Albrecht Dürer

Früher Popstar der Malerei

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Dürer, Albrecht 1471–1528. “Betende Hände”, 1508. Vorstudie zum “Heller Altar”.
Albrecht Dürers "Betende Hände" sind das meistreproduzierte Motiv des Ausnahmekünstlers © akg images / Graphische Sammlung Albertina Wien
Thomas Eser im Gespräch mit Ute Welty  · 21.05.2021
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Ein halbes Jahrtausend alt, und doch Teil unserer Alltagskultur: Albrecht Dürers „Betende Hände“ schmücken Millionen von Grabsteinen und sind ein allgegenwärtiges Motiv. Der Kunsthistoriker Thomas Eser würdigt den Maler als modernen Künstler.
Der Künstler Albrecht Dürer (1471-1528) sei ein Vorbild bis in die Moderne, sagt Thomas Eser, Leiter des Albrecht-Dürer-Hauses in Nürnberg. Dürers Zeichnung "Betende Hände" seien "auf Millionen von Grabsteinen gelandet – und das eigentlich erst im 20. Jahrhundert."
"Es wäre schon interessant zu wissen, was Dürer dazu gesagt hätte", so Eser weiter. Die Konjunktur der "Betenden Hände" sei eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte gewesen. Sie schmückten etwa auch den Grabstein des US-Pop-Art-Künstlers Andy Warhol.
"Er war Vorbild nicht nur für die Zeitgenossen, sondern er hat immer weiter gewirkt auf unterschiedlichste Art und Weise", würdigt Eser den Maler, der vor 550 Jahren geboren wurde. Dürer sei ein moderner Künstler, er sei in der Gesellschaft unterwegs und ein "Enfant terrible" gewesen.
"Aber auch das Reflektieren über die Welt und über die Natur, im Sinne eines nicht-wissenschaftlichen, aber ebenso wertvollen Verstehens der eigenen Profession – das alles hat Dürer bereits vor einem halben Jahrtausend praktiziert."

Ein Nationalheld der Deutschen

Auch für eine national orientierte deutsche Kunstgeschichte sei Dürer immer "der große Held" gewesen, schildert Eser die Wirkung des Renaissance-Künstlers. Nur Dürer habe sich im Vergleich zu den künstlerischen Leistungen des romanischen Sprachraums und Künstlern wie Raffael oder Leonardo da Vinci behaupten können.
"Er war aber zugleich auch – das ist ein Superlativ, der erlaubt ist – einer der Ersten, die sich selbst zum Thema in der Kunst machten." Dürer habe "einem modernen Künstlerbild entsprochen" und "nicht mehr nur als Handwerker gewirkt."
Das Gemälde "Selbstportrait" (1498) von Albrecht Dürer in einer Ausstellung. 
Warum Albrecht Dürer seine Selbstporträts malte, sei bis heute ein Rätsel, sagt der Kunsthistoriker Thomas Eser. © picture-alliance / dpa / Kote Rodrigo
Seine Selbstporträts seien keine schnellen Skizzen, sagt Eser. "Das sind richtig aufwendig gemalte Bilder." Der Maler habe für die drei Werke sicher wochenlang an der Staffelei gesessen. "Wir fragen uns bis heute, wozu er sie eigentlich angefertigt hat."
Das bleibe ein Rätsel, denn diese Bilder habe damals niemand zu Gesicht bekommen. Museen existierten noch nicht, und niemand habe dem Künstler die Werke abgekauft. "Ich vermute, es war so etwas wie ein Musterstück", so Eser. "Er konnte damit zeigen, was für ein toller Porträtmaler er war".

Reich zu Lebzeiten

Reich geworden sei Dürer über die Druckgrafik, sagt Eser. "Kupferstiche, Holzschnitte, Buchillustrationen – das war etwas von sehr hoher Qualität." Diese Werke ließen sich in hohen Auflagen herstellen und europaweit verkaufen, da sei das Geld geflossen. "Eigentlich war er ein Medienmensch."

(gem)
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