannes mit großem Barett" von Albrecht Dürer in der Albertina. © Foto: Fabian Nitschmann/dpa
Aber auch Dürer muss das Abbild des Feldhasens sehr geschätzt haben, erklärt der Experte. "Die Wertschätzung, die Dürer diesem Werk selbst gezollt hat, sieht man ja schon in seinem Monogramm und der Datierung auf 1502, die er sehr prominent und sehr ordentlich platziert hat." In seiner Werkstatt sei ein solches Blatt ein Musterblatt, ein Schaustück allerhöchster Qualität gewesen, "beispielsweise für einen Besucher seiner Werkstatt, der dann natürlich auch zum Kunden werden kann".
Das Besondere an Dürer sei außerdem, dass sehr viel über ihn bekannt sei. "Er ist der erste Künstler seiner Zeit, von dem wir auch sehr viele Lebenszeugnisse haben." Neben Aufzeichnungen, Briefen und Tagebucheinträgen gibt es auch Äußerungen Dritter, da Albrecht Dürer schon zu Lebzeiten eine gewisse Berühmtheit hatte. Aus all diesen Schilderungen ergebe sich das Bild einer sehr selbstbewussten Persönlichkeit, "die sich auch großer Beliebtheit erfreut hat, die wohlmöglich ein großer Dandy war".
Das Gemälde "Anbetung der Könige" von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1504 ist im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (Mittelfranken) in einer Dürer-Ausstellung von 2012 zu sehen. 
Das Gemälde "Anbetung der Könige" von Albrecht Dürer ist für Dürer-Spezialist Christof Metzger vielleicht sogar das schönste Gemälde.© Foto: Daniel Karmann dpa/lby
Außer den Werken aus der eigenen Sammlung sei die Leihgabe der "Anbetung der Könige" aus den Uffizien in Florenz etwas sehr Besonderes für die Ausstellung, auch weil das Gemälde nur ganz selten ausgeliehen werde. Für Metzger ist es "vielleicht sogar Dürers schönstes Gemälde". Auch hier besteche die Farbenpracht und die Präzision der Wiedergabe. "Holz ist Holz in diesem Gemälde. Fell ist Fell."
Die Vorbereitung auf die Dürer-Schau hat aber auch andere Überraschungen zu Tage gebracht. Ein Pergament aus der Sammlung der Albertina, auf dem ein prunkvoller Tischbrunnen zu sehen ist, stellte sich im Vergleich mit anderen Fassungen wegen der Qualität der Zeichnung und der Kolorierung als das "Dürersche Urbild" heraus.
(kpa)
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